Wie können Strategien zum Umgang mit den aktuellen Herausforderungen in der Öko-Landwirtschaft gefunden werden? Dazu haben sich rund 150 Gäste am Donnerstag (02.11.23) in Hannover-Ahlem beim 16. Niedersächsischen Fachforum Ökolandbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) Anregungen geholt. Schwerpunkte des Fachforums, das Kammervizepräsident Hermann Hermeling unter dem Motto „Chancen sehen und nutzen“ eröffnete, waren der Ackerbau, die Vermarktung und auch die Persönlichkeitsentwicklung. 23 Aussteller aus der Ökobranche luden zudem rund um die Vortragsveranstaltung zur Vernetzung und zum Gespräch ein.
© Katharina Bittner
Referent Dr. Joachim Bischoff vom Zentrum für Acker- und Pflanzenbau der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Sachsen-Anhalt berichtete aus seiner jahrelangen Versuchsarbeit zu Zwischenfrüchten und klimaresilienten Anbausystemen. Zwischenfrüchte seien unter anderem wichtig für die Bodenfruchtbarkeit und den Aufbau der Bodenstruktur. „Nur geschlossene Zwischenfruchtbestände und eine ganzflächige Bodenbedeckung wirken unkrautunterdrückend. Lückige Pflanzenbestände bewirken das Gegenteil – nämlich Wasserverschwendung durch Ausfallgetreide und Unkräuter“, erklärte Bischoff.
In einem Impulsvortag gab Dr. Alexandra Wichura, Leiterin des Fachbereichs Ökologischer Landbau bei der LWK, einen Überblick zur aktuellen Entwicklung der beantragten Ökofläche in Niedersachsen und zur Marktlage. Anwesende Fachleute aus Praxis und Beratung sowie Behördenvertreter*innen ergänzten die Informationen um ihre persönlichen Eindrücke.
Das Gesamtbild, das sich abzeichnete, war eine durch den angespannten Markt bedingte angespannte Grundstimmung bei den Betrieben. Aktuell zeichnet sich in einzelnen Segmenten eine leichte Entspannung am Biomarkt ab, die bei vielen Betrieben positiv wahrgenommen wird.
Mit klimaresilienten Kulturen, die den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen sind, beschäftigte sich auch Referent Martin Schochow. In seinem Vortrag befasste sich der Ökoberater der LWK mit der Frage, welche Kulturen in Niedersachsen zukünftig Anbaualternativen darstellen. Unter anderem stellte er Kichererbsen und den fast in Vergessenheit geratenen Buchweizen vor.
Auch der Wechsel von der Sommerung zur Winterung wie z.B. beim Winterhafer könnte eine interessante Alternative sein, wenn die Winter immer milder werden. „Dem Winterrogen könnte angesichts der klimatischen Herausforderungen wieder eine größere Bedeutung zukommen“, lautete die Einschätzung des Experten.
Eberhard Prunzel-Ulrich, 1. Vorsitzender der Vereinigung Norddeutscher Direktvermarkter e.V. und selber Biolandwirt aus dem Raum Göttingen mit 40-jähriger Erfahrung in der Direktvermarktung, befasste sich in seinem Vortrag mit der Onlinevermarktung. Der Experte kam zu dem Schluss, dass der Vertriebsweg über das Netz derzeit für die meisten Betriebe nur eine Ergänzung der Hofläden oder Wochenmarktstände darstelle. Beim Transport von kleinen Warenmengen sei einerseits die Logistik ein großes Problem, anderseits solle auch die ökologische Bewertung berücksichtigt werden.
„Was ist eine Krise?“, fragte Referentin Anneken Kruse, sozioökonomische Beraterin der LWK, die Gäste des Fachforums. In kurzen Mitmachsequenzen forderte sie die Zuhörer in ihrem Vortrag zum Nachdenken, zum Austausch und zur Aktivität auf. Eigenschaften, die jeder aktivieren und entwickeln müsse, um eine Krise zu überwinden. „Die Lösungsorientierung und das Verlassen der Opferrolle sind wesentliche Elemente, um eine Krisensituation zu lösen“, gab Kruse den Gästen mit auf den Weg.
Weitere Informationen:
www.lwk-niedersachsen.de