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Falk Schlusnus, Benedikt Mangold und Gareth Edgecombe von BayWa:

"In Zeiten wie diesen gilt es mehr denn je, die internen Prozesse im Griff zu haben"

Vor einigen Wochen vermeldete die BayWa AG für ihr Segment Global Produce im Jahr 2021 eine Umsatzsteigerung auf 0,96 Milliarden Euro (2020: 0,94 Milliarden Euro). Global Produce ist eines der internationalsten Segmente der in Deutschland ansässigen BayWa AG, die in ihrem fast hundertjährigen Bestehen Produkte und Lösungen zur Erfüllung der menschlichen Grundbedürfnisse in den Bereichen Ernährung, Energie und Bauen entwickelt. Oder, in ihren eigenen Worten: "Wir bewegen, was bewegt. Trotz logistischer Herausforderungen und unvorhergesehener Witterungsereignisse, die zu einer geringeren Obstproduktion führten, legte die BayWa beim Umsatz zu.

Auf der Fruit Logistica 2022 sprachen wir mit Benedikt Mangold sowie Gareth Edgecombe, dem CEO der Tochtergesellschaft T&G Global, dem neuseeländischen Erzeuger, Vermarkter, Exporteur und Verkäufer von Frischprodukten der BayWa, und auch Falk Schlusnus, CEO von TFC, dem niederländischen Importeur und Exporteur von Exoten. 


Falk Schlusnus, Benedikt Mangold und Gareth Edgecombe auf der diesjährigen Fruit Logistica

Benedikt Mangold : "Die letzten Jahre waren sicherlich für uns alle eine herausfordernde Zeit, aber ich denke, gemeinsam als Gruppe haben wir uns ganz gut geschlagen. Ich glaube fest an die Kraft eines vielfältigen Netzwerks, wie wir es in unserem Portfolio bei BayWa Global Produce haben: verschiedene Unternehmen mit eigenen Strategien, Betriebsmodellen und Stärken. Der Wert dieses Netzwerks zeigt sich insbesondere in schwierigen Zeiten, in denen jedes Unternehmen seinen Teil zum Gelingen des großen Ganzen beitragen kann, indem es seine Stärken ausspielt. Aktivitäten über verschiedene Produktkategorien, Geschäftsmodelle, Saisons und Regionen hinweg - das war in den letzten Jahren definitiv der richtige Weg. Auch wenn in unserer Branche weiterhin Unsicherheiten bestehen, arbeiten wir eng zusammen, um eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten."

Gareth Edgecombe: "In der letzten Saison war es angesichts der Schließungen der Grenzen aufgrund der Corona-Pandemie und des angespannten Arbeitsmarktes eine Herausforderung, genügend Arbeitskräfte für unsere Obstplantagen und Nacherntebetriebe in Neuseeland zu finden. Auch die Logistik und die Verschiffung gestalteten sich zuweilen sehr schwierig, da die globalen Lieferketten erheblich gestört waren. Das wirkte sich sowohl auf unsere Apfelexporte als auch auf die Einfuhr von Erzeugnissen nach Neuseeland aus.  Es galt viel zu organisieren, um die logistischen Schwierigkeiten anzugehen und zu bewältigen. Unsere Teams waren sehr lösungsorientiert, haben flexibel agiert, waren belastbar und haben trotz dieser Herausforderungen große Fortschritte bei der Umsetzung unserer Strategie erzielt und damit eine solide Grundlage für künftiges Wachstum geschaffen. Wir sind in der glücklichen Lage, in einem nachfragestarken Sektor tätig zu sein."

"Insbesondere während der Pandemie hat sich gezeigt, dass die Verbraucher und Kunden unsere Produkte wegen ihres Beitrags zu einer gesunden Ernährung, ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und ihres guten Geschmacks sehr schätzen. Wenn man sich die Einzelhandelskanäle und unsere Premium-Frischprodukte ansieht, ist die Nachfrage im Allgemeinen hoch geblieben. Das Modell von T&G Global basiert auf sehr starken Marken wie unseren Premium-Apfelmarken JAZZTM und EnvyTM mit ihren einzigartigen Eigenschaften, die weltweit sehr erfolgreich und beliebt sind. Obwohl wir also während der Corona-Pandemie einige Herausforderungen zu bewältigen hatten, hat sich das starke Fundament unseres Geschäftsmodells ausgezahlt. Das lässt uns sehr zuversichtlich in die Zukunft schauen."

