Die Obst- und Gemüsebranche scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Wie uns Hans Deckers, Vorsitzender des Bund Deutscher Champignon und Kulturpilzanbauer (BDC) mitteilt, sei die Nachfrage für braune Champignons aktuell zwar gut bis sehr gut, "jedoch haben wir seit einigen Wochen das Problem, dass kleine bis große Teile der Kulturen urplötzlich absterben", so Deckers (rechts im Bild). "Das kann zu massiven Ausfällen führen. Denn das Fatale ist, dass das nicht nur auf einzelne Betriebe in Deutschland zutrifft, sondern ganz Europa betrifft. In Ausnahmefällen konnte man sich mit EU-Ware behelfen, was aktuell, aber nicht mehr der Fall ist. Es gibt derzeit keine Ware auf dem freien Markt." Womit das zusammenhinge, ließe sich aktuell noch nicht mit Sicherheit sagen.
Marktlücke nicht kompensierbar
"Die Marktsituation für braune Champignons ist aktuell in einem desolaten Zustand. Egal, ob konventioneller oder Bio-Anbau: Dieser Zustand betrifft momentan ausnahmslos alle Betriebe. Dementsprechend besteht ein großer Aufruhr in der Branche. Wir können nur hoffen, dass sich dies bald beruhigt." Die Marktlücke könne auch nicht ohne Weiteres kompensiert werden, was nicht zuletzt der bislang sehr positiven Entwicklung des braunen Champignons geschuldet ist. "Viele Betriebe haben ihre Produktion zur Hälfte auf braune Champignons gestellt. Daher lässt sich das auch nicht so ohne Weiteres, etwa durch weiße Pilze, abdecken. Wenn der Handel braune Champignons haben möchte, lässt sich das aktuell nicht bedienen."
Ausfälle von bis zu 60 Prozent
Dieses Problem tauche zudem während einer Marktlage auf, in der die Nachfrage sehr hoch und das Angebot aber sehr klein ist. "Bekanntermaßen bestehen im Gemüsebereich einige Lieferprobleme. Jeder Artikel, der dann nur noch geringfügig angeboten werden kann, stellt ein Problem für den Handel dar. Natürlich ist es uns wichtig die Ware liefern zu können. Aber bei Teilausfällen von mindestens zehn bis 20 Prozent oder größeren Ausfällen von bis zu 60 Prozent lässt sich da nicht viel machen." Regionale Unterschiede seien hierbei auch nicht zu erkennen. "Das ist wie Roulette spielen. Man kann es den Kulturen zum Beginn der Züchtung auch nicht ansehen. Wenige Tage vor der Ernte liegt aber dann ein abgestorbener Fruchtkörper vor."
Bei Kulturen wie den holzbewohnenden Shiitake und Kräuterseitlingen gäbe es wiederum das Problem, dass die Preise sich den Kosten für die Pellets entsprechend anpassen müssen. "Bei Champignons konnten wir starke Preiserhöhungen für die Substrate verzeichnen, während man bei den holzbewohnenden Pilzen von massiv erhöhten Preisen sprechen muss. Der Handel sagt uns, dass er nicht mehr imstande sei diese Preise weiterzugeben."
Weiße Champignons seien hiervon nicht betroffen. "Sowohl der Absatz, die Qualität sowie die Erntemengen sind auf einem guten Niveau. Weiße Champignons weisen keine Probleme in der Produktion auf. Wir hatten alle mit massiven Preiserhöhungen für Substrate, Energie usw. zu kämpfen. Der Handel ist uns hierbei auch teilweise entgegengekommen, weshalb wir insgesamt mit den Preisen die laufenden Kosten decken konnten. Aber wo das Ganze hinläuft, weiß zurzeit niemand."
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