Die Erntemengen von Speisekürbissen vervielfachen sich in rasantem Tempo. Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) haben die Ertrage sich seit 2006 von rund 41.000 auf 86.000 verdoppelt. Überraschend wenn man betrachtet, dass die Gemüsesorte mit den charakteristischen Formen bis vor kurzem noch Kriegsgemüse genannt wurde. Bio-Erzeuger Georg Thalhammer war vom Anfang an von dem Potenzial des Gemüses überzeugt. ,,Kürbisse sind schon auf gleicher Höhe wie Blumenkohl.‘‘
Hokkaido, Butternuss und Gelber Zentner: auch die großen Discount-Ketten haben den Kürbis mittlerweile im Sortiment. Georg Thalhammer – Geschäftsführer eines Kollektivs von 25 Bio-Erzeugern – behauptet dass eine Verdopplung eher untertrieben ist. ,,Wenn ich meine eigenen Absätze betrachte sind die Erntemengen verfünffacht. Immer mehr Discount-Supermarkte realisieren für sich, dass Kürbis ein gesundes Gemüse ist, dessen Ernährungswert und Powerenergie auch von Wissenschaftler bestätigt wird. Wissen Sie zum Beispiel dass Kürbis zehnmal mehr Carotin als Karotten enthält?‘‘
Das Team der Kurbis-Erzeugern mit Inhaber Georg Thalhammer rechts in der Mitte
Ein vielseitiges Gemüse
Laut dem Bio-Erzeuger aus dem unterfränkischen Ort Steinfeld hat der Kürbis bestimmt nicht mehr das armseliges Image wie er es einst hatte. Nicht umsonst wurde er jahrzehntelang Kriegsgemüse genannt. Jetzt ist er beliebter als je zuvor. „Man kann alles mit dem Kürbis machen: kochen, backen, braten oder als Bestandteil in Brot und Kuchen nutzen. Ein Vorteil ist auch, dass das ganze Produkt verwendet werden kann, auch die Schale.“ Thalhammer legt wiederum ein überraschendes Wissen auf den Tisch. ,,Kaum jemand weiß, dass sogar Orangensaft manchmal Bestandteile vom Kürbis enthält. Das wird allerdings selten auf dem Etikett gemeldet.“
Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) bestätigt die Aussagen von Thalhammer. ,,Die Vermarktung des Kürbisses als Dekoartikel ist ein Grund dass sich wieder mehr Leute für Kürbis interessieren. Dazu kommen dann passenderweise die wertvollen Inhaltsstoffe und gute Verträglichkeit z.B. für Kinderernährung und Diabetiker‘‘, so einer Sprecherin des Zentrums.
,,Man kann alles mit dem Kürbis machen'', so Bio-Erzeuger Georg Thalhammer (rechts)
Stetige Entwicklung
Thalhammer fängt spontan an zu lachen wenn er über seine eigene Erfahrungen im Kürbis-Anbau erzählt. Bereits 1987 fing der Bio-Erzeuger an mit dem Anbau des damals kaum beachteten Gemüses. ,,Wir zogen wöchentlich auf die regionalen Wochenmärkte, um die Leute Kürbisse probieren lassen. Erst 2006 hat Aldi-Süd dann angefangen, Hokkaido Kürbisse zu verkaufen, und damals nach dem Halloweenfest wieder aus dem Sortiment genommen wurde.‘‘
Mittlerweile ist der Kürbis gar kein Sonderangebot mehr, wie Thalhammer betont. Seine eigenen Erträge und die seiner Kollegen werden u.a. an Supermarktketten Edeka, Rewe und Discounter wie Aldi-Süd vermarktet. „Den größten Teil unseres Absatzes belegt die Hokkaido-Sorte. Das ist schätzungsweise 80 Prozent. Dazu gibt es dann noch eine kleine Menge Spaghetti-Kürbisse, Butternuss und andere Sorten. Der Kürbis ist bei manchen Discountern schon auf der gleichen Höhe wie Blumenkohl und Kartoffeln.‘‘
Die Hokkaido-Kürbisseauf dem Feld
Der Kürbis ist in erster Linie ein Herbstgemüse, aber das ist mit den heutigen Lagermöglichkeiten nicht problematisch. ,,Momentan liegt der Kürbis aus Europa schon ab Ende Juni bis zum Februar in den Regalen. Danach gibt es auch Import aus Nordafrika, Israel, Südafrika, Argentinien und Neuseeland, das Land mit den größten Kürbiserzeugern. Das war vor einigen Jahrzehnten auch mit der Zucchini der Fall, aber das ist mittlerweile auch ein Ganzjahresartikel.“
Ansonsten wird die Arbeitsintensivität des Kürbisses häufig als ein Hindernis zum Massenkonsum genannt. Thalhammer: „Es gibt schon vorgeschnittenes Fruchtfleisch in praktischen Beuteln. Der Kürbis hat ohne Zweifel das Potenzial ein Convenience-Produkt zu werden. Wir selbst verarbeiten auch große Mengen zu Püree, Kürbisketchup mit 70 % Kürbisanteil und andere Kürbisprodukte, wie Aufstriche oder Kürbisschorle.‘‘
Georg Thalhammer - Gesundes von Feld und Wald
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