Deshalb bleibt Gareth mit Blick nach vorne gerichtet optimistisch. "Die Regierung und die Branche haben gemeinsam daran gearbeitet, den saisonbedingten Mangel an Arbeitskräften zu lösen. Auch wenn sich die Situation verbessert hat, gibt es immer noch Engpässe. Aber alle Beteiligten haben sich intensiv mit den Gegebenheiten auseinandergesetzt und alles dafür getan, um die Herausforderungen zu entschärfen. Die Logistik ist zwar sehr teuer und in einigen Teilen der Welt weiterhin gestört, aber wir können besser damit umgehen als im letzten Jahr. Wir chartern Schiffe und kooperieren bei der Verschiffung mit anderen in der Branche, um unsere Exporte auf die Weltmärkte zu bringen, auch wenn dies bei der Preisbildung nicht geholfen hat. Allerdings liegt in dieser Saison noch ein langer Weg vor uns."

Falk Schlusnus: "Auch der Exotenbereich war von den Auswirkungen der Pandemie betroffen: nicht nur in unserer Produktion in den Niederlanden, sondern auch in unseren weltweiten Beschaffungsländern. Arbeitskräfteverfügbarkeit und Logistik waren und sind immer noch herausfordernd. Glücklicherweise verfügen wir über ein sehr starkes Netzwerk innerhalb der Gruppe, und mit TFC auch über 30 Jahre gewachsene Beziehungen zu unseren Lieferanten. Wir sind vertikal integriert, d. h. ein Teil unseres Angebots stammt aus unserer eigenen Produktion, wodurch wir gut aufgestellt sind. Aber auch unsere Kunden, vornehmlich der Lebensmitteleinzelhandel, stand während der Pandemie vor Herausforderungen. Wir gehen hier gemeinsam vor, um Lösungen zu finden. Wenn sich zum Beispiel Container verspäten - was derzeit nicht ungewöhnlich ist -, intensivieren wir die Kommunikation zwischen uns und unseren Kunden, was für alle Beteiligten Klarheit bringt und Verständnis schafft. Dank der nun engeren Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden innerhalb unserer Gruppe sehe ich der gemeinsamen Zukunft absolut positiv entgegen. Ich bin stolz auf die Stärke unserer BayWa Global Produce Familie."

Es hat in letzter Zeit einige Störungen gegeben - Logistik, Corona und der Krieg haben ebenfalls Auswirkungen. Auch die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher. Machen diese Entwicklungen die Schwachstellen in unserem Lebensmittelsystem deutlich? Glauben Sie, dass es langfristig zu Veränderungen kommen wird?
Gareth Edgecombe: "Die langfristigen Herausforderungen des Klimawandels und die Reduktion des CO2-Ausstoßes gehen uns alle an. Wir konzentrieren uns darauf, unseren CO2-Fußabdruck zu analysieren und zu minimieren und bis 2030 klimaneutral zu arbeiten. Das ist ein langfristiger und wichtiger Fokus. Das Gleiche gilt für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Anbaubedingungen und die Folgen für die Standorte und die Qualität unserer Ernten. Das bedeutet, dass wir uns anpassen und in Zukunft sehr widerstandsfähige Systeme haben müssen. Dabei gilt es, sich in der Beschaffung breit aufzustellen, um widerstandsfähig und zukunftsfähig zu sein. Wir müssen auch nach neuen Sorten Ausschau halten, die für wärmere Klimate geeignet sind, wie die Ergebnisse aus dem branchenübergreifenden Hot Climate Programme, dessen Vermarktungspartner T&G mit seinem Tochterunternehmen VentureFruitTM ist."

"Das BayWa-Agri-Photovoltaiksystem (eine multifunktionale Solaranlage, siehe Beiblatt) ist ein großartiges Beispiel für innovative Lösungen; es zahlt auf die Dekarbonisierung durch die Erzeugung von Ökostrom ein und bietet gleichzeitig einen verstärkten Schutz der darunter angebauten Kulturen vor extremen Wetterereignissen. Es ist wirklich ein toller Ansatz und ein Beispiel dafür, wie wir die Stärke des BayWa-Konzerns nutzen und Lösungen in unserer Umwelt etablieren können, um den Herausforderungen zu begegnen."

