Am Freitag, 18.11., fand die Herbsttagung des deutschen Gemüsebaus zum 57. Mal statt, die in diesem Jahr in Hofheim am Taunus abgehalten wurde. Die vom Zentralverband Gartenbau e.V. organisierte Veranstaltung widmete sich zur Gänze den bestehenden Krisen des Gartenbaus. Vertreter unter anderem aus der Politik und Wissenschaft sowie der Vorstand des ZVG selbst sprachen über aktuelle Herausforderungen und stellten entsprechende Lösungsansätze vor.
Staatssekretär Oliver Conz vom Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sah die momentanen Energiepreise als das dominierende Thema an. "Energieintensive Betriebe sollen nicht allein gelassen werden", sagt Conz. "Wir müssen es schaffen, aus dem ständigen Klima der Ungewissheit herauszukommen." Ferner wies Conz auf den Krieg in der Ukraine hin, dessen Folgen sich auch im kommenden Jahr bemerkbar machen würden.
Konsumenten übten sich angesichts der Krisen eher in Sparsamkeit, wobei zuerst an der Ernährung gespart werde. Bio-Betriebe würden dies besonders zu spüren bekommen. Als mögliches Alternativprojekt erwähnte er hierbei die Ökomodellregionen als gezieltes regionales Vermarktungsmodul. "Ich bin davon überzeugt, dass der Branche die Zukunft gehört. Wir verstehen vor einer goldenen Zeit des Gemüsebaus", sagte der Staatssekretär und sprach unter anderem davon, dass der Vorteil von günstiger Importware sicherlich umkehren wird.
Verbraucher bestimmen Intensität der Krise
Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbands Gartenbau e.V., sieht zunehmende Sorgen bei seinen Mitarbeitern angesichts der erhöhten Strompreise. "Die Verbraucher werden die Intensität der Krise bestimmen", so Mertz. "Vielleicht sind wir auch erst am Anfang und nicht am Ende der Krise angelangt." Mertz merkt an, dass auf Bundesebene viele Mandatsträger gewählt worden seien, die keinerlei Identifikation mit dem Gartenbau aufweisen. Zumal es seiner Meinung nach schwierig sei mit dem BMEL in Kontakt zu treten.
Dennoch hob er die Preisbremsen hervor, die den Landwirtschafts-sowie Gartenbaubetrieben durchaus geholfen hätten. So oder so sei eine weitere unbürokratische finanzielle Unterstützung vonnöten. Dies sei unter anderem wichtig für eine Beschleunigung der Transformation der Landwirtschaft und sollte entsprechend subventioniert werden, um künftig Nachhaltigkeit und weitere wichtige Aspekte gewährleisten zu können. "Um den gesamten Gemüsebau durch den Winter zu bringen, ist eine engere Zusammenarbeit innerhalb der Branche erforderlich", so Mertz.
Übergreifende Kommunikation
Dem Vorsitzenden der Fachgruppe Gemüsebau, Ulrich Natterer, zufolge müsste man als Branche im Dialog zwischen der Politik und der Gesellschaft übergreifend kommunizieren, und zwar über bestimmte Regierungszeiten oder Amortisierungslogiken hinaus. "Ich glaube nicht, dass der Markt einfach so alles regeln wird", so Natterer.
Was das Thema Wasser beträfe, so seien die Forschung und als auch die Forschungsförderung damit befasst; hierbei sei man gut aufgestellt. Um regenerative Energien flächendeckend gewährleisten zu können, sei eine flankierende Unterstützung seitens des Staates vonnöten.
Ferner müsse das Image sowie das Bewusstsein über Branche verbessert werden, wozu die Politik auch eine tragende Rolle in der Finanzierung von verschiedenen Bildungsmöglichkeiten wie etwa der höheren Förderung von dualen Studiengängen mit dem Fokus auf die Branche, spiele.
In den kommenden Tagen finden Sie auf FreshPlaza weitere Artikel zu den den Vorträgen von Prof. Dr. Stephan Meyerding, Frank Böttcher, Enno Bahrs und Robert Luer, in denen unter anderem auf das anzugehende Problem der Wasserversorgung, dem schwankenden Konsumklima und weitere branchenspezifische Themen vermittelt werden.