Ausgelöst durch coronabedingte Verwerfungen in den weltweiten Logistikketten sieht der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie mit Sorge auf die aktuell gravierenden Lieferengpässe sowie Kostensteigerungen bei zahlreichen Rohstoffen, bei Verpackungsmaterialien und in der Logistik. Die Situation sei extrem besorgniserregend, so die Geschäftsführung der Branchenvertretung.
Fette, Öle und bestimmte Zusatzstoffe wie z. B. Dextrose sind extrem knapp geworden. Für manche Grundstoffe ergeben sich Verteuerungen bis zu 30 Prozent. Zusätzlich sind aufgrund schlechter Ernteerwartungen bei Obst und Gemüse die Preise für zahlreiche Rohstoffe der Branche enorm gestiegen. Verteuerungen schlagen insbesondere bei Getreide, Zucker, Süßungsmitteln, Stärke und diversen Früchten, wie z. B. Kirschen und Pfirsichen, zu Buche. Ein Grund: Die Obsternte in Griechenland, Nord-Mazedonien und Frankreich wird voraussichtlich nur 40 Prozent einer Normalernte betragen, wie der europäische Verband der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie (PROFEL) in Brüssel mitteilt. Auch die Ernten in Spanien und Italien sind stark bedroht.
Hinzu kommen Kostensteigerungen bei allen Verpackungsarten. Denn überall fehlt der Nachschub aus den USA, und China hat seinen großen Bedarf frühzeitig eingekauft. Durch die vermehrte Nachfrage im Onlinehandel hat sich der Bedarf an Kartonage exorbitant erhöht und zu Preiserhöhungen von 15 bis 20 Prozent geführt. Papier, Pappe und Faltschachteln sind auf dem gesamten Weltmarkt knapp. Gleiches gilt für Holz: Bei den dringend benötigten Euro-Paletten wird zum Teil von einer Verdoppelung der Kosten gesprochen. Auch die Kunststoffpreise sind extrem gestiegen – seit November 2020 um fast 85 Prozent, denn es fehlen Grundstoffe für die Kunststoffherstellung.
Andererseits gibt es einen klaren Verbrauchertrend weg vom Kunststoff und zurück zum Glas, und so steigen auch die Kosten für Konserven- und Marmeladengläser. Schließlich füllen die Lebensmittelhersteller weltweit ihre Läger wieder auf, sodass die Preise für Verpackungen aller Art steigen: bei Blechdosen und Deckeln aktuell um 30 bis 80 Prozent.
Die durch die Pandemie ausgelösten Verwerfungen der Lieferketten machen sich auch gerade in der Logistik bemerkbar. Weltweit sind Containerkapazitäten knapp. Durch erhöhte Kosten in den Bereichen Demurrage, Detention und im Bunker erhöhen sich die Raten in der Seeschifffahrt; für den Transport von und nach China haben sie sich seit Beginn des Jahres verdreifacht. Aber auch Straßentransporte in Europa oder im Inland werden teurer. Auf der Straße herrscht zudem ein Mangel an Equipment vor allem bei Kühltrailern und auch bei Sattelzugmaschinen. Zudem wurde der LKW-Laderaum im Zuge der Coronakrise reduziert. Spürbar wirkt sich schließlich die politisch gewollte Einführung einer CO2-Besteuerung auf die Spritpreise aus.
Der geschilderte dramatische Anstieg der Kosten hat natürlich Folgen für die Unternehmen, so der BOGK. Die Abgabepreise müssen in der gesamten Branche neu kalkuliert werden. Allein können die Lebensmittelverarbeiter die steigenden Kosten nicht auffangen, denn durch die Corona-Krise sind die finanziellen Reserven aufgebraucht. Es ist daher schwer vorstellbar, so das Fazit des BOGK, dass sich die aufgezeigten wirtschaftlichen Veränderungen und Verwerfungen am Ende nicht auch auf die Verbraucherpreise auswirken werden. An die Politik appelliert der Verband, im Hinblick auf die künftige Steuer- und Umweltpolitik diese Zusammenhänge im Blick zu behalten.
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