Benedikt Mangold: "Für mich ist dieser Agri PV-Ansatz gelebte Nachhaltigkeit. Der Klimawandel geht mit immer heftigeren Wetterlagen einher und die Erzeuger müssen ihre Kulturen vor Hagel, Starkregen und intensiver Sonneneinstrahlung schützen. Die Doppelnutzung von Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln und die Erzeugung von Energie hat ein enormes Potenzial, insbesondere beim Anbau von Sonderkulturen."

Agri-PV-Anlagen
Um den Kulturschutz im Obstanbau vor Wetterextremen wie Hagel, Starkregen oder intensiver Sonneneinstrahlung mit der Reduktion des CO2-Fußabdrucks zu verbinden, untersucht die BayWa Möglichkeiten, um Solarenergieerzeugung und Obstanbau zu vereinen mit dem Ziel, Flächen so doppelt zu nutzen. Im Ergebnis zeigt sich, dass Erzeuger durch die Überdachung von Anbauflächen mit Photovoltaikanlagen ihre Ernte vor Witterungseinflüssen schützen und gleichzeitig durch die Erzeugung von Ökostrom zum Klimaschutz und zur Dekarbonisierung der Ernte beitragen können.

Falk Schlusnus: "Die Pandemie und der Krieg haben Herausforderungen mit sich gebracht. In beiden Fällen sind sich diese sehr ähnlich und greifen teilweise ineinander. Um diese bewältigen zu können, gilt es, sowohl finanziell als auch managementseitig stark aufgestellt zu sein. Dazu gehören beispielsweise eine entsprechende Kostenstruktur, Automatisierung und Klimaneutralität - auch in schwierigen Zeiten wie der Pandemie oder unter dem Einfluss des Krieges. Wir dürfen auch in diesen Zeiten die vielfältigen Anforderungen in unseren Lieferketten nicht aus den Augen verlieren. Ein starkes Netzwerk hilft uns auf jeden Fall dabei, Lösungen zu finden. So arbeiten wir beispielsweise mit der BayWa an der Klimaneutralität innerhalb unserer Lieferketten. Auch mit unserem neuen Standort, der derzeit in Waddingxveen gebaut wird, werden wir auf dieses Ziel einzahlen, weil wir dort vollständig CO2-neutral arbeiten werden."

Benedikt Mangold: "In Zeiten wie diesen gilt es mehr denn je, die internen Prozesse im Griff zu haben, und deshalb bin ich mit Blick auf unsere Zukunft sehr positiv gestimmt. Wir gehen definitiv gestärkt aus diesen herausfordernden Zeiten hervor - dank unserer übergreifenden Strategie und unseres engagierten globalen Netzwerks. Wir konzentrieren uns unter anderem auf den Bereich Züchtung. Dies hat zu besonders vielversprechenden Apfelsorten geführt, die aus dem Hot Climate Breeding Program hervorgegangen sind. Dabei handelt es sich um ein branchenweites Züchtungsprogramm, bei dem die T&G-Tochtergesellschaft VentureFruitTM der Vermarktungspartner ist. Hier entsteht echte Innovation und es ist wirklich spannend."

Gareth Edgecombe: "Aus diesem Programm zur Züchtung von Sorten für heiße Klimate geht eine Reihe innovativer Apfel- und Birnensorten hervor, die gezielt gezüchtet wurden, um im Obstbau eine höhere Widerstandskraft gegenüber den Auswirkungen klimatischer Extreme zu erzielen. Weltweit besteht ein großes Interesse an diesen neuen Sorten. Wir haben bereits Erzeugern Lizenzen erteilt, um den ersten hieraus hervorgegangenen Apfel mit der Bezeichnung "HOT84A1" auf den Markt zu bringen, und vielen anderen Erzeugern, um ihn weltweit zu testen. Dabei hat sich gezeigt, dass der Apfel in gemäßigten Klimazonen ebenso gut gedeiht wie in heißen Klimazonen."

Und die Verbraucher, wie reagieren sie auf all diese Herausforderungen?
Falk Schlusnus: "Als die Pandemie ausbrach, gab es einen regelrechten Boom bei der Nachfrage nach Frischeprodukten. Aber jetzt, angesichts der Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Krieg und den steigenden Kosten, hat sich das Wachstum etwas verlangsamt. Glücklicherweise verfügen wir über ein Netz von Kunden, mit dem wir uns konstruktiv und zukunftsorientiert weiterentwickeln. Obwohl wir nicht direkt vom Krieg betroffen sind, gab es früher doch einen gewissen Handel mit Importwaren zwischen Europa und Russland. Deshalb müssen beispielsweise bestimmte Produkte, die für den russischen Markt bestimmt waren, nun in anderen europäischen Ländern abgesetzt werden. Eine Herausforderung, aber auch eine Chance, unser Geschäft auf eine andere Art und Weise auszubauen.

