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Dr. Andrea Schieder und Dr. Melanie Molnar von Enza Zaden und Vitalis:

"Als Züchter muss man im Grunde genommen schon heute wissen, was bei den Kulturen in 15 Jahren am Markt passiert"

Dr. Andrea Schieder ist seit 26 Jahren bei Enza Zaden als Züchterin tätig und zeigte zusammen mit Dr. Melanie Molnar, die wiederum vor allem für den Bio-Bereich zuständig ist, das Züchtungsverfahren von Enza Zaden. "Bei Enza Zaden wird an 26 verschiedenen Standorten gezüchtet, unter anderem in Deutschland. Die Züchtung wird bei uns sowohl über Handkreuzungen als auch über Saatgutvermehrung etc. verrichtet. In den einzelnen Ländern werden auch die jeweiligen, wichtigsten Sorten gezüchtet", so Dr. Schieder.

26 bis 30 Kulturen für Glas- und Freilandanbau
In Deutschland konzentriert man sich etwa auf die Züchtung von Radieschen, Feldsalat, Kürbissen und Rote Beete, wobei auf dem Gelände in Dannstadt-Schauernheim auch der Versuchsanbau für Kollegen aus anderen Ländern, wie etwa Salate für Frankreich, vollzogen wird. "Bei Enza Zaden bearbeiten wir zwischen 26 und 30 Kulturen, sowohl für den Glas- als auch für den Freilandanbau. In den einzelnen Niederlassungen werden klassische Züchtungsarbeiten realisiert. Alle molekularbiologischen Arbeiten werden allerdings in unserem Hauptsitz in Enkhuizen durchgeführt, also dort, wo die großen Labore sind."


Dr. Schieder erläutert ein Züchtungsverfahren von Enza Zaden. "Unsere Züchtungsprozesse orientieren sich nach wie vor an den Kreuzungsversuchen des Mönchs Gregor Mendel aus dem 19. Jahrhundert. Das ist immer noch unser Grundhandwerk. In den letzten Jahren sind weitere Verfahren dank des Biotech-Bereichs hinzugekommen."

Als Enza Zaden 2004 an den neuen Standort in Dannstadt-Schauernheim gewechselt ist, waren 14 Personen an der Züchtung beteiligt. "Nun arbeiten bereits über 30 Personen in der Züchtungsabteilung. CEO Jaap Mazereeuw war selbst im Herzen ein Züchter, was man auch an seinem Umgang mit der Züchtungsabteilung bemerkt. Das ist meiner Meinung nach das, was Enza Zaden ausmacht. Züchtungen sind langwierige Prozesse. Vor allem bei Kulturen wie Möhren, Roter Beete und Zwiebeln, die erst im zweiten Jahre zur Blüte kommen, kann es dauern, bis man Saatgut gewinnt", sagt Schieder. Im Hybridbereich dauere die Züchtung sogar noch länger.

Mehrjährige Züchtungsverfahren
"Bei samenfesten Sorten und/oder Sorten, die in einer bestimmten Zuchtlinie gezüchtet werden, können innerhalb von zwei bis drei Jahren neue Sorten auf den Markt gebracht werden. Selbst wenn einem die entsprechende Technologie zur Verfügung steht, kann es bei Hybriden jedoch bis zu 15 Jahre dauern, bis eine neue Sorte entwickelt wird. Als Züchter muss man im Grunde genommen schon heute wissen, was bei den Kulturen in 15 Jahren am Markt passiert."

Verschiedene Fragen beschäftigt dabei die Züchtungsabteilung: "Welche Erreger spielen eine Rolle? Wie wirkt sich der Klimawandel aus? Was macht die Globalisierung mit uns? Entweder man hat bei diesen Herausforderungen einfach Glück oder eben die richtige Technologie. Bei der Entwicklung von einzelnen Resistenzgenen mithilfe einer bestimmten Markertechnologie, kann man bestimmte Infektionstestungen ausschließen, was den Züchtungsprozess vorantreibt. Bei den Salaten ist man bereits gut aufgestellt in puncto Markertechnologie."

Ein Korn, das im Zuge eines Züchtungsverfahrens entwickelt wird, kann aufgrund des Arbeitsaufwands bis zu 150 Euro wert sein. "Immerhin werden die Kreuzungen noch per Hand durchgeführt. F1 bezeichnet dabei die Kreuzungen, die nach einem Jahr entwickelt wurden." Konzentriert man sich etwa auf die Eigenschaften "rot" und "Mehltauresistenz", so kann eine Züchtung zwischen acht bis zehn Jahre dauern. "Es kann sein, dass ich nach fünf Jahren schon resistente Sorten habe, dabei aber neue Rassen entstehen. Durch das CRISPR/Cas-System stehen uns hierbei auch neue Möglichkeiten zur Verfügung."

Um Resistenzen zu entwickeln, sei es am einfachsten, Proben zu sammeln, indem man von verschiedenen Pflanzen eine Blattscheibe aussticht und Blattscheibentests durchführt, die man mit einer Sporenlösung besprüht. "Dabei wird Bremia in Reinkultur auf die Blätter gesprüht. Mit dieser Methode können sehr viele Pflanzen auf einmal beobachtet werden. Es kann hierbei beobachtet werden, ob ein Pilzrasen entsteht oder nicht. Anschließend kann man mit verschiedenen Kreuzungsarbeiten beginnen. Daraufhin wächst bei bestimmten Keimlingen Bremia - oder eben nicht. Auch in den weiteren Stadien, wie etwa bei den Jungpflanzen, kann man sich Schritt für Schritt durch die ganze Infektionskette durchtesten."

Um jedoch nicht die gesamte Pflanze zu beschädigen, werden fortwährend Blattscheibentests durchgeführt. "Uns steht damit eine große Sammlung an Wildpflanzen zur Verfügung, die wir immer wieder für die Tests verwenden können. Sobald ein Kollege eine infizierte Pflanze findet, können wir unseren Kollegen in den Niederlanden eine Probe zusenden, von wo aus die Kultur in Reinform gezüchtet wird. Somit wissen wir stets, welche Form von Bremia sich an welchem Ort verbreitet. Immerhin gibt es Bremia nicht nur in Deutschland oder Europa, sondern auch in den USA und anderen Ländern", so Dr. Molnar.

Das Bio-Saatgutunternehmen Vitalis wurde 1994 von Jan Velema gegründet. Seit 1998 ist Vitalis ein unabhängiges Schwesterunternehmen von Enza Zaden, erkläuter Dr. Melanie Molnar. "Der Bio-Anbau hat genauso Probleme mit Bremia wie der konventionelle Anbau. Gerade in der Kürbiszüchtung kommen sehr viele neue Sorten auf den Markt, die sowohl für die Bio- als auch für die konventionelle Produktion gezüchtet werden."

Weitere Informationen:
Dr. Andrea Schieder und Dr. Melanie Molnar
Enza Zaden Deutschland GmbH & Co. KG
An der Schifferstadter Straße
67125 Dannstadt-Schauernheim
[email protected]
https://www.enzazaden.com/de
https://de.biovitalis.eu