In der Landwirtschaft wird ein Überschuss an Stickstoff (N) eingesetzt, was negative Folgen für die Umwelt und die Qualität der Lebensmittel hat. Um das zu verhindern sollen nun Produkte mit einer stabilen oder steigenden Produktivität angebaut werden, denen weniger Stickstoff zugeführt wird.
Pflanzenphysiologen des Max Planck Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam haben die Auswirkungen des reduzierten Stickstoffgehalts auf Kartoffeln (Solanum tuberosum) untersucht, wobei der Ertrag und auch die qualitativen Eigenschaften verschiedener Sorten in Fokus standen.
"Untersucht haben wir die wilde Kartoffelsorte 'Andigena' und die, in Europa kommerziell vertriebenen Speisekartoffeln Désirée, Saturna, Milva and Alegria. Dabei haben wir geschaut, wie sich der geringere Stickstoffgehalt (LN) auf den Ertrag und die Qualität der jeweiligen Sorten auswirkt. Wir haben vor allem auf Faktoren geschaut, die für die Verarbeitungsindustrie wichtig sind, wie beispielsweise die enzymatische Verfärbung der Kartoffeln und ob die Knollen keimen", erklärten die Wissenschaftler.
Durch die geringere Stickstoffzufuhr wurde bei keiner Kartoffelsorte außer der Andigena ein Gewichtsverlust vermerkt. Die Kartoffeln, denen weniger Stickstoff zugeführt wurde, enthielten mehr Stäre, weniger Saccharose und keimten später. Einige dieser Änderungen können durch den veränderten Hormonspiegel zwischen der Testgruppe und der unter N Bedingungen angebauten Kartoffeln erklärt werden.
"Insgesamt haben Staurna und Alegria unter den N Bedingungen besser abgeschnitten, es sind also gute Kandidaten für die Zucht", sagten die Wissenschaftler. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich wilde Sorten leichter an die veränderte Stickstoffzufuhr anpassen. Das ist bei kommerziellen Sorten leider nicht so. Für die Zucht würde die Industrie davon profitieren, wenn man in Zukunft vermehrt auf diese Eigenschaft der Wildkartoffeln zurückgreifen würde."
"Außerdem haben wir herausgefunden, dass der verringerte Stickstoffgehalt keinerlei negative Auswirkungen auf die innere Qualität von Saturna hat. Der Stärke-, Saccharose (Zucker) und Vitamin C Gehalt blieben unverändert. Zudem sind die LN Kartoffeln im Vergleich zur Testgruppe (ON) erst sehr spät gekeimt, weshalb sie sich perfekt für die Lagerung eignen würden. Wenn wir uns genau dieser Eigenschaften bedienen, so können Züchter neue Sorten züchten, die weniger Nitrat brauchen. Dadurch würden wir die Umwelt nachhaltig schützen."
Quelle: Judith Van Dingenen, Katerina Hanzalova, Mohamed Abd Allah Salem, Christin Abel, Tanja Seibert, Patrick Giavalisco, Vanessa Wahl, 'Limited nitrogen availability has cultivar-dependent effects on potato tuber yield and tuber quality traits', 2019, Food Chemistry, Vol. 288, pag. 170-177.