Mit den multiplen Krisen blicken insbesondere die regional agierenden Fruchtgroßhändler auf einige bewegte Jahre zurück. Auch für das Oldenburger Familienunternehmen A+S Frucht sind die zurückliegenden Jahre alles andere als einfach gewesen, so Geschäftsführer David Sommer, der das 1979 gegründete Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Ole in dritter Generation führt. Dennoch ergeben sich immer wieder neue Chancen, sagt er im Interview vor Ort am Oldenburger Großmarktgelände.
David Sommer zeigt abgepacktes Schnittgemüse aus dem CF Gastro-Eigensortiment.
Es kommen zurzeit viele Faktoren zusammen, ob Kaufkraft, Kostenentwicklung oder Wetterereignisse. Sommer: "Mit der anfänglichen Dürre und dem darauffolgenden, massiven Regen war es bisher schon ein besonderes Jahr. Infolgedessen kommt es hier und da mal vor, dass es eine Woche eng wird. Das kam aber auch in der Vergangenheit schon mal vor. Ob es heutzutage häufiger zu wetterbedingten Engpässen kommt, kann ich weder fundiert bestätigen noch widerlegen. Insbesondere bei den norddeutschen Freilandsalaten und -gemüse bestand das Problem, dass Ware aufgrund nasser Feldbedingungen nicht geerntet werden konnte und auf dem Feld verdorben ist. Gleichzeitig konnte aber nicht vernünftig gepflanzt werden für die späteren Sätze, sodass dieser Zustand auch den weiteren Saisonverlauf massiv beeinflusst hat. Aufgrund dessen, dass wir verstärkt mit kleineren, regionalen Erzeugern kooperieren, konnten wir die Beschaffung schneller abstimmen und die Situation meistern. Preiserhöhungen um 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau waren allerdings notwendig."
Einblick in die Molkerei-Abteilung.
Auch die anhaltende Kaufzurückhaltung drücke weiterhin die Geschäfte, fährt Sommer fort und weist dabei auf die Gastronomie, eine seiner bedeutendsten Absatzsparten, hin. "Im Bereich Fine Dining, sprich in der gehobenen Gastronomie, sehen wir keinen Einbruch. Viele Restaurants im normalen Preissegment setzen jedoch aufgrund von Personalmangel und Kostensteigerungen auf eine Viertagewoche. Wir haben sogar Gastro-Kunden, die bereits Roboter einsetzen und mittels Digitalisierung versuchen, Kosten einzusparen."
"In der Gemeinschaftsverpflegung wird schon immer sehr auf das Budget geachtet", so Sommer. Diese Sparte habe sich zu Corona-Zeiten als krisensicheres Geschäft bewiesen. "Durch die breite Klientel, die wir beliefern, sind wir insgesamt gut durch die Krise gekommen. Wir hatten auch Kunden, die während Corona eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnet haben, weshalb wir die Verluste in anderen Bereichen wieder teilweise auffangen konnten."
Blick ins Gemüselager
Convenience und CF Gastro-Mitgliederschaft
Als Gründungsmitglied von CF Gastro, dem 1998 gegründeten Zusammenschluss von Gastro-Großhändlern in der gesamten Bundesrepublik, hat die AS Frucht Zugriff auf die gesamte Sortiments- und Leistungsvielfalt. "Durch den gemeinsamen Einkauf haben wir vor allem im Bereich Schnitt- und Convenience-Ware sowie Molkerei einen großen Wettbewerbsvorteil. Wir haben dabei nicht nur Zugriff auf das gesamte Eigenmarken-Sortiment, sondern wir sind auch weniger abhängig von den Schwankungen in der regionalen Warenbeschaffung. Die CF Gastro verfügt dabei auch über Produktexperten, die die Lieferkette vom Anbau an im Blick haben und mit begleiten", erläutert der junge Fruchtgroßhändler.
Das Unternehmen hat sich im Laufe der Jahre von einem klassischen Fruchtgroßhändler mehr in Richtung Vollsortimenter entwickelt, der ebenfalls MoPro-Artikel, Feinkost und vieles mehr anbietet. Parallel dazu konnte auch das Liefergebiet des Unternehmens durch die Beteiligung an der Firma Wilms in Wilhelmshaven im Jahr 1999 nochmal erweitert werden. Sommer: "Wir liefern bis nach Bremen, Achim im Süden und hoch bis Cuxhaven und die ostfriesischen Inseln. Nur in Bremen haben wir täglich etwa fünf Lkws im Einsatz." Insgesamt besteht der Fuhrpark des Unternehmens aus stolzen 18 Auslieferungsfahrzeugen.
Die AS Frucht verfügt über eine moderne Fahrzeugflotte und beliefert ein breites Klientel in Nordwestniedersachsen.
Zukunft des Großmarktes und des Fruchtgroßhandels
Als einer von zwei Gesellschaftern der Großmarkt-Gesellschaft Oldenburg mbH verantwortet Sommer ebenfalls die Verwaltung des privatisierten Handels- und Umschlagplatzes. Inklusive der AS Frucht sind insgesamt vier Händler am Gelände, welches vor allem als Dreh- und Angelpunkt für die Auslieferung fungiert, beheimatet. Trotz der zahlreichen Herausforderungen blickt Sommer zuversichtlich nach vorne. "Die Gespräche mit der Stadt Oldenburg sind immer noch zielführend, das Großmarktgelände hat ganz klar weiterhin eine Daseinsberechtigung. Auf Produktebene merken wir, dass der Biomarkt extrem zugelegt hat, insbesondere im Bereich MoPro. Auch bei Obst und Gemüse sehen wir einen Wachstumstrend, obwohl der Anteil im Verhältnis zum konventionellen Produkt immer noch überschaubar ist", heißt es abschließend.
Weitere Informationen:
David Sommer
A+S Frucht GmbH & Co. KG
Großmarktstraße 13
26127 Oldenburg
T. 0441 - 936 16-0
[email protected]
www.as-frucht.de
https://www.fruchthandel-willms.de/