Gareth Edgecombe: "Für unsere Unternehmen hat die Pandemie die erstaunliche Widerstandsfähigkeit unseres Teams und die Anpassungsfähigkeit an neue Arbeitsweisen gezeigt. Sie hat uns gelehrt, neue Denkweisen zu entwickeln, flexibel und kreativ zu sein, um Lösungen zu finden und Notfallpläne aufzusetzen. Diese Fähigkeit und Widerstandsfähigkeit haben unsere Betriebe gestärkt und weiter vorangebracht. Dazu gehören auch das digitale Arbeiten und die Erkenntnis, dass diese neuen Arbeitsweisen nicht nur effektiv sind, sondern auch von unseren Mitarbeitern sehr geschätzt werden. Die Teams haben sich schnell angepasst, und wir als gesamte Organisation haben diese „Arbeit auf Distanz“ angenommen, ohne dabei die Verbindung und das Bedürfnis nach Zusammenarbeit zu verlieren. Ich bin stolz auf unser Team und die Widerstandsfähigkeit unseres Unternehmens. Wir haben auf diese Weise neue Kapazitäten und Fähigkeiten dazugewonnen und ich bin sicher, dass wir sie beibehalten werden, um künftigen Überraschungen zu begegnen."


Falk Schlusnus, Benedikt Mangold und Gareth Edgecombe auf der diesjährigen Fruit Logistica 

Was ist mit den steigenden Kosten für Logistik, Arbeit, Düngemittel, um nur einige zu nennen? Wie kann BayWa Global Produce damit umgehen? 
Falk Schlusnus: "Diese Kosten betreffen alle. Daher ist es wichtig, finanziell stark aufgestellt zu sein. Das Jahr 2022 wird sicherlich ein herausforderndes Jahr. Es sind nicht nur die steigenden Kosten für Gas und Strom, sondern auch die Lohnkosten steigen deutlich. Ebenso sind die Transportkosten pandemiebedingt für jedes Herkunftsland nach oben gegangen und auch die Versicherungen werden teurer. Die Länder, aus denen wir beschaffen, sind mit vergleichbaren Kostensteigerungen konfrontiert wie wir, so dass die gesamte Lieferkette betroffen ist. Letztlich sehen wir, dass auch unsere Kunden auf diese Entwicklung reagieren. Sie erhöhen die Preise und das ist die einzig mögliche Reaktion.

Benedikt Mangold: "Anfangs waren die Einzelhändler etwas zurückhaltend mit Preiserhöhungen, denn es geht ja darum, wer zuerst “zuckt“. Vor ein paar Wochen war dies beim ersten Händler der Fall und jetzt werden die Preise erhöht. Das ist mit Blick auf die gestiegenen Kosten die einzige Möglichkeit und am Ende sind diese vom Verbraucher zu bezahlen. Die Konsumenten, vor allem auf den europäischen Märkten, sind sich den steigenden Kosten in den Lieferketten bewusst. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, was dies mittel- bis langfristig wirtschaftlich bedeutet. Wenn die Verbraucher höhere Energierechnungen haben, wenn sie 25% mehr für das Tanken ihres Autos und im Supermarkt 10 bis 20% mehr für ihre Äpfel, Südfrüchte oder andere Produkte bezahlen, wie wird sich das langfristig entwickeln und was bedeutet das für die Kaufgewohnheiten der Konsumenten? Es wird interessant sein, das in der kommenden Zeit zu beobachten."

