Der Kartoffel Großhandel Wilhelm Weyers wurde 1964 gegründet und widmet sich primär dem Sortieren und Abpacken von Kartoffeln und Zwiebeln. 2014 übernahm Julia Krebbers, die Tochter des gleichnamigen Unternehmensgründers, zusammen mit ihrem Mann Reinhard Krebbers das Unternehmen. Mit Reinhard Krebbers und Sohn Niklas Krebbers sprachen wir über die Vorzüge und das innovative Potenzial ihrer neuen Sortieranlage.
Zugriff auf jeden einzelnen Schritt der Anlage
"Die Anlage ist momentan in Fertigstellung und wir hoffen, dass sie nach mehreren Wochen Verzögerung - unter anderem auch wegen Corona - endlich in Betrieb gehen kann. Es handelt sich hierbei um eine komplett neue Sortieranlage. Wir haben bereits eine komplette Wasch- und Sortieranlage mit einem optischen Verleser. Jetzt kommt eine zweite komplett getrennte Anlage hinzu, an der die erste angeschlossen wird", teilt uns Reinhard Krebbers erfreut mit. "Dabei haben wir uns auch die Möglichkeit geschaffen von jeder Wasch-, und Poliereinheit aus auf jeden optischen Verleser zugreifen zu können. Angenommen man hätte dieses Jahr viel Erdanhang, den man beim ersten Waschgang nicht abbekommt, so können wir von der ersten Waschmaschine sofort in die zweite Waschmaschine gehen."
Maschinelle Eigenständigkeit
R. Krebbers stellt einen weiteren Produktionsvorteil der Anlage anhand eines konkreten Beispiels dar: "Nehmen wir an, bei der ersten Maschine ginge ein Motor kaputt, dann könnten wir den Prozess sofort auf die zweite Waschmaschine umstellen, ohne eine zeitliche Verzögerung zu verursachen oder Lieferengpässe zu haben. Genauso ist es auch bei der optischen Verleseeinheit. Hätte eine Einheit eine Störung oder befände sie sich in einer Wartung, kann man sofort auf eine andere Verleseeinheit zugreifen. Es handelt sich hierbei also um zwei komplett eigenständige Anlagen."
Der Blick ins Innere der Kartoffel
"Wir wollten mit einer optischen Verleseeinheit arbeiten, die auch in die Kartoffel hineinschauen kann. Hierzu sprachen wir mit einigen Firmen, aber keiner war bzw. ist bisher dazu im Stande." Fündig geworden ist R. Krebbers dabei durch einen Vertreter von Elisam: "Wir sind dann mit Herrn Erwin Bakker von Ellips ins Gespräch gekommen. Elisam ist der Weltmarktführer, wenn es um Zwiebelsortierungen geht. Jede Zwiebel wird von ihren Maschinen durchleuchtet. Auf der Suche nach bestehenden Kunden, sind wir auf zwei Firmen in den Niederlanden gestoßen, die Elisam-Anlagen eingebaut haben und dadurch einen zusätzlichen Nutzen erzielen und zusätzliche Kunden gewinnen konnten. Unser Ziel ist es freilich, dass bei uns mit dieser neuartigen Anlage, die weltweit erste ihrer Art für Kartoffeln neue Kunden angesprochen werden."
Die Erste ihrer Art
R. Krebbers zufolge war Elisam ursprünglich im Obstsektor tätig. Nun widmen sie sich mit ihren Maschinen den Kartoffeln zu. "Die erste ihrer Art ist in Neuseeland aufgebaut worden, wobei da allerdings die komplette Zuführung fehlt. Und die andere Anlage geht im Moment in den USA in Betrieb, die Container sind dort vor einigen Wochen angekommen. Unsere Maschine ist allerdings bereits aufgebaut worden, jetzt fehlt nur noch der elektrische Anschluss für die Inbetriebnahme. Geplant ist die Inbetriebnahme Ende Juli 2021."
Spezielle Sortierungen
"Wir beliefern momentan primär den LEH. Den Großhandel sowie die Großmärkte bedienen wir noch nicht. Das soll sich durch die Maschine ändern, da wir wesentlich speziellere Sortierungen an den Kartoffeln vornehmen können. Das heißt, dass wir künftig sowohl nach Größe, Gewicht mit +- 0,5g Gewichtsunterschieden, nach Farben und Formen sortieren. Danach verlässt keine Kartoffel diesen Betrieb, welche Innenmängel vorweist. Das ist momentan europaweit einzigartig. Da sind wir auch schon ein bisschen stolz darauf."
