Grünspargel kann mit einem Anteil von 10 Prozent zwar noch nicht mit dem weiterhin beliebten weißen Spargel mithalten, jedoch zeichne sich durchaus eine höhere Nachfrage beim Grünspargel in Deutschland ab, wie uns Frank Saalfeld, Geschäftsführer des Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände e.V. und Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V. mitteilen. Ferner sprachen wir mit beiden auch über die Lage des Beerenobsts.
Fred Eickhorst und Frank Saalfeld auf der expoSE 2022
Konkurrenz aus Italien und Spanien
"Der Grünspargel hat den Vorteil, dass er vor allem beim jüngeren Publikum sehr gut ankommt", weiß Eickhorst. ""Allerdings profitiert die deutsche Produktion auch nicht von der Beliebtheit des Grünspargels. Schließlich kauft die jüngere Generation den Grünspargel auch über zwölf Monate und nicht nur zur Saison. Der Handel reagiert entsprechend und bietet die Ware auch ganzjährig an. Beim Bleichspargel haben wir wiederum das Problem, dass unsere Kunden immer älter werden. Wir kämpfen, wie die Löwen darum, dass unsere Kundschaft dadurch nicht wegstirbt", gibt Eickhorst zu bedenken.
Die Nachfrage nach deutschem Grünspargel sei zwar dennoch gut gewesen. Gleichzeitig hat es sowohl Probleme mit den Preisen als auch mit der Tatsache gegeben, dass beinahe über die gesamte Saison italienischer und spanischer Grünspargel zu billigeren Preisen verkauft worden ist. Eickhorst: "Der Preisunterschied zur deutschen Ware war so groß, dass der heimische Grünspargel im Handel liegen geblieben ist, sodass einige Betriebe auch mitten in der Saison mit der Produktion aufgehört haben, weil der Grünspargel nicht zu vermarkten war."
"Es ist gut, dass Grünspargel das jüngere Publikum anspricht. Gleichzeitig ist es auch wichtig, den Bleichspargel dem jüngeren Publikum schmackhaft zu machen. So sehe ich zum Beispiel Aktionen wie etwa, dass Spargel auch mal gegrillt wird oder in Kombination mit Parmesan zubereitet wird. Da müssen wir stärker hin. Mit dem Grünspargel finden sich bereits allerlei Möglichkeiten", resümiert Eickhorst.
Grünspargel als "Zugangsportal" zum weißen Spargel
Saalfeld sieht ferner darin das Potenzial durch den Grünspargel auch eine jüngere Zielgruppe erreichen zu können. "Wenn wir den deutschen Grünspargel als Zugangsportal für eine junge Zielgruppe vermarkten wollen, dann sollten wir uns auch trauen, diesen wieder mehr in Richtung 'Königsklasse' zu etablieren. Gleichsam soll der Spargel auch für alle Portemonnaies offen sein. Dabei muss die deutlich höhere Qualität des Bleichspargels verdeutlicht werden, während der Grünspargel perspektivisch der Zugangspunkt zum Bleichspargel werden kann."
Violetter Spargel werde in Deutschland zwar auch produziert, sei aber nach wie vor ein Nischenprodukt. Dennoch, so Eickhorst: "Jedes Produkt, das aus der Menge heraussticht, hat seine Berechtigung. Bei der Beerenvermarktung hatten wir das auch mehrfach gesehen: Es gab Abpackungen mit Dreierschalen, in denen drei verschiedene Früchte platziert wurden. Das ließe sich beim Spargel sicherlich auch anwenden."
Entwicklung des Spargels wie bei den Heidelbeeren?
Da der deutsche Bleichspargel europaweit nahezu außer Konkurrenz sei, sieht Saalfeld hierbei eine Chance in der Vermarktung. "Wenn wir unserem Spargel ein besseres Image verpassen, wird er mit Sicherheit auch international eine ganz andere Wertschätzung erfahren." Er vergleicht das mit der Situation der Heidelbeeren: "Ursprünglich kam die Heidelbeere aus Nordamerika und schwappte dann zu uns nach Europa rüber. Die deutsche Produktion entwickelte sich sehr gut, bis die Heidelbeere plötzlich in Peru Fuß fasste und in den letzten zehn Jahren riesige Flächen in Peru angelegt wurden. Rückblickend lässt sich sagen, dass mit dem Rückgang der Verkaufsmengen in Deutschland, der Anteil an der peruanischen Ware gestiegen ist."
Gleichzeitig sei auch eine Story um die Heidelbeere gesponnen worden, wonach sie angeblich gegen Krebs helfen könne. "Das hat eindeutige Spuren hinterlassen. Zudem hat Peru es geschafft, das Produkt so zu platzieren, dass es nicht direkt in den Markt reindrückt, sondern sich an die Saison anschließt und prompt mit großen Mengen einfährt. Wenn man den Willen dazu hat, so etwas zu promoten, ist solch eine Aktion auch umsetzbar."
Nachfrage nach Heidelbeeren übersteigt Saisonalität
Eickhorst fügt dem hinzu: "Vor zwölf Jahren wurden 80 Prozent der Heidelbeeren, die in Deutschland verkauft wurden, selbst erzeugt. Jetzt liegen wir bei 14-16 Prozent. Allerdings wurde auch gleichzeitig der Anbau ausgeweitet. Der Verbraucher konsumiert auch deutlich mehr Heidelbeeren als früher. Es gab Jahre, in denen die Verbraucher zur Spargelzeit mehr Heidelbeeren gekauft haben als zur eigentlichen Heidelbeersaison. Die Nachfrage geht demnach weit über die Saisonalität hinaus."
Zudem vermute er, dass der Erdbeere dasselbe passieren würde, was die Heidel- und Himbeere bereits hinter sich hätten. "Wir haben noch nie so viele Werbeanstöße für Erdbeeren im Januar bis März gehabt, wie in diesem Jahr. Es liefen sogar noch bis Ende November Werbeanstöße für Erdbeeren. In vorherigen Jahren konnte man Erdbeeren Mitte/Ende August oder Anfang September nicht mehr am Markt platzieren, obwohl genügend remontierende Sorten zur Verfügung standen. Der Handel war auch nicht bereit, diese noch zu bewerben. Jetzt werden aber dauerhaft Erdbeeren beworben. In fünf Jahren sind wir vermutlich auf dem Weg, auf dem die Heidelbeere ist.“
Weitere Informationen:
Frank Saalfeld
Netzwerk der Spargel- und Erdbeerverbände e.V.
Ropenstall 83a
51377 Leverkusen
E-Mail: [email protected]
Webseite: https://netzwerk-spargelbeeren.de
Fred Eickhorst
Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V.
Steinstraße 14
26209 Sandhatten
E-Mail: [email protected]
Webseite: https://www.spargelundbeerenanbauer.de