Vom Saatgut bis zum Einzelhandel und alles dazwischen. Das ist die Zielgruppe des Global Tomato Congress, der diese Woche in Rotterdam, in den Niederlanden, stattdand. Die Besucher und Referenten hielten inne, um zu überlegen, wie der Tomatensektor weiter wachsen kann. Die Konzentration auf Vielfalt kann dies gewährleisten, aber es waren auch einige gegensätzliche Stimmen zu hören.
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Zu viele Tomaten?
Zum Beispiel von Stephan Weist vom deutschen Einzelhändler REWE Group. Während des eintägigen Programms, das vielleicht etwas zu lang war, sagte er uns, dass der Einzelhändler nicht weniger als 870 (!) SKU's (Stock Management Units) für Tomaten habe. Laut Stephan erschwert dies dem Verbraucher (unnötig) die Wahl, während er letztlich vor allem die wenigen Lieblingssorten oder -marken kauft. Stephan möchte daher auf „nur“ 24 SKUs zurückgreifen, auch um (logistische) Kopfschmerzen beim Händler zu vermeiden.
Robert Malinowsky der Lenzing AG, Josef Prinz von Joro Verde & Jeremy Geay (Azura)
Das wird jedoch nicht einfach sein, denn unter anderem Züchter entwickeln ständig neue Sorten, die, ob in Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern oder nicht, in den Regalen in den verschiedensten Verpackungen landen. Arend Schot von Syngenta wies beispielsweise auf den „romantischen Retro-Trend“ hin, bei dem die Verbraucher mit Tomaten so kochen wollen, wie es Großmütter in der Vergangenheit getan haben. Die Züchter reagieren darauf mit neuen „alten“ Sorten.
Zuchtunternehmen vereint: Jörg Werner (Rijk Zwaan), Pilar Checa (Syngenta), Cees Kortekaas (Axia Vegetable Seeds) und Hans Verwegen (Enza Zaden).
Konzepte in der Tomatenkette
Es geht nicht mehr nur um Sorten, die von Züchtungsunternehmen entwickelt werden, sondern immer mehr um Gesamtkonzepte. Diese werden um sie herum entwickelt und gemeinsam mit Landwirten und sogar Einzelhändlern vermarktet.
Letztendlich sind es aber nicht die Zuchtunternehmen, die bei dieser Entwicklung die Führung übernehmen. „Wir können ein Konzept und eine Kommunikationsstrategie erarbeiten, aber wir sind nicht die ausführende Partei“, so klang es bei einer Podiumsdiskussion mit Jörg Werner (Rijk Zwaan), Pilar Checa (Syngenta), Cees Kortekaas (Axia Vegetable Seeds) und Hans Verwegen (Enza Zaden). Letztendlich werden diese Konzepte vom Einzelhandel umgesetzt.
Marc Beckmann (Landgard) Carsten Knodt (Gemüsebau Carsten Knodt) Jurgen Werner (Rijk Zwaan), Dennis de Wit (Priva) und Jeroen Driessen von Greenyard
Beleuchtung & Technik
Neben der Hauptbühne gab es auch zwei kleinere Bühnen, auf denen Pack- und Kultivierungsstrategien diskutiert wurden. Für die Teilnehmer und Besucher dauerte es einige Zeit, bis sie sich an dieses Konzept gewöhnt hatten, aber schließlich führte es zu einem entspannten Tag. Obwohl die Kopfhörer, die auf der Hauptbühne zum Hören der Lautsprecher geliefert wurden, auch auf den anderen Bühnen sehr nützlich gewesen wären.
Gerrit Tijhof von Sismatec
Auf den kleineren Bühnen wurde unter anderem die Bekämpfung des Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) diskutiert, sowie die Verwendung von diffusem Licht (Svensson) und Techniken zur Klimaoptimierung (KUBO).
Hans-Christoph Behr (AMI) versorgte das Publikum wie gewohnt mit den aktuellen Zahlen und Fakten rundum Tomaten.
Besonders interessant für die Züchter, war, dass sie bemerkten, dass die niederländischen Tomatenzüchter nicht in großer Zahl nach Rotterdam kamen. Die belgischen Kollegen hingegen hatten eine bessere Vertretung. Es scheint, dass die Wertschöpfung nicht etwas ist, woran die Landwirte sehr interessiert sind und dass sie es vorziehen, dies von ihren Verkaufsorganisationen tun zu lassen.
Massimiliano Persico (Carton Pack), Pedro Martinez Lazaro (Induser) und Massimo Bellotti (Carton Pack)
Ganzjähriger Anbau
Tagsüber sprachen auch Piet Hein van Baar von Signify, Theo Tekstra und Leo Lansbergen von Fluence by Osram und Peter Klapwijk von 2Harvest über die neuesten Entwicklungen bei der Beleuchtung von Tomaten.
Alexander Scheufen (Landgard) und Aad van Dijk (The Greenery)
Durch den Einsatz von Wachstumslichtern wird Nordwesteuropa zunehmend in der Lage sein, Tomaten das ganze Jahr über anzubauen und zu vermarkten. Das könnte zum Beispiel Spanien und Marokko schaden - obwohl die Exporte aus dem letzten Land nur steigen. Und auch dort gibt es Entwicklungen. Die spanische „Krise“ zwingt Landwirte und Vertriebsorganisationen zur Zusammenarbeit und in schwierigen Zeiten ist die Bereitschaft dazu größer, so David Del Pino von Freshtrategy und Antonio Domene von CASI.