Obwohl alle Beteiligten im Vorfeld mit einem frühen Start der Apfelernte rechneten, hat sich der Ernteauftakt im Alten Land zeitlich nach hinten verschoben. Inzwischen steht die diesjährige Erntekampagne kurz vor dem Abschluss. „Wir haben durchweg Früchte in sehr guten Qualitäten und idealen Kalibern geerntet. Auch der Übergang von der alten zur neuen Ernte war in diesem Jahr optimal. Hierdurch trafen wir auf einen offenen Markt, der es uns ermöglichte die Frühäpfel und ersten Lagersorten sehr gut zu platzieren. Die Anbaufläche für Frühäpfel ist relativ konstant. Die verbliebene Hauptsorte in diesem Segment ist der Delbarestivale“, schildert Jürgen Schliecker, Fruchtgroßhänder und Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens mit den Standorten in Jork sowie am Bremer Großmarkt.
Die Marktpreise seien bislang für die Erzeuger auskömmlich gewesen, fährt Jürgen Schliecker fort. „Die aktuellen Notierungen sind glücklicherweise nicht mit denen des Vorjahres zu vergleichen, die schlichtweg ruinös und kapitalzehrend waren. Hätten wir in dieser Saison eine mit dem letzten Jahr vergleichbare Situation, wäre es mit Sicherheit zu einem umfangreichen Erzeugersterben gekommen. Das hätten die meisten einfach nicht überstanden. Es gibt zwar einige Obsthöfe, die den Betrieb aufgrund der Kostensituation eingestellt haben, andere Erzeuger hörten aber vor allem aus Altersgründen, aufgrund fehlender Nachfolge auf. „Die enormen Kostensteigerungen im Bereich der Mindestlöhne sowie der Energiekosten haben diesen Prozess allerdings beschleunigt.“ Die Erhöhung der LKW-Maut zum 01. Dezember, die fast einer Verdoppelung entspricht, wird sich zusätzlich massiv auswirken“, so Jürgen Schliecker.
Starker Preiswettbewerb im Obstregal
Es sei Jürgen Schliecker zufolge besonders schwierig, die Mehrkosten an den Handel und schlussendlich den Verbraucher weiterzugeben. „Aufgrund der allgemeinen Kostensteigerungen und des damit verbundenen geringeren Budgets reagieren viele Verbraucher sehr preisbewusst. Wenn die Verkaufspreise am POS im Vergleich zu Alternativprodukten zu hoch werden, ist eine deutliche Kaufzurückhaltung zu spüren. Dieses war in der abgelaufenen Saison der Fall. Die Apfelpreise standen extremst unter Druck und waren nicht mehr einkömmlich, da Bananen und Importbeerenobst reichlich verfügbar waren und dementsprechend zu sehr günstigen Preisen angeboten wurden. Inzwischen bewegen sich die Preise für diese Produktgruppen glücklicherweise wieder auf einem angemessenen Niveau. Im Herbst gibt es traditionell viele Verbraucher, die sich mit Äpfeln aus dem eigenen Garten versorgen. Deshalb können wir erfahrungsgemäß ab Mitte November genauer einschätzen, wie der Konsument auf die aktuelle Marktentwicklung reagiert.“
Blick auf den Hauptsitz des Familienunternehmens in Jork, im Herzen des Alten Lands. Zudem betreibt man eine Niederlassung am Großmarkt Bremen.
Umdenken im Kernobstsektor
Unter den vielen neuen Sorten, die im Alten Land angebaut werden, hat sich vor allem der Wellant in den zurückliegenden Jahren rasch etabliert, so der Fruchtgroßhändler. “Die Anbaufläche wurde aufgrund der sehr guten Nachfrage deutlich gesteigert. Der Wellant zeichnet sich nicht nur durch seinen hervorragenden Geschmack und seine gute Verträglichkeit aus. Durch seine exzellente Lagerfähigkeit können Apfelliebhaber ihren Lieblingsapfel 12 Monate im Jahr genießen. Er stellt vor allem in den Sommermonaten eine echte geschmackliche Alternative zur bisher dominierenden Jonagoldgruppe dar, deren Umsätze ohnehin rückläufig sind. Ansonsten ist der Elstar mit seinem ausgewogenem Zucker-Säure-Verhältnis weiterhin die Top-Sorte schlechthin und das Flaggschiff im Apfelregal.“
Obwohl das Alte Land für den Apfelanbau prädestiniert sei, gewinne auch der Birnenanbau seit einigen Jahren wieder an Bedeutung. “Es findet zurzeit ein Umdenken statt und der Verbraucher ist immer mehr auf Birnen fixiert. Hier im Alten Land werden z.B. in eigeschränktem Maße Birnen der Sorte Conference sowie Clubsorten wie z.B. Xenia gepflanzt. Außerdem gibt es Versuche mit verschiedenen rotschaligen Sorten. Man befindet sich noch in einer Art Findungsphase, denn nun gilt es die besten Sorten für unsere klimatischen Bedingungen festzulegen, sodass wir den Birnenanbau in den kommenden Jahren sukzessive ausbauen können.“
Besonders knackige, saftige Früchte mit einem ausgewogenen Geschmack seien heute gefragt, so Jürgen Schliecker. Dennoch seien die Verbraucheranforderungen an den Apfel regional stark unterschiedlich. "Während im norddeutschen Raum eher Äpfel mit „Charakter“ beliebt sind, d.h. mit einer leicht säuerlichen Note, bevorzugt der Süden eher die süßliche Variante wie z.B. den Fuji."
Bilder: Schliecker Fruchtgroßhandel
Weitere Informationen:
Jürgen Schliecker
Schliecker GmbH & Co. KG Fruchthandels KG
Osterjork 30
21635 Jork
Tel: 04162-90010
Fax: 04162-900150
Großmarkt Bremen
Tel: 0421-551710
Fax: 0421-556661
[email protected]
www.schliecker-fruchthandel.de