In der drittten Novemberwoche fand der 34. Spargeltag parallel zur Doppelmesse expoSE & expoDirekt 2023 in Karlsruhe statt. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Vorträge. Frederick Euler, Leiter des Landwirtschaftsamtes Karlsruhe, blickte in seiner Begrüßungsrede auf die Saison 2023 zurück. So begann das Jahr mit äußerst niedrigen Temperaturen, während im März hohe Niederschläge mit 80 mm statt 50 mm und wenig Sonnenschein die Witterung bestimmte. Ab dem 27. März kam die Ernte mit Dreifachbedeckung relativ langsam in Gang. Im April hätte man ferner noch mit niedrigen Nachttemperaturen und sogar Frostnächte zu kämpfen."
Frederick Euler
Zögerliche Nachfrage, niedrige Preise
"Viele Betriebe hatten an Ostern noch gar keinen Spargel und in den Folgewochen nur sehr niedrige Erntemengen. Die Nachfrage war zögerlich, bei niedrigen Preisen. Anfang Mai war es immer noch sehr kühl, sodass auch spätere Anlagen nur zögerlich begonnen haben. Erst Ende Mai sorgten die steigenden Temperaturen für bessere Erträge und bessere Qualitäten. Anfang Juni folgten erneut hohe Temperaturen und Trockenheit, mit dem Effekt, dass erste Anlagen, vor allem dreijährige, herausgenommen wurden. Am Ende lässt sich festhalten, dass wir in der Direktvermarktung eine niedrige, aber stabile Nachfrage hatten. Die Witterungen sorgten wie Flächenreduktionen und ein geringeres Angebot", so Euler.
Philippe Sigrist und Jean-Charles Jost
Vermarktungsstrategien des Elsässer Spargels
Jean-Charles Jost, Präsident des 1991 gegründeten Spargelanbauverbandes Asperge d’Alsace, und sein Kollege Philippe Sigrist stellten Zahlen und Fakten zum Spargelanbau im Elsass vor und sprachen auch über Vermarktungsstrategien des Elsässer Spargels. Zu den größten Spargeanbaugebieten Frankreichs zählen die Departments Landes, Gard, Gironde, Bas-Rhin und Mainte-et-Loire. Insgesamt lag 2018 in Frankreich die Erntemenge auf 20.680 Tonnen. 2022 lag in der Region Elsass die Anbaufläche bei 496 Hektar, wovon 28 Hektar für den Bio-Anbau verwendet wurden. Die Gesamtfläche der Spargelproduktion im Elsass liegt allerdings bei 565 Hektar. "Das hat damit zu tun, dass es auch einige Erzeuger gibt, die nicht Teil des Verbands sind", so Sigrist. Von den 121 Produzenten bewirtschaftet jeder um die 4,7 Hektar. Das Produktionspotenzial im Jahr 2022 betrug dabei 2379 Hektar.
Um die Kommunikation zu finanzieren, müssen die Verbandsmitglieder 220 Euro pro Hektar im Jahr an den Verband zahlen. Das Budget der Vereinigung der Produzenten beträgt insgesamt 90.000 Euro. Davon werden 66.000 Euro der Einnahmen durch die Produzenten eingenommen und weiteres Geld von den Gastronomen und weiteren Partner eingenommen. Von den Einnahmen werden allein 81.000 Euro in die Kommunikation investiert. Zu den Werbemaßnahmen zählen unter anderem die Verwendung von diversen Stickern, die auf Verpackungen von Partnerunternehmen, die beispielsweise Eier und Mayonnaise produzieren. Die gesamten Einnahmen werden auch wieder investiert. Ferner wurde auch in einen TV-Sport, in die Kommunikation über Radio und die Presse investiert. Das Geld wird auch direkt wieder investiert für die Kommunikation. "Je mehr wir über den Spargel sprechen, umso mehr verkaufen wir."
Sarah Schreiber
Kommunikation mit Mitarbeitenden für bessere Bindung
"Wie binde ich gute Mitarbeitende fest an meinen Betrieb?" hieß der Vortrag der Betriebsleiterin Sarah Schreiber des Spargel- und Erdbeerhofs Schreiber. Gemeinsam mit ihrem Mann Dirk Schreiber bewirtschaftet sie den Betrieb in Gerolsheim, auf dem zwei Festangestellte und weiteren 70 bis 100 Mitarbeitern aus Deutschland, Polen und Rumänien beschäftigt sind. "Wir hatten 2020 auch Probleme damit, Mitarbeiter aus Polen und Rumänien zu bekommen, weshalb wir einen Aufruf mit deutschen Mitarbeitern geklappt. Wie schaffen wir es, Mitarbeiter an unseren Hof zu binden? Haben wir eine Loyalität entwickelt zu uns oder zu unserem Betrieb entwickelt?" Der Reputation des Hofs sei es auch zu verdanken, dass einige Mitarbeiter ehemalige Kunden waren.
Schreiber empfiehlt, feste Rituale zur Begrüßung der Mitarbeiter einzuplanen und auf den ersten Eindruck vom Hof zu achten. "Kann ich die Arbeitskräfte in ihrer Sprache willkommen heißen? Wie ist der erste Arbeitstag? Gibt es dazu einen Road Book? Welche Ansprechpartner gibt und wer ist für welche Angelegenheiten zuständig? Mitarbeiter sollen sich abgeholt fühlen und wissen, was sie erwartet. Es gibt teilweise Mitarbeiter, die nicht richtig Wechselgeld ausgeben können. Das muss man wissen und dann entsprechend darauf eingehen." Eine klare Vermittlung der Haus- und Hofordnung gehört ebenfalls zur Kommunikation hinzu.
Ab Februar fangen wir an mit Bewerbungsgesprächen. Grundsätzlich teilen wir uns die Einarbeitung auf. Seit Corona haben wir auch viele deutsche Mitarbeiter. Um allen Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern, haben wir Lehrvideos gedreht und dabei zum Beispiel auch erklärt, wie eine Spargelpflanze sich entwickelt, wie schwierig das Spargelstechen selbst ist und die Sortieranlage vorgestellt.
Um auf die einzelnen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen, orientiere sich Schreiber dabei an der Bedürfnispyramide nach Maslow. Dabei werden verschiedene Faktoren wie Sicherheit sowie Gesundheit beachtet. "Es ist auch wichtig, Mitarbeitern mitzuteilen, wenn sie etwas richtig gemacht haben. Neben der fairen, angemessenen Bezahlung ist auch eine feste Struktur und Organisation am Arbeitsplatz wichtig, sodass Arbeiter auch eigene Ideen mit einbringen können. Außerdem zelebrieren wir Feste für Mitarbeiter, damit sie sich untereinander kennenlernen können." Grillfeste zum Saisonabschluss, Jubiläen, Geburtstage und Feiertage finden auch ihren festen Platz in der Jahresplanung. Ihr Fazit: "Es gibt keine unsichtbare Leine, an der man Mitarbeiter langfristig bei sich halten kann. Mitarbeiter zufriedenzustellen, ist eine tägliche Arbeit.
Der zweite Teil des Spargeltags, in dem unter anderem Wasserverbrauch und Mindestlohn thematisiert werden, folgt in den kommenden Tagen.
Weitere Informationen:
https://www.landkreis-karlsruhe.de
https://asperges.alsace
https://www.spargel-schreiber.de