Gareth Edgecombe: "Es ist unvermeidlich, dass wir am Ende eine steigende globale Inflation haben werden, weil viele der Kosten weltweit ähnlich sind. Es wird interessant sein zu sehen, ob einige dieser Kosten zyklisch sind und ob es andere Formen der Produktivitätssteigerung gibt, die diesen Prozess kurzfristig umkehren oder stoppen können. Wir nutzen alle Möglichkeiten, um kurzfristig Größeneffekte zu erzielen, die Logistik gemeinsam zu nutzen, die Kosten zu senken oder unnötige Prozessschritte zu eliminieren, was eine gewisse Herausforderung darstellt. Mittelfristig schauen wir auf Robotik und Automatisierung, um Skaleneffekte und eine Effizienzsteigerung zu erreichen." Mit der Investition von  100 Millionen NZD in einen hochmodernen, automatisierten Nacherntebetrieb in der Hawke's Bay in Neuseeland trägt T&G dieser Entwicklung bereits Rechnung, so Gareth. "Es werden immer mehr Äpfel geerntet, daher ist es wichtig, dass wir uns jetzt vorbereiten und Kapazitäten für zukünftige Volumen aufbauen. Für eine hohe Produktivität setzen wir außerdem auf neueste Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Hierdurch und durch den zunehmendem Automatisierungsgrad werden die Kosten pro Karton deutlich sinken. Zunächst bedeutet es aber, umfangreich zu investieren.“

Falk Schlusnus: "In diesem Jahr wird auch TFC an einen neuen Standort umziehen. Ein Ziel ist es, die Abläufe stärker zu automatisieren und uns kosteneffizienter aufzustellen als dies am aktuellen Standort möglich ist. Hierdurch können wir die Produktivität steigern und nicht mehr erforderliche Prozessschritte eliminieren. Das wird den entscheidenden Unterschied ausmachen.."

Benedikt Mangold: "In dieser Situation zeigt sich, wer in der Lage ist, die Zukunft organisatorisch und finanziell zu gestalten und die hierfür erforderlichen Schritte entsprechend zu managen."

Wie sehen die Entwicklungen innerhalb des BayWa-Konzerns aus? 
Benedikt Mangold: "Im vergangenen Jahr haben wir die neue Holdinggesellschaft BayWa Global Produce gegründet, in der wir das gesamte Frischegeschäft der BayWa bündeln: die niederländische Tochtergesellschaft TFC Holland, T&G Global in Neuseeland, die deutsche BayWa Obst und Al Dahra BayWa*, unser Klima-Gewächshaus in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit einem gemeinschaftlichen Ansatz werden wir das Potenzial der weltweit wachsenden Nachfrage nach Frischprodukten nutzen. Wir bauen auf den Stärken unserer Beteiligungen auf und investieren weiter in unser Portfolio mit Schwerpunkt auf Sortenentwicklung, nachhaltigen Anbau, Märkte und Innovationen entlang der Wertschöpfungskette. Die Stärke der Gruppe liegt im Austausch von langjährigen Erfahrungen sowie Markt- und Produktkenntnissen, der Implementierung neuer Technologien sowie einem umfangreichen Vertriebs- und Marketingnetzwerk. Auf der Grundlage unserer übergreifenden Strategie haben wir eine Vielzahl von Initiativen und Projekten laufen, mit denen wir weiteres Potenzial erschließen werden. Das schafft Widerstandsfähigkeit für die Gruppe als Ganzes. Natürlich wollen wir auch unser Portfolio weiter ausbauen und deshalb ist es für uns wichtig zu prüfen, welche strategischen Partner in unsere Familie passen könnten. Mögliche Ergänzungen hängen beispielsweise von der geografischen Lage und den Märkten ab, in denen wir tätig sind."

Gareth Edgecombe: "Wir haben uns schon immer stark auf die Entwicklung neuer Genetik konzentriert, insbesondere bei Äpfeln. Dabei haben wir erkannt, dass dieser Ansatz globales Potenzial bietet und auch bei anderen Obstarten Anwendung finden kann. Deshalb haben wir den Geschäftsbereich unseres Unternehmens, der für das globale IP-Management und die Kommerzialisierung zuständig ist, abgetrennt und ein eigenständiges Unternehmen gegründet, das sich um die Sortenentwicklung bei Äpfeln, Beeren und anderen Obstarten kümmert. Dieses globale Genetik- und Sortenmanagement-Unternehmen trägt den Namen VentureFruitTM. Es ist ein wirklich spannendes Zukunftsunternehmen, das sich darauf konzentriert, das Potenzial geistigen Eigentums an der besten Pflanzengenetik zu maximieren, um Erzeuger und Verbraucher in den Genuss von deren Mehrwert zu bringen. Von dieser leistungsstarken Kombination und der Zusammenarbeit mit den weltbesten Züchtern und Forschungspartnern werden Stakeholder weltweit profitieren."

