Öko-Test: Heimische Kartoffeln in den Sand gesetzt
Sand. So weit das Auge reicht, nur Sand. Und sengende Hitze. Dort, in der Wüste, wo die Natur von allein keinen Grashalm hervorbringt, wachsen Kartoffeln - im großen Stil. Ägypten und Israel gehören zu den Hauptexporteuren von Frühkartoffeln für den deutschen Markt. Und um die Sahara oder den Negev fruchtbar zu machen, brauchen die Landwirte vor allem eins: Wasser, das knappste und wertvollste Gut der Wüste. 407 Liter verbrauchen die ägyptischen Anbauer im Schnitt (siehe Grafik) pro Kilogramm Kartoffeln. Für die Bewässerung wird auch wertvolles Grundwasser verbraucht, das tief aus der Erde an die Wüstenoberfläche gepumpt wird.
Und das Wasser, das die Menschen dort dringend benötigen, versickert im Wüstensand - nicht nur für die heimische Bevölkerung, auch für Exportkartoffeln. Die wertvolle, knappe Ressource Wasser wird also immer knapper in einer Region, die ohnehin ein hohes Potenzial für politische Konflikte hat.
Das System ist pervers", sagt Gerald Wehde vom Verband Bioland. Denn damit fließt das Wasser, das dort knapp ist, quasi direkt nach Europa, wo Kartoffeln fast ohne künstliche Bewässerung angebaut werden können. Und die Bauern hier bleiben auf ihren Kartoffeln sitzen. Das Problem: Im frühen Sommer, wenn der Handel mit neuen Wüstenkartoffeln überschwemmt wird, gibt es noch keine heimischen Frühkartoffeln. Die Knollen aus Deutschland haben zu diesem Zeitpunkt nach ihrer Ernte im Herbst schon einige Monate der Lagerung hinter sich - und sind dementsprechend nicht so schön anzusehen wie die neuen Kartoffeln aus dem Wüstensand. Deren Haut ist dünn und hell, die Kartoffeln rund, glatt und ohne Makel. Damit kann eine deutsche Lagerkartoffel optisch nicht mithalten.
Deswegen setzt der Handel auf die schöneren Produkte - und der Anbau in Deutschland geht zurück. "Vor ein paar Jahren sind wir sogar auf unseren Kartoffeln sitzen geblieben", sagt Wehde stellvertretend für viele Bio-Bauern. "Wir könnten den deutschen Markt problemlos abdecken", versichert er. Aber dafür bräuchten die Bauern Abnahmegarantien, Verträge.
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