Die schwierige belgische Kartoffelsaison wurde letzte Woche auf der Interpom wieder einmal deutlicher. Witterungsbedingungen und Krankheitsdruck haben Probleme verursacht, aber inzwischen scheint trotz geringerer Erträge alles vom Feld zu sein. "Es ist nicht mehr so entspannt wie noch vor zehn bis 15 Jahren", sagt Stijn Windey von Agra Claessens. "Man darf keine Fehler mehr machen. Um ein gutes Produkt aus dem Boden zu bekommen, muss man alle Register ziehen, und selbst dann muss man sich damit zufriedengeben, wie es ist."
Das Anbauunternehmen von Stijn und seiner Frau Greet gibt es eigentlich noch gar nicht so lange. Im Jahr 2005 beschlossen sie, gemeinsam den Sprung zu wagen, als der Hof ihres Nachbarn verkauft wurde. Sie begannen mit dem Anbau von Zierpflanzen und Frühkartoffeln in den Gewächshäusern, weiteten den Betrieb aber schließlich auf den Kartoffelanbau im Freiland aus. Der Erzeuger ist zwar schon einige Jahre im Geschäft, aber eine Saison wie diese hat er noch nicht erlebt. "Es war so nass", fährt Stijn fort. "Das habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt. Wir beginnen das Jahr immer mit den Frühkartoffeln, Moese Patatten, im Gewächshaus, und damit hatten wir eigentlich keine Probleme. Es war ein recht warmes Frühjahr, was den Vorteil hat, dass die Kartoffeln gut wachsen konnten. Dann kamen die ersten Kartoffeln unter Schutz im Freiland und auch das lief gut."
"Bei den spät gepflanzten Kartoffeln haben wir die ersten Wasserschäden gesehen", erklärt Stijn, der etwa zehn Hektar Freiland-Kartoffeln hat. "Die Kartoffeln, die wir aus dem Boden geholt haben, waren von guter Qualität, aber viele gingen durch die Regenfälle im Frühjahr verloren. Das war übrigens in den gesamten Niederlanden und Belgien zu beobachten. Allerdings gab es große regionale Unterschiede. So wie ich es verstanden habe, gab es in den umliegenden Ländern, wie Deutschland und Frankreich, weniger Probleme. Insgesamt haben wir, glaube ich, etwa 30 Prozent weniger geerntet als in anderen Jahren. Wir befinden uns im Schelde-Tal, wodurch unser Boden sehr empfindlich gegenüber Staunässe ist, was je nach Anpflanzungszeitpunkt erhebliche Schäden verursacht."
Verbraucher fordern kleinere Verpackungen
Hier sieht er vor allem die Regenfälle Ende Mai/Anfang Juni als Übeltäter. "Die Leute, die recht früh gepflanzt haben, bekamen die starken Regenschauer ab. Dann verfaulen die Kartoffeln in den Dämmen. Erzeuger, die später gepflanzt haben, haben nicht so sehr gelitten, aber sie mussten auch früher roden. Wenn man die Kartoffeln aus der schweren Erde herausholen will, kann man sie nicht bis November liegen lassen. Wir haben in der zweiten Maihälfte gepflanzt, was für dieses Jahr recht früh war. Wir hatten das Pech, dass einige Felder unter Wasser standen und keine Kartoffeln an die Oberfläche kamen. Wenn es ein ganzes Feld ist, kann man alles neu pflanzen, aber wenn es nur hier und da ein Stück ist, ist es schwierig, dazwischen zu pflanzen. Wir haben also alles so gelassen, wie es war, und das, was da war, gerodet. Trotzdem ist das, was aus dem Boden kam, von guter Qualität, nur halt weniger Kilos."
Neben dem Ab-Hof-Verkauf liefert Agra Claessens seine Kartoffeln auch direkt an den Einzelhandel, den Frühmarkt und Fachgeschäfte. Dies geschieht komplett in Eigenregie, was bedeutet, dass sie nicht von Verträgen abhängig sind. "Wir können alles selbst entscheiden, und das läuft immer noch sehr gut", sagt er. Allerdings sieht Stijn eine Veränderung in der Art des Einkaufs. "Wir sehen, vor allem in den Supermärkten, aber auch bei den Gemüsehändlern, dass die größeren Verpackungen nicht mehr gefragt sind. Früher haben wir 10-kg-Säcke abgepackt, aber heute sind es nur noch 5 Kilo oder besser noch 2,5 Kilo. Die Leute richten sich beim Einkauf immer danach, was sie am selben Abend kochen wollen. Hinzu kommt, dass die Familien immer kleiner werden, wodurch mehr kleinere Verpackungen gewählt werden. Darauf reagieren wir mit unseren Verpackungen."
Größere Herausforderungen
Auf die Frage, ob die größeren Herausforderungen bei den Erzeugern Zweifel an der Zukunft aufkommen lassen, antwortet er: "Ja, es wird schwieriger, aber wir werden nicht aufhören. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Man kann nicht einfach die Böden verändern und auch das Klima lässt sich nicht ändern. Wir haben nun einmal Lehmböden, wodurch das Pflanzen schon nicht so einfach war wie sonst. An manchen Stellen war der Boden einfach zu nass, aber irgendwann musste man ja anfangen. Ich hatte aber auch Stellen, wo ich bis zum Bauch im Schlamm stand. Das habe ich noch nie erlebt. Der Pflanzenschutz war das ganze Jahr über ein Kampf gegen den Boden. Dadurch mussten wir auch auf breiteren Rädern fahren, weil es mit den normalen Sprühreifen nicht mehr möglich war. Wir können aber sagen, dass eine solche Saison in die Bücher eingehen wird. Nicht nur für uns. Man hört, dass es überall ein Problem war."
"Man darf einfach keine Fehler mehr machen, denn dann kann man alles verlieren. Eine ausreichende Produktvielfalt und das richtige Produkt zur richtigen Zeit. Der Kartoffelanbau ist eine Herausforderung. Es ist nichts für schwache Nerven, aber wenn man mit Leidenschaft dabei ist, lohnt es sich auch. Wir bauen beispielsweise auch die Bintjes an. Das ist sozusagen unser Aushängeschild, aber sie wird noch sehr wenig angebaut. Es gibt viele Sorten, die weniger empfindlich und viel ertragreicher sind, aber bei unseren Kunden ist sie trotzdem sehr beliebt. Die Verkäufe laufen auch sehr gut, deshalb werden wir das auch nicht so bald ändern."
Ob Stijn jemals in die Versuchung gekommen ist, etwas anderes zu machen? "Man denkt immer an die Zukunft, aber nein, das wird nicht passieren. Wir orientieren uns vor allem auf andere Zwischenfrüchte, die uns mehr Sicherheit geben. Wir experimentieren zum Beispiel mit Sonnenblumen und Engelwurz, was wirklich Spaß macht und was wir in den nächsten Jahren fortsetzen werden."
Weitere Informationen:
Stijn Windey
Agra Claessens
Bootdijkstraat 23A
9220 Moerzeke, Belgien
Tel: +32 472 47 51 38
[email protected]
www.agraclaessens.be