"Andere werden sicherlich nachziehen, es kommen jetzt schon einige vorbei, um zu sehen, ob die Maschine so funktioniert, wie sie angepriesen wird. Wir werden mit Sicherheit noch viel dazulernen und Eingeständnisse machen, was die Anlage betrifft, sprich auch Veränderungen vornehmen müssen. Ich denke aber, dass das der richtige Schritt in die Zukunft ist, um andere Märkte erschließen zu können, was bisher nicht möglich war."
Künftige Ziele mit der Sortieranlage
Ressourcen ließen sich durch die Anlage ebenfalls besser schonen: "Wir müssen uns in Zukunft so aufstellen, dass wir nicht zu viele Ressourcen verschwenden und den Klimaschutz voranbringen. Denkt man etwa an die Colletotrichum-Krankheit oder leichte Beschädigungen, so sind diese Produkte für einen Schäl-Betrieb einwandfrei zu nutzen, ohne dass man zusätzliche Kartoffeln für diese Betriebe anbauen lassen muss. Wir können die aussortierte Ware aus dem Abfallstrom getrennt separieren und anderen Betrieben wie z.B. den Biogasanlagen zur Verfügung stellen. Somit haben wir auch die Möglichkeit schonender mit unserer Natur und den dem ganzen Rohstoff umzugehen."
Neue Arbeitsschritte
Niklas Krebbers weist daraufhin, dass mit der Maschine bislang nicht erreichbare Arbeitsschritte ermöglicht werden. "Auch Partien, bei denen es in den letzten Jahren gar nicht möglich gewesen ist diese auszusortieren, wie etwa von Drahtwürmern befallene Partien, können wir weiterverarbeiten. Da wir Knollen mit Innenmängeln herausholen und die Premiumware trotzdem noch verarbeiten können."
"Damit gemeint sind Partien, die starken Wurm- oder Schneckenfraß haben oder innere Mängel wie Stippigkeit, Braunverfärbungen, Lagerdruckstellen, usw. aufweisen. Lagerdruckstellen lassen sich durch keinen gewöhnlichen optischen Verleser erkennen. Bei solchen Stellen, ist die innere Zellstruktur der Kartoffel zerstört. Unsere Maschine kann jedoch unmittelbar Fotos generieren - unsere Maschine macht 40 Bilder pro Knolle - wodurch sie die zerstörte Zellstruktur erkennen und aussortieren kann."
Selbstlernsoftware für die Knolle
"Erfahrungen mit Kartoffelsortierungen gibt es von Elisam bislang nicht, jedoch wurden erste Versuche mit größeren Mengen durchgeführt und waren vielversprechend. Jetzt kommt es auf die Feinjustierungen an, die sich an den Wünschen der Kunden anpassen. Dazu entwickelte man ein Lernprogramm, das sich ständig den Veränderungen anpasst, also eine Art Selbstlernprogramm darstellt. Mit der Anlage können wir gezielt auf Kundenwünsche eingehen. Denn von der makellosen Premiumware, bis hin zu den günstigeren Mengen mit hinnehmbaren Mängeln: man kann jeden einzelnen Kunden gezielt bedienen", so Krebbers.
Trockenpolierer
Eine weitere Innovation der Fima sei der Trockenpolierer. "Hier werden die Kartoffeln von Erde befreit und schonend trocken poliert. Danach geht auch diese Ware durch die Ellisam. Dadurch wird die Haltbarkeit der Knollen deutlich verlängert. Außerdem werden Wasserressourcen eingespart. Mit dieser Anlage besitzen wir ein Alleinstellungsmerkmal."
Qualitätsprobleme durch das Wetter
Auch weitere Probleme lassen sich mit der Maschine beseitigen: "Das Qualitätsproblem der letzten Jahre ist vor allem wetterbedingt und nicht auf bestimmte Erzeuger zurückzuführen. Die letzten Jahre waren ja extrem trocken. Hinzu kommen die fehlenden Wirkstoffe im Pflanzenschutzbereich. Im Großen und Ganzen müssen wir sehen, dass wir jeder Kartoffel unsere Aufmerksamkeit schenken. Durch die Anlage schaffen wir es die gesamte Partie zu erfassen und dementsprechend auf das Kilogramm genau Ausfälle zu bestimmen. Selbst bei einer Menge von etwa 25 Tonnen Kartoffeln können wir auf das Kilo genau bestimmen welche konkreten Mängel und somit Ausfälle es gibt."
"Technologie ist der Weg in die Zukunft. Die Elisam wird uns in die Lage versetzen, unsere Kunden weiter zufrieden zu stellen, indem wir die Produktivität steigern und die Qualität weiter verbessern werden."
Weitere Informationen:
Wilhelm Weyers GmbH
Holtumsweg 16b
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Tel: +49 2837 571
Fax: +49 2837 6019
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Web: https://www.wilhelmweyers.de/index.php