"Bio-Produkte haben in Schweden nicht gerade die oberste Priorität. Wir haben sogar darüber nachgedacht, die Marke unverändert zu lassen." Dieses ungewöhnliche Statement machte Anita Falnek, CEO von KRAV, der schwedischen Bio-Zertifizierungs-Organisation, am 15. November bei der Nordic Organic Food Fair in Malmö. Die lokale Från Sverige Marke hat nun fast die Marke KRAV überholt. Ein beeindruckender Erfolg, wenn man daran denkt, dass es Från Sverige erst seit zwei Jahren gibt.
Der schwedische Bio-Sektor ist vielleicht einer der besten der Welt, das hat allerdings keinen großen Einfluss auf die pragmatischen Schweden. "Den schwedischen Verbrauchern ist sehr wichtig, wo ihre Produkte herkommen. Es ist eine Herzensangelegenheit: Bei dem Gedanken an importierte Produkte aus weit entfernten Ländern, fühlen sie sich nicht wohl, weil es dabei immer schwierig ist, die Herkunft genau zurück zu verfolgen. Deswegen bevorzugen die Schweden lokale Produkte", sagte Falknek in ihrer Präsentation bei Skandinaviens größter Handelsmesse für Bio-Produkte und natürliche Lebensmittel. "Zuerst schauen sie nach gesunden Produkten. Deswegen läuft der Markt für vegetarische, vegane und "frei von" Produkte so gut. Außerdem ist auch die Tatsache, dass ein Produkt eine artgerechte Tierhaltung unterstützt und außerdem entsprechende Umweltstandards, vielen sehr wichtig. Auch wenn diese Eigenschaften von der Bio-Marke aufgegriffen werden, identifiziert sich der Sektor nicht immer mit all diesen Faktoren. Die Verbraucher verbinden diese Qualitäten nicht immer unbedingt mit Bio-Produkten."
Lokale Marke überholt Bio
Lokale Marke überholt Bio
Zuerst reagierte KRAV negativ auf diese Entwicklung. "Die EU Gesetzeslage bringt viele Einschränkungen mit sich, die sich auf den gesamten schwedischen Bio-Sektor auswirken", sagte Falknek. Bei KRAVs letzten Stakeholder Meeting wurde dies als Anlass genommen, aus den EU Bio-Regulierungen zu profitieren. Das Meeting wurde einberufen, um die neusten Marktbewegungen zu diskutieren.
Falknek versicherte den Teilnehmern der Handelsmesse, dass KRAV weiterhin Bio-orientiert bleiben wird. Allerdings wies sie auch auf andere Marktentwicklungen hin. "Momentan gibt es zu viele Marken auf dem Markt, die auf die gleiche Zielgruppe ausgerichtet sind. Schweden beschwert sich über das schnelle Wachstum von Marken." In dieser Hinsicht scheint es nun so, als müsste KRAV zugeben, dass die neue Från Sverige Marke (schwedisch für "aus Schweden") vorne liegt. Die Marke garantiert, dass ihre Produkte lokal sind. "Durch die Präferenz für lokale Produkte konnte sich die Marke innerhalb von zwei Jahren von null auf 8.000 Zertifikate hocharbeiten", sagt die CEO. "Genau so viele wie KRAV hat." Zum veranschaulichen: KRAV ist seit 1985 auf dem Markt. Från Sverige muss sich im Bereich des Markenerkennungswerts jedoch noch durchsetzen. "98% unserer Kunden wissen, wofür die KRAV Marke steht. Es ist schwer, da heran zu kommen."
Nur Kohl ist nicht genug
"Lokal ist das neue Bio", sagte Lars Persson von der schwedischen Kooperative, SydGrön, in der letzten Primeur Ausgabe. Da die Nachfrage nach lokalen Produkten zunehmend steigt, hat die Kooperative in die Lagerung von Kohl investiert. "Aber die Schweden können sich nicht allein von Kohl ernähren", sagte Roelant Komen von Fairtrasa Holland bei der Nordic Organic Food Fair. "Sie sollten ihn eher als Grundlage für ihre ganzjährige Ernährung nutzen." Dem Händler zufolge sind sich die Skandinavier über den Unterschied zwischen Bio und lokal bewusst. "Neben einer Auswahl an Exoten in schwedischen Obst- und Gemüseregalen, ist eine herkömmliche Sorte weniger beliebt als eine Bio-Sorte. Lokal angebaute Produkte in dieser Produktgruppe auszuwählen ist kein Problem oder aber das Produkt ist nicht lokal. In diesem Fall greifen die Verbraucher gerne auf Bio-Marken zurück. In den Augen der schwedischen Kunden ist ein exotisches Bio-Produkt eine akzeptable Option für einen nachhaltigen Einkauf."
Raum für Bio-Exoten
Michaela de Leonardis von BioTropic bemerkt, dass schwedische Verbraucher lokale Produkte den Bio-Produkten vorziehen. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen dem, was sie wollen und dem, was sie bekommen. Der Spezialist für Exoten weiß ganz genau, dass die skandinavischen Länder von Obst- und Gemüseimporten abhängig sind, um die lokale Nachfrage decken zu können. Oder wie Sven Henze von Bio Reshi es ausdrückt. "Wenn man das durchschnittliche Angebot von ICA mit einem niederländischen Einzelhändler vergleicht, sieht man direkt, wie viel Platz es noch für ausländische Produkte gibt - vor allem im Bereich der Bio-Exoten."