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Stimmung erhellt sich – leicht verzögerter Saisonstart

„Wenn die Situation so bleibt, dann rechnen wir mit einer guten Saison“

Wie das Landesamt für Statistik in seiner aktuellen Ernteprognose bekannt gab, wird es in dieser Kampagne eine leicht unterdurchschnittliche Apfelernte im Alten Land geben. Im Vergleich zu 2014 sollen laut Landesamt rund 30 Prozent weniger Äpfel an der Niederelbe geerntet werden. Wir haben mit Frank Döscher, Geschäftsführer der Elbe-Obst Vertriebsgesellschaft mbH, und Gert Hauschildt, Aufsichtsrats Vorsitzender der Elbe-Obst Vertriebs und Inhaber der Hauschildts Obsthof Handels GmbH & Co. KG aus dem Alten Land, gesprochen.


v. l. Frank Döscher, Geschäftsführer der Elbe-Obst Vertriebsgesellschaft mbH, und Gert Hauschildt, Aufsichtsrats Vorsitzender der Elbe-Obst Vertriebs und Inhaber der Hauschildts Obsthof Handels GmbH & Co. KG aus dem Alten Land

FreshPlaza: Das Landesamt für Statistik hat in seiner aktuellen Ernteprognose eine unterdurchschnittliche Apfelernte prognostiziert. Wie sieht es bei Elbe-Obst und seinen Partnern aus?

Frank Döscher: „Ich kann diese Prognose so unterstreichen. Bei Elbe-Obst sieht es natürlich nicht anders aus. Wir erwarten für diese Kampagne eine Ernte von rund 150.000 Tonnen Äpfel. Im letzten Jahr hatten wir eine Ernte von rund 200.000 Tonnen.“

Gert Hauschildt: „Man muss dieses prognostizierte Minus von rund 30 Prozent natürlich im Vergleich zum Vorjahr sehen. Aber im letzten Jahr hatten wir eine Rekordernte. Gegenüber dem langjährigen Mittelwert handelt es sich eher um ein Minus von rund 15 Prozent.“

FP: Wie steht es um den Saisonstart im Alten Land?

Döscher: „Momentan gehen wir von einem verspäteten Saisonstart aus – von circa ein bis zwei Wochen. Es werden am Ende aber wohl eher zwei sein. Wahrscheinlich wird es dann ab der 37. oder 38. Kalenderwoche mit der Apfelernte losgehen. Ab Mitte September werden wir dann zunächst mit den ersten Holsteiner Cox beginnen, dann kommt die Sorte Elstar und anderthalb Wochen später geht die Ernte der Jonagold-Gruppe los.“

FP: Wird sich der Ertrag der frühen oder späten Sorten von dem des Vorjahres unterscheiden?

Hauschildt: „Im letzten Jahr hatten wir das Problem, dass unsere Erntemengen so riesig waren, dass wir einige Sorten relativ lange an den Bäumen lassen mussten. So beispielsweise bei den späteren Sorten wie Jonagold. Das hat an den Bäumen gezerrt und dadurch tragen diese Sorten in diesem Jahr ein bisschen weniger Früchte. Bei den frühen Sorten, wie den Holsteiner Cox oder den Elstar rechnen wir jedoch mit einem nahezu vollem Ernteertrag.“

FP: Wie schauen Ihre Prognosen im Hinblick auf Qualität und Größe der Früchte aus?

Hauschildt: „Durch die spätere Ernte, rechnen wir in dieser Kampagne nicht mit Übergrößen. Wir rechnen mit einem relativ gleichmäßigen Wachstum. Im Gegensatz zum Süden hatten wir ein gutes Blühwetter, da der Regen im Juli rechtzeitig eingesetzt hat. Wenn man um diese Jahreszeit Wasser hat, dann wachsen die Früchte anstatt um 2 Millimeter um ganze 3 Millimeter in der Woche, dann hat man am Ende einen um rund 10 Prozent höheren Ernteertrag allein über die Größe der Früchte.

Döscher: „Wir können sagen, dass wir ein ideales Wetter und ein gutes Fruchtwachstum haben. Aber die letzten vier Wochen können noch einen entscheidenden Einfluss auf die Ernte haben. Daher handelt es sich aktuell nur um eine Momentaufnahme. Aber die idealen Grundvoraussetzungen im Alten Land bringen uns in eine gute Startposition. Wir hatten wenig Probleme mit Hagel, Pilzbefall, Schädlingen oder anderen äußeren Einflüssen.“

FP: Wie ist es um die aktuelle Stimmung am Markt bestellt?

Döscher: „Wenn man die Stimmung am Markt mit der Situation vor einem Jahr vergleicht, dann hat sich das Stimmungsbild in ganz Europa etwas erhellt. Vor einem Jahr war die Stimmung sehr negativ aufgrund des damals verhängten Russland-Embargos. Heute ist das Embargo zwar immer noch aktiv, aber es wurden auch schon neue Absatzmärkte erschlossen. Zudem werden die Äpfel für die Verarbeitung einen besseren Saisonstart haben. Dort werden wir höchstwahrscheinlich bessere Preise erzielen können als im letzten Jahr – damals herrschten unterirdische Preise von zwei bis fünf Cent pro Kilo. In dieser Kampagne gehen wir davon aus, dass wir hier wesentlich bessere Preise erzielen werden.“

Hausschild: „Die Entwicklung am Markt ist natürlich sehr positiv. Aber von Erzeugerseite muss man auch sehen, dass wir durch den Mindestlohn eine Kostensteigerung von etwa vier Cent pro Kilo haben. Durch die Preise im vergangenen Jahr sind viele Produzenten ganz schön in Schieflage geraten. Wenn man davon zwei bis drei Jahre hat, dann gibt es am Ende viele Betriebe nicht mehr.“



FP: Wie steht es um die Konkurrenz aus Übersee?

Döscher: „Die Konkurrenz aus Übersee war in der vergangenen Kampagne recht überschaubar. Preislich gab es da keine großen Anreize für Importäpfel. Durch die Rekordernte in Europa hatten wir zeitweise ein Überangebot am Markt, wodurch die Preise niedrig blieben. Hinzu kam noch die Wechselkurs-Problematik zwischen Dollar und Euro. Da war der europäische Markt wenig interessant für die Konkurrenz.“

FP: Wie glauben Sie wird die Saison verlaufen?

Döscher: „Das ist natürlich schwer zu sagen. Aber wenn die Situation so bleibt, wie Sie momentan ist, dann rechnen wir mit einer guten Saison für die Produzenten und Vermarkter im Alten Land.“


Frank Döscher
Elbe-Obst Vertriebsgesellschaft mbH
Bassenflether Chaussee 4b, 21723 Hollern Twielenfleth
Tel. +49 (0)4141 9531 854
[email protected]
www.elbe-obst.com

Gert Hauschildt
Hauschildts Obsthof Handels GmbH & Co. KG
Bliedersdorfer Weg 3, 21640 Nottensdorf
Tel.+49 (0)4163 808131
[email protected]
www.hauschildts-obsthof.de