Falk Schlusnus: "Bei TFC entwickeln wir unsere vertikale Integration weiter. Wir knüpfen an die Schritte an, die wir bereits im vergangenen Jahr mit der Finanzierung der Produktion beispielsweise in den Ursprungsländern Südafrika und Mosambik unternommen haben, und werden unsere Lieferketten weiter verkürzen. Darüber hinaus stehen ready-to-eat-Produkte von hoher Qualität im Mittelpunkt unseres Geschäfts. Dank innovativer Entwicklungen in der Reifungstechnologie sind wir in der Lage, Rahmenbedingungen viel genauer zu steuern. Die Atmosphäre in der Reifekammer wird konstant von KI-gestützter Technologie überwacht und individuell auf die jeweiligen Stoffwechselprozesse der Früchte abgestimmt. Das ist ein großer Unterschied zu der Art und Weise, wie die Früchte früher gereift sind." Benedikt Mangold ergänzt: "Es ist ein stetigerer Prozess als in der Vergangenheit. Früher prüfte der Reifemeister das Verhalten der Früchte in jeder Zelle um je nach Herkunft und Jahreszeit die Rahmenbedingungen in der Reifekammer zu steuern. Heute wird dies von einem Computersystem mit künstlicher Intelligenz erledigt. In Verbindung mit dem Wissen unserer Mitarbeitenden in den Produktionsstätten führt dies zu einer höheren Qualität der Früchte, einer kürzeren Reifezeit, einer deutlich besseren Haltbarkeit und weniger Lebensmittelverlusten. Und, was sehr wichtig ist, am Ende des Reifungsprozesses steht ein viel homogeneres Produkt. Früher entstanden unterschiedliche Fruchtfärbungen und Reifegrade, die dann im Anschluss sortiert werden mussten. Damit ist der Prozess durch die neue Technologie in Summe nachhaltiger geworden: reduzierter Energieverbrauch, weniger Arbeitsschritte und geringere Produktverluste."

Wie sehen Sie die Zukunft?
Benedikt Mangold: "Obwohl es schwierig ist eine Vorhersage zu treffen, denke ich, dass die Herausforderungen im Bereich Logistik noch eine Weile bestehen bleiben werden. Wir erwarten nicht, dass sich die Situation in diesem Jahr normalisiert. Im besten Fall wird es wohl noch ein Jahr dauern und es ist zu erwarten, dass die Frachtkosten nicht auf ihr ursprüngliches Niveau zurückgehen werden. Das ist etwas, womit wir umgehen müssen. Wir sind vermutlich in einer der volatilsten Branchen tätig und bei Frischeprodukten ist Zeit Geld. Deshalb müssen mit kurzfristigen Veränderungen umgehen können und Lösungen finden. Andernfalls drohen Verluste. Wir haben gezeigt, dass unser Unternehmen sehr widerstandsfähig aufgestellt ist. Es gibt ein Sprichwort, das ich immer benutze: „Bleib dran und gib dein Bestes“. Nur so kommen wir weiter. Es war und ist unser Anspruch, unsere Produkte in hervorragender Qualität zu unseren Kunden und den Endverbrauchern zu bringen. Dafür stehen wir, und das werden wir auch weiterhin erreichen und gestärkt aus dieser Situation hervorgehen."

Gareth Edgecombe: "Wir  tragen in unserer Branche mit tollen Produkten zu einer nachhaltigen Ernährung bei, und überall auf der Welt steigt der Konsum von gesunden Nahrungsmitteln. Diese Nachfrage nach hochwertigen Frischeprodukten wird Bestand haben. Dieses Potenzial werden wir durch eine weitere Optimierung unseres Sortiments nutzen. Auch in vielen asiatischen Märkten streben Verbraucher der wachsenden Mittelschicht zunehmend nach qualitativ hochwertigen, vertrauenswürdigen und sicheren Produkten. Dies ist ein spannender langfristiger Trend. Wir sind in der glücklichen Lage, in unserer Gruppe über vielfältiges geistiges Eigentum, Leidenschaft und Tatkraft zu verfügen, um unsere Zukunft erfolgreich zu gestalten. Das ist es, worauf ich mich konzentriere. Herausforderungen wie COVID-19 machen es kurzfristig schwierig, aber wir haben das Glück, dass wir in einer großartigen Branche tätig sind."

Weitere Informationen:
info@baywa-gp.com  
https://www.baywa.com/en 
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