In Zeiten des Klimawandels schauen sich viele Landwirte nach neuen Kulturen für den hiesigen Obst- und Gemüsebau um. Eine 'neuartige' Kultur, die dabei immer mehr in Frage käme, sei die Feige, eine Frucht, die bisher vor allem im Mittelmeerraum angebaut wird. Cécile Prunier vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB, rechts im Bild) gab am zweiten Messetag der Online-Veranstaltung Fruchtwelt Bodensee Einblicke in die Chancen und Herausforderungen, die mit dem Feigenanbau einhergehen.
Einer der ausschlaggebenden Faktoren sei die Sortenauswahl, denn insgesamt gäbe es bei der Feige drei geeignete Gattungen oder Sortengruppen, nämlich violett, braun und grün-gelb. Die violett-schaligen Früchte würdeb in der Regel vom Einzelhandel bevorzugt, allerdings habe es Prunier zufolge bisher eher kleinkalibrige Erträge gegeben. Die ertragreichsten Sorten finde man eher in den beiden anderen Kategorien, braun und grün-gelb. Die Sorten werden derzeit vor allem nach Geschmack, Kältetoleranz im Anbau, Kaliber, Aussehen und Haltbarkeit gewählt. Im Idealfall seien folgende (Anbau)Bedingungen vorhanden: geringe bis moderate Wasserverfügbarkeit, hohe Einstrahlung und abgestimmte Nährstoffmengen. Prunier: "Was besonders für die Feige spricht, sind die minimale Erhaltungsdüngung und moderate Wassergaben."
Rechts: Die Dalmatie (l) ist von der Fruchtform her eher länglich, dabei aber relativ groß. Die Tena ist hingegen etwas runder und hat somit einen größeren Durchmesser.
Vermarktbare Früchte
Das KOB hat zahlreiche Sorten anhand mehrerer Faktoren miteinander verglichen. In Sachen Fruchtertrag weise die grün-gelbe Dalmatie-Feige die besten Ergebnisse auf. Ein weiterer, ausschlaggebender Faktor sei der Anteil vermarktungsfähiger Kaliber. Feigen dürfen in der Regel ab einem Durchmesser um 40mm gehandelt werden. Die Sorten Dalmatie, 1605 und Tena hätten verhältnismäßig den größten Anteil vermarktbarer Früchte. Pastilière und Ronde de Bordeaux seien zwar eher kleinfrüchtig, dennoch im vermarktbaren Bereich, schildert Prunier.
Zur sinnvollen und zielgerichteten Vermarktung der süddeutschen Feigen wurde vor wenigen Jahren die Marke 'Ländle Feige' ins Leben gerufen. Die einheitlich verpackten Feigen werden über die regionalen und namhaften Vermarktungsorganisationen OVB, WOG und Edeka Südwest vertrieben. Prunier: "Die dahinterliegende Idee dabei ist es, eine zentrale Bündelung der Früchte zu erreichen, damit die Wiedererkennung und Bekanntheit beim regionalen Verbraucher erhöht wird. Die Erzeuger müssen sich durch den zentralen Vertrieb auch nicht mit der Vermarktung und allem drumherum, etwa Verpackung und Etikettierung, beschäftigen. Nicht zuletzt lässt sich durch die effiziente Vermarktung auch die Qualität der zu vermarktenden Ware einfach kontrollieren und steuern."
Genügsame Kultur mit geringem Pflegeaufwand
Prunier zufolge habe die Feige schon das Potenzial zu einem festen Bestandteil des süddeutschen Obstbaus sowie des Marktangebotes zu werden. "Das Ertragspotenzial kann nach nur zwei Jahren im Versuch noch nicht eingeschätzt werden und wird sich erst in den kommenden Jahren herauskristallisieren. Ausschlaggebend für den Einstieg in den Markt, egal ob im LEH oder in der Direktvermarktung, wäre es, nur erstklassige Qualität zu ernten. Zudem ist bei der Auswahl der Pflanzen und Sorten auf die Kältetoleranz zu achten. Ansonsten ist die Feige eine genügsame Kultur mit geringem Pflegeaufwand im Preissegment der Beeren", schlussfolgert die Expertin.
Weitere Informationen:
Cécile Prunier
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB)
+49 751-7903-190
[email protected]
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