Der Handel mit biologischem Obst und Gemüse hat bereits seit einigen Jahren den Wind im Rücken. Durch den Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit, gesunder Ernährung und lückenloser Rückverfolgbarkeit bis zum POS gewinnen Bio-Lebensmittel zusehends an Bedeutung. Wir sprachen mit Olaf Lehmann, dem Geschäftsführer der Appenweier Frische GmbH über das corona-bedingt bewegte Vermarktungsjahr und die Zukunft der Bio-Branche.
Die Auswirkungen der Coronakrise müssen gemäß Lehmann eindeutig differenziert werden. "Die Bio-Lieferdienste haben gerade während der Corona-Hochphasen überproportional profitiert. Büro-Lieferdienste und Fachgeschäfte in den Innenstädten haben hingegen teilweise starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen." Generell sei die Biobranche bisher gut durch die Krise gekommen. Lehmann: "Die Wachstumsraten zeigen, dass der Verbraucher mehr Geld für Bio-Lebensmittel ausgegeben hat."
Olaf Lehmann, Geschäftsführer der M&L Appenweier GmbH
Berücksichtigung der klassischen Öko-Werte
Parallel dazu werden Nachhaltigkeitswerte wie Artenvielfalt, Bodenschutz und CO2-Einsparung nach wie vor sehr stark mit Bio assoziiert. Auch auf Erzeugerseite sieht Lehmann einen offensichtlichen Aufwärtstrend. "Immer mehr Erzeuger bauen deren Bio-Produktion aus, etwa in der Pfalz, Niedersachsen und Franken, weshalb sich die Anbaustrukturen zwangsläufig verändern. Es sind aber vor allem die Großen, die deren Flächen erweitern. Die klassischen Bio-Erzeugerbetriebe partizipieren da in der Regel weniger."
Die Appenweier Frische GmbH beobachtet die Tendenzen eher kritisch und versucht, ihren eigenen Weg zu gehen, betont Lehmann. "Jenseits der Lieferkette - ob Erzeuger oder Abnehmer, wir fokussieren uns nach wie vor auf familiengeführte Unternehmen, die unseren Werten entsprechen. Innerhalb unseres Marktes besteht eine sehr hohe Eigenversorgungsquote, weshalb wir unser Hauptgeschäft mit Importware machen."
Ertragseinbußen bei italienischen Bio-Zitrusfrüchten
Im aktuellen Wareneingang prägen die klassischen Renner wie Orangen, Clementinen und Rosenkohl das Geschehen. Den klassischen Öko-Werten entsprechend versucht man, die Transport- und Beschaffungswege möglichst kurz zu halten. Lehmann: "“Wir planen gezielt Produkte, wo möglich, in Europa. Dabei ist uns die beste Qualität, an einem geeigneten Standort mit dem richtigen Betrieb wichtig."
40% des Orangenabsatzes stellen die italienischen Tarocco-Blutorangen, fährt Lehmann fort. "Aufgrund der Witterung hat der sizilianische Zitrussektor dieses Jahr erhebliche Ertragseinbußen hinnehmen müssen, weshalb die Erntemenge sehr schwach ausgefallen ist. Seitens der Beschaffung haben wir bisher vermehrt Ware aus Spanien beziehen müssen."
Bio-Branche im Wandel
Der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln wird Lehmann zufolge weiterhin heranwachsen. "Die künftige Herausforderung liegt darin, die Glaubwürdigkeit zu behalten und die Versprechen einzulösen. Die klassischen Öko-Werte werden in den großen Anbaustrukturen tendenziell weniger berücksichtigt. Gerade die kleineren Anbaubetriebe mit hohen Ansprüche an deren Produktion werden durch die Marktstrukturen und Preisdruck in Bedrängnis kommen. Ich sehe die Notwendigkeit, diesen kommunikativen Herausforderungen entsprechend zu begegnen, indem wir es Wiederverkäufern ermöglichen, ihren Kunden zu vermitteln, warum sie über kleinere Anbaubetriebe die Ware beziehen. Die Qualitätsunterschiede müssen gerade am POS mehr betont werden", plädiert Lehmann schließlich.
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