Seit etwa zwei Monaten wird im Glashaus der Gärtnerei Oellbrunner in München fleißig Baby-Spinat geerntet. "Durch den kalten September hatten wir anfänglich Probleme mit Mehltau, mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt, weshalb nun mehr als genügend Ware zur Verfügung steht im Verhältnis zur eher gedämpften Nachfrage", berichtet Geschäftsführerin Christine Biedermann.
Christine Biedermann am Großmarktstand in der Gärtnerhalle.
Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage sei Biedermann zufolge eindeutig auf die momentane Energiekrise zurückzuführen. "Aufgrund der Kostensteigerungen haben sich viele Gärtner zwangsläufig umorientieren müssen und Tomaten, Gurken und Co durch Kulturen ersetzt die weniger Energie benötigen, etwa Spinat und Feldsalat. Das hat wiederum zur erhöhten Konkurrenz und zu einer Übersättigung des Marktes geführt. Gerade am örtlichen Großmarkt München ist die Ware in Hülle und Fülle verfügbar."
Frischer Glashaus-Spinat der Gärtnerei Oellbrunner
Gesät wird der Glashaus-Spinat im August, geerntet wird er dann zwischen Mitte September und Weihnachten, wonach man sich in die Winterpause verabschiedet. Ab März startet man dann in die zweite Saisonhälfte bis in den Juni hinein. Biedermann: "Wir vermarkten unsere Ware ausschließlich über den Standverkauf am Großmarkt und zählen hauptsächlich Gastronomen und Facheinzelhändler zu unserem Kundenstamm. Letztere Kundengruppe ist durch die gewaltigen Kostensteigerungen und das damit einhergehende Verbraucherverhalten extrem beunruhigt. Man merkt eben, dass nun vermehrt auf den Preis geachtet wird, weshalb mehr beim Discounter anstatt dem Fachgeschäft eingekauft wird. Ganz im Gegensatz zur Pandemiezeit in der man vermehrt auf regionale Produkte im spezialisierten Fachhandel zurückgegriffen hat."
Vermarktet wird der feine Glashaus-Spinat entweder in 3kg- oder 1kg-Gebinden.
Die erschwerten Rahmenbedingungen werden sich Biedermann zufolge massiv auf die Vertriebsstrukturen und somit auf die gesamte Lieferkette auswirken. Sie weist dabei auf die gedrückte Stimmung in der örtlichen Gärtnerhalle am Großmarkt, in der das Unternehmen bereits seit vielen Jahren beheimatet ist, hin. "Ich befürchte, dass wir erst am Anfang einer gewaltigen Pleitewelle stehen, die schlussendlich die gesamte Wertschöpfungskette treffen wird. Für uns Erzeuger ist es besonders wichtig, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken und bereit sind uns den Gegebenheiten anzupassen. In der Hinsicht überlegen wir uns nun eine PV-Anlage, indem wir in Zukunft energie-unabhängiger arbeiten können."
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Christine Biedermann
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