China ist das weltweit größte Ingwer produzierende Land und bemerkte aufgrund der Pandemie eine steigende Nachfrage nach dem Produkt. Starke Regenfälle führten außerdem dazu, dass ein großer Teil der alten Ernte verloren ging. Dies führt weltweit zu einem Mangel auf dem Markt bei gleichzeitig steigender Nachfrage. Anfang November beginnt in China wieder die neue Ernte, aber im Moment lastet der Druck des Weltmarktes vor allem auf Peru, Brasilien und Thailand. Die Preise liegen derzeit bei etwa 40-45 Euro in Europa und 50 USD in den USA für eine Kiste mit 12 Kilo.
China: Selbst mit neuer Exportsaison bleiben die Preise 30% höher
In der Zwischenzeit hat China mit der neuen Ernte begonnen. Danach muss der Ingwer 40 Tage lang gelagert werden, bevor der Export nach Südostasien und in den Nahen Osten beginnt. Der Export nach Europa wird erst Anfang Dezember beginnen.
Die chinesischen Produzenten freuen sich über die hohen Preise, die derzeit auf dem Markt verlangt werden, und haben deshalb ziemlich viel gepflanzt. Man erwartet diese Saison 20% mehr Ingwer. Doch die starken Regenfälle haben die Arbeiten erschwert. Eine Reihe von Regionen mit Ingwer wurde hart getroffen. Es wird 20% weniger Ingwer aus der Provinz Shandong erwartet. Alles in allem ergibt dies eine vergleichbare Ernte im Vergleich zum Vorjahr. Im Gegensatz zum konventionellen Anbau verbesserten die Regenfälle die Qualität des biologischen Ingweranbaus in der Provinz Guangxi. Das Produktionsvolumen stieg um 30%, die Anbaufläche blieb im Vergleich zur letzten Saison gleich.
Aufgrund des Coronavirus stieg die Nachfrage nach Ingwer deutlich an, und hierdurch sind die Lagerbestände in China erschöpft. Infolgedessen stieg der Preis um bis zu 80%. Die Exportpreise liegen derzeit bei rund 2800 USD pro Tonne und aus Trockenlagerung bei 3100 USD pro Tonne. Dieser Preis wird wahrscheinlich bis zum Beginn der neuen Exportsaison hoch bleiben. Man geht davon aus, dass der Preis dann sinken wird, aber angesichts der Witterungsbedingungen in den Produktionsgebieten wird der Preis um 30% höher bleiben als im letzten Jahr. Die Exportpreise für das frische Produkt liegen derzeit bei USD 2100 pro Tonne und USD 2300 pro Tonne für getrockneten Ingwer.
Peru: Exportrekord in diesem Jahr aufgrund von Ausfällen in China
Der Export von peruanischem Ingwer hat in diesem Jahr einen Rekord aufgestellt. Seit Beginn der Saison sind die Verkäufe im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Bis zum Monat September lieferte Peru 29.436 Tonnen Ingwer in die ganze Welt, 108% mehr als die 2019 exportierte Menge. Im September wurden im Vergleich zum Vorjahr 98,7% mehr verschifft, insgesamt 5.225 Tonnen Ingwer. Ein wichtiger Faktor für diesen Anstieg der Exporte ist ein Produktionsdefizit in China aufgrund der starken Inlandsnachfrage.
Exportzahlen von peruanischem Ingwer (pro 1.000 Dollar). Violette Linie 2019, blaue Linie 2020.
Die übermäßige Nachfrage nach Ingwer auf dem Weltmarkt wird dazu führen, dass Peru seine Saison bereits im Januar und nicht erst im März 2021 beenden wird. Der Ingwer, der heute noch geerntet wird, etwa 30% der Gesamternte, wurde bereits an Kunden verkauft. Die neue Saison wird im April 2021 beginnen. Es beginnt mit der Luftfracht von Baby-Ingwer und ab Ende Mai folgt der Export auf dem Seeweg. Obwohl die peruanische Produktion bereits zugenommen hat, wird erwartet, dass die Erfolge dieser Saison weitere Akteure anziehen und die bereits in diesem Sektor konsolidierten Unternehmen ihr Volumen erhöhen werden.
Niederlande: Wer Ingwer anbieten kann, ist ein Glückspilz
Das weltweite Angebot an Ingwer ist derzeit begrenzt, was zu in die Höhe schnellenden Preisen auf dem Markt führt. "China hat wenig Ingwer zur Verfügung. Man spricht von einer um 20% geringeren Ernte und steht kurz vor der neuen Ernte. Die brasilianische Saison neigt sich dem Ende zu. Thailand hat keinen alten Ingwer mehr und kommt erst ab Februar wieder auf den Markt, und wenn man peruanischen Ingwer kaufen will, muss man tief in die Tasche greifen", sagt ein niederländischer Importeur. "Man kann sich einen Glückspilz nennen, wenn man jetzt Ingwer anbieten kann. Der Preis für eine Kiste brasilianischen Ingwer beträgt etwa 40-45 Euro, Peru ebenso. Es ist daher nicht wirklich verkaufen, sondern eher weggeben ohne Gewinn. Denn schließlich will man Ingwer immer noch anbieten - er ist ein Standardartikel in den Supermärkten - und es gibt keine Alternativen, weil es nur wenige Ingwerproduzenten gibt."
