Die Saison mit Übersee-Zitrus wird in den kommenden Wochen zum Ende kommen – die letzten Schiffsladungen haben Südafrika vorletzte Woche (12. September) in Richtung Europa verlassen und werden bis Mitte Oktober vermarktet sein. Wir sprachen mit Sven Stahmer, dem Übersee-Zitrus-Spezialisten der KÖLLA Gruppe über die Saison, die er, selbst nach 27 Jahren Erfahrung, noch als außergewöhnlich empfand.
Aufgrund der andauernden guten Nachfrage nach Zitrusfrüchten aus Übersee wird die Saison ein früheres Ende nehmen als in anderen Jahren. „Rückblickend war es eine gute Saison, mit hoher Nachfrage und guten Preisen. Es war aber auch eine sehr intensive Saison“, so Stahmer.
Sven Stahmer zu Besuch im Produktionsgebiet
Südafrika steigert Orangenexporte deutlich
„Die frühen Navelsorten aus Südafrika haben in dieser Saison früh Farbe bekommen und waren auch qualitativ sehr gut. Daher war das Exportvolumen der Navel-Orangen Richtung Europa bedeutend höher als im Vorjahr“, kommentiert Stahmer.
Bei den Valencia–Sorten gab es weniger kleine Kaliber, die wiederum für die Packprogramme benötigt werden. „Die Trockenheit hatte negative Folgen für viele Farmen, insbesondere im Norden Südafrikas. Nach der Trockenheit gab es dann wiederum sehr viel Niederschlag. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass viele Bäume weniger Früchte trugen, ließen die Orangen wesentlich dicker wachsen. Somit war der Anteil an dickeren Orangen deutlich höher als in anderen Jahren und die Kartons waren schneller gefüllt. Einer der Gründe, weshalb die Exportmenge insgesamt gesteigert werden konnte. Auf der anderen Seite zog sich die Verknappung an kleineren Früchten durch die gesamte Saison, was wiederum zu historisch hohen Abgangspreisen führte. Hilfreich war dabei natürlich auch die konstant hohe Qualität der Südafrikanischen Zitrusfrüchte. „Viele Produzenten im Norden Südafrikas haben die diesjährige Saison bis zu fünf Wochen früher beendet als in normalen Jahren. Auch diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es nie „zu viel“ Ware am Markt gab“, konstatiert Stahmer.
Das Corona Virus war natürlich auch ein Problem in Südafrika: „Felder und Packhäuser konnten ja nur mit halber Belegschaft betrieben werden. Anfangs kam es zu Engpässen bei den Containern, die noch aus Asien nach Südafrika zurückgeführt werden mussten. Zudem waren auch die Häfen zeitweise überfordert, was zu Rückstaus bei den Reedereien führte.“ Das habe für massive logistische Probleme und viele Verspätungen gesorgt: „Teilweise war die Ware zwei Wochen länger unterwegs als sonst. So gab es in Europa nie genug Orangen, die Volumina waren immer knapp. Das Corona Virus und die damit verbundene weltweit hohe Nachfrage nach Vitamin C hatten einen positiven Einfluss auf die Nachfrage nach Zitrusfrüchten, weltweit, und war ein weiterer Grund für die Südafrikanische Exportsteigerung“, führt der Spezialist weiter aus.
Fehlmengen Argentinischer Zitronen haben sich bemerkbar gemacht
Zu Beginn der Saison, im Juni, gab es ein Überangebot an Zitronen. „Spanien war noch lange mit Zitronen am Markt, gleichzeitig kamen Waren aus Südafrika und Argentinien in bedeutenden Mengen hinzu, da die Abnehmer in Asien zu diesem Zeitpunkt Corona-bedingt viel weniger importierten konnten. Als Argentinien den Export in die EU stoppen musste, gab es erst mal eine Entspannung. Jetzt im September hat sich der Wind aber auch schon wieder gedreht, Schiffe hatten Verspätungen und dementsprechend fehlt Ware,“ erklärt Sven Stahmer. Insgesamt hat Südafrika eine wesentlich größere Menge an Zitronen nach Europa exportiert als im Vorjahr.
Generell sieht der Fachmann Stahmer bei den Zitronen einen Trend hin zum früheren Wechsel auf Überseeware: „Viele unserer Kunden sind bereit, schon zu Beginn der Übersee-Saison auf die Sorte Eureka umzustellen. Früher als in vergangenen Jahren.“
Positive Saison für Grapefruit und Soft Citrus
„Vor zwei Jahren war die Grapefruit-Saison aufgrund einer geringen Nachfrage bei gleichzeitig hohen Exportmengen schwierig. Im vergangenen Jahr hat sich die Nachfrage deutlich positiver entwickelt, wobei ich jedoch auch mit dieser Saison wirklich sehr zufrieden war. Die Preise waren durchweg stabil und sind zum Saisonende gestiegen. Inzwischen gibt es kaum noch Ware am Markt“, so Stahmer. Die Exportmenge aus Südafrika nach Europa ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, da der asiatische Markt an Bedarf deutlich zugelegt hat.
Die Soft Citrus-Produktion ist in Südafrika deutlich gewachsen. „Das wird in den kommenden Jahren massive Auswirkungen auf den Markt haben“, befürchtet der Experte. „Wir hatten in diesem Jahr bereits mit einer Schwemme gerechnet, die blieb aber trotz des Exportwachstums von ca. 34% nach Europa noch aus.“
Wachstum bei den Zitrusfrüchten
Es war also, alles in allem, eine sehr turbulente Saison für Übersee-Zitrus. „Aufgrund der sehr intensiven Beziehungen zu unseren Produzenten und durch die permanente Präsenz unseres Mitarbeiters vor Ort ist es uns gelungen, mit unseren Kunden abgestimmte Programme mit gutem Qualitätsstandard umzusetzen“, ergänzt der Manager. Auf lange Sicht gibt es einen Trend am Markt zu beobachten: „Zitrusfrüchte werden auch in Deutschland im Sommer immer beliebter. Eine ähnliche Entwicklung sehe ich in Skandinavien und im Baltischen Raum. Jedes Jahr gibt es mehr Bedarf in der warmen Jahreszeit – ein Trend, der sich auch noch weiter fortsetzten wird“, fasst Stahmer die Situation zusammen.
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Sven Stahmer
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