Weihnachtszeit ist Ananszeit, das weiß man im Handel. Die Exoten werden vorwiegend aus Costa Rica bezogen und frisch am Stück, in Dosen und auch immer öfter im Convenience-Bereich angeboten. Worüber sich die wenigsten jedoch Gedanken machen ist, was mit den Kronen der Frucht und der blättrigen Pflanze selbst passiert. Eine Studenteninitiative der Leibniz Universität Hannover hat ein Verfahren entwickelt um genau diese Abfälle zu Papier weiterzuverarbeiten. Nun ist man auf der Suche nach Partnern.
© Upala Agricola S.A., Costa Rica
"Wir waren gerade für fünf Wochen in Costa Rica um uns ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Allein bei den abgeschlagenen Kronen fallen auf einer Plantage pro Woche 200 Tonnen Abfälle an, die im Normalfall ungenutzt bleiben und teilweise sogar zum Problem werden können", erklärt Niklas Tegtmeier vom Projekt Musa Fibra des Enactus Leibniz Universität Hannover e.V.
Das Team beim Besuch in Costa Rica © Musa Fibra, Costa Rica
© Upala Agricola S.A., Costa Rica
Convenience-Produkte und die Saftherstellung sind große Faktoren in der Ananasindustrie und demensprechend groß die Mengen der anfallenden Kronen, die noch vor Ort abgeschlagen werden um den Export zu erleichtern. Hinzu kommen die Pflanzen an sich, die zwei Jahre Früchte tragen und danach durch neue ersetzt werden. "Die Abfälle werden während der Trockenzeit an lokale Bauern verschenkt, die diese ans Vieh verfüttern. Die Reste auf den Feldern werden untergepflügt oder mit Chemikalien vertrocknet, denn wenn die Erzeuger das Material einfach liegen lassen bietet es die perfekte Unterkunft für eine lokale Fliegenart, welche Krankheiten auf Vieh übertragen kann." Die von der Initiative entwickelte Papierherstellung könnte also einerseits das Abfallproblem lösen und andererseits eine nachhaltige Alternative für die Papier- und Verpackungsindustrie darstellen.
© Musa Fibra, Costa Rica
"Wir arbeiten derzeit noch in unserem Labor und daher in sehr begrenzen Mengen, auf Industriemaßstab rechnen wir jedoch damit, dass unsere Alternative dem konventionellen Papier im Preis nur wenig nachsteht. Zudem verzichten wir auf Chlorbleichung und möchten die Papierherstellung möglichst ökologisch gestalten um schädliche Abfallstoffe zu vermeiden." Die Nutzung stehe einem konventionellen Papier nichts nach und so lasse sich das Papier vielseitig einsetzen. Von Visitenkarten bis hin zu Transportkisten für den Fruchtexport.
Rohzellulose (oben) und fertiges, bedrucktes Papier (unten)
© Musa Fibra, Hannover
Für die Prozess-Skalierung und weitere Tests sucht man nun Partner in Deutschland: "Wir suchen nach einem Partner von dem wir größere Mengen Ananaskronen für unsere Papierherstellung in Deutschland beziehen können. Langfristig möchten wir dann auch aus dem Uni-Labor ausziehen und eine eigenständige in Costa Rica Produktion beginnen", so Tegtmeier abschließend. "Sind sie Großhändler, Convenience-Produzent oder Wochenmarkthändler und haben größere Mengen Ananaskronen, die Sie wegwerfen? Wir würden diese gerne weiterverarbeiten!"
© Musa Fibra, Costa Rica
© Musa Fibra, Costa Rica
© Upala Agricola S.A., Costa Rica
Für weitere Informationen:
Niklas Tegtmeier
Projekt Musa Fibra
Enactus Leibniz Universität Hannover e.V.
Königsworther Platz 1
30167 Hannover
[email protected]