Belgien: Nachfrage sinkt, Preise nicht
Nach einer Phase hoher Nachfrage ist der Ingwermarkt derzeit etwas ruhiger. Die Nachfrage ist etwas zurückgegangen, aber die Preise fallen nicht so stark. Ein belgischer Händler erwartet, dass die Preise für Ingwer bis Anfang 2021 auf einem hohen Niveau bleiben werden, sowohl für chinesischen, brasilianischen als auch peruanischen Ingwer, da man auf die neue Ingwerernte wartet. Die Qualität für Ingwer ist gut und auch die Zufuhr läuft reibungslos.
Deutschland: Steigende Preise
Das Ingwerangebot im deutschen Handel ist derzeit sehr begrenzt. "Wir sehen einfach eine Lücke im Angebot, was bedeutet, dass alle verfügbaren Waren verkauft werden können, unabhängig von Herkunft oder Größe", sagt ein Händler, der Ingwer von verschiedenen Direktimporteuren kauft. Zurzeit wird neben chinesischem Ingwer auch peruanische und brasilianische Ware angeboten. Im Einklang mit dem knappen Angebot steigen die Preise rasch an. "Die derzeitige Situation ist vergleichbar mit dem Beginn der Corona-Krise mit Großhandelspreisen um 40 Euro/12 kg. Normalerweise liegen die Preise um diese Jahreszeit bei etwa 25-26 Euro/12kg."
Frankreich: Höchststand des Ingwerpreises vor zwei Wochen
Auf dem französischen Markt gibt es derzeit Ingwer aus Brasilien, China und Portugal. Vor zwei Wochen stiegen die Preise für brasilianischen Ingwer auf dem Markt stark an, aber aufgrund des Zustroms von mehr Ingwer und des geringen Konsums ist der Preis wieder gesunken.
Italien: Markt hat sich stabilisiert, aber der Preis bleibt hoch
In Italien stammt der meiste Ingwer aus China, aber seit einigen Jahren sieht man auch Produkte aus Peru und Brasilien. Darüber hinaus baut ein Konsortium seit 2019 italienischen Ingwer an. Der italienische Ingwer zeichnet sich durch eine Sorte aus, die sich in Kombination mit der Anbautechnik anderer Ingwersorten auf dem Markt durchsetzt. Aus kommerzieller Sicht gab es während des Lockdown aufgrund logistischer Probleme einen Produktmangel. Andere Erzeugerländer exportierten weniger. Im Sommer stabilisierte sich der Markt, aber die Preise bleiben in diesem Herbst hoch.
In Sizilien befindet man sich in der letzten Phase eines Feldversuchs, um die Möglichkeiten des Ingweranbaus zu prüfen. Die Aussichten sind gut. Er wird auf etwa 20 Hektar im Südosten der Insel produziert werden. Diese Produktion wird zu der auf dem Festland vorhandenen hinzugefügt.
Südafrika: Verdoppelung des Ingwerpreises aufgrund der gestiegenen Nachfrage in Europa
Der meiste Ingwer auf dem südafrikanischen Markt kommt derzeit aus China und Thailand. Der Handel sieht jedoch, dass sich der Preis für Ingwer aus China verdoppelt hat, da die Nachfrage in Europa stark angestiegen ist. Ingwer wurde zu Beginn der Pandemie zunächst schnell auf dem Markt verkauft, aber nach einer Weile ging die Nachfrage wieder zurück. Derzeit liegt der Preis auf dem Großhandelsmarkt zwischen 50 ZAR (2,60 €) und 60 ZAR (3,10 €) pro Kilo. Auch nach südafrikanischem Ingwer gibt es jedes Jahr eine gute Nachfrage, aber für dieses Jahr ist die Saison vorbei, und es gibt wenig einheimischen Ingwer auf dem Markt.
Vereinigte Staaten: 'perfekter Sturm' für den Handel
Da kleinere Mengen aus China kommen, wurde in der Vergangenheit mehr Ingwer von Südamerika nach Europa verschifft. Dies hat zu einem Preisdruck auf dem amerikanischen Markt geführt. Infolgedessen sind die Preise um 30-40% gestiegen. Es sind nicht nur die Lagerbestände, die zum Preisdruck beitragen. Auch die Nachfrage nach Ingwer ist aufgrund der Pandemie gestiegen. "Die Menschen ernähren sich während der Pandemie gesunder und Ingwer gehört da sicherlich zu", sagt ein Händler. "Dies verursachte einen plötzlichen Anstieg der Nachfrage, und diese blieb während der gesamten Pandemie ziemlich stark". Es ist nicht zu erwarten, dass sie mit dem Herannahen von Weihnachten sinken wird.
Mit der gestiegenen Nachfrage und dem Druck auf Südamerika besteht die Chance, dass die Saison in Peru früher zu Ende geht. Einige Händler sprechen bereits von Februar oder sogar Januar statt von April. In den kommenden Monaten werden jedoch auch andere Erzeugerländer auf den Markt kommen. Beispielsweise wird Mexiko im Dezember und Thailand im Februar wieder Produkt zur Verfügung haben. Darüber hinaus ist der Preis für Ingwer aus China leicht gesunken, und in Peru wird mehr geerntet, was für mehr Verfügbarkeit sorgen dürfte. Die ganze Situation bedeutet, dass viele Händler in den USA heutzutage nicht nur zwei Monate, sondern ein halbes Jahr vorausschauen. "Vor der Krise hatten wir hier oft zwei Container stehen, aber heute habe ich vier, weil man nicht weiß, was auf dem Ingwermarkt passieren kann", sagt ein Händler.
Für nächste Woche: Übersicht Weltmarkt Tomaten