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Hans-Jörg Friedrich (Vorstand Verwaltung) und Reinhard Oerther (Vorstand Vertrieb) von der Pfalzmarkt eG:

"Wir hätten mehr Ware verkaufen können als uns zur Verfügung stand"

Mit etwa 200.000 Tonnen Obst- und Gemüse, die auf rund 15.000 Hektar von 100 Erzeugern produziert werden, zählt die Pfalzmarkt eG zu den größten Erzeugergenossenschaften Deutschlands. Reinhard Oerther und Hans-Jörg Friedrich, die Vorstände der eG, sprachen über Kooperationen im deutschen Gemüsebau, gegenwärtige Trends und die Zukunft der Gemüseproduktion in der Pfalz.


Hans-Jörg Friedrich und Reinhard Oerther

Standortvorteile und Veränderungen am Markt
Etwa 13.000 Hektar der Fläche, die in der Pfalz, im Gemüsegarten Deutschlands, kultiviert werden, können über einen eigenen Beregnungsverbands, das Anbaujahr über bedarfsgerecht mit Wasser versorgt werden. In Zeiten langanhaltender Trockenheit oder Phasen extremer Sommerhitze kann es zu Reglementierungen bei der Zuteilung kommen. Dieses Alleinstellungsmerkmal wird immer wichtiger: Selbst wenn es an anderen Orten trocken ist, haben wir noch genug Wasser und können die Warenverfügbarkeit mit 'Erntefrisch aus der Pfalz' sicherstellen."

Ohnehin stelle der Pfalzmarkt auch aufgrund seines gut und verkehrsgünstig gelegenen Standorts ein sehr guter Partner für den LEH dar, so Oerther. "Diese Partnerschaft wird auch -kontinuierlich weiter ausgebaut und optimiert. Bei der Belieferung von Großmärkten ist Pfalzmarkt eG ebenfalls präsent. Da viele Betriebe ihre Umsätze mit der Gastronomie und vor allem mit Wochenmärkten erwirtschaften, geht der Trend nach Corona in eine andere Richtung. Wir beliefern aber nach wie vor täglich alle wichtigen Großmärkte, ob in München, Hamburg, Leipzig, Mannheim, Frankfurt, Karlsruhe, etc."

Geringerer Konkurrenzdruck durch Importware
Etwas enttäuscht äußerte sich Friedrich über das Nachfrageverhalten während der Saison: "Obwohl uns beispielsweise im Haupterntefenster von Zucchini genug Ware zur Verfügung steht, kommt es in diesen Zeiträumen dennoch zu Importen aus Südeuropa. Das ist ärgerlich, weil wir auf Nachhaltigkeit und Nähe setzen. Ansonsten hat man in diesem Jahr das Gefühl gehabt, dass der Konkurrenzdruck aus dem Ausland eher geringer war, da sie ebenfalls aufgrund des Wetters eine geringere Verfügbarkeit hatten. Wir hätten mehr Ware vermarkten können, als wir hatten, weshalb wir zuweilen sogar Ware zukaufen mussten, um den LEH bedienen zu können. Allerdings soll der Anteil an zugekaufter Ware nicht zu hoch werden. Schließlich sind wir immer noch zuerst an vorderster Stelle eine Erzeugerorganisation. Die Produktion liegt weiter im Fokus und dazu wollen wir auch unsere Erzeuger bei Pfalzmarkt animieren."

Gleichbleibende Produktionsflächen
Die Produktionsflächen sind weitgehend gleichgeblieben, lediglich 200 Hektar sind weggefallen. "Spätestens sobald der hiesige Beregnungsverband weitere Flächen in der Pfalz abdeckt, werden die entsprechenden Gemüseanbauflächen wieder steigen. Der Beregnungsverband hat uns außerdem ein Projekt vorgestellt, bei dem die Zählstände an Wetterstationen gekoppelt sind, womit eine zielgenauere Beregnung möglich wird", erläutert Friedrich.

Dokumentationsansprüche werden höher
Zusätzlich zum ohnehin schon hohen Produktionsdruck stünde nun auch ein höherer Dokumentationsaufwand in verschiedenen Bereichen an. "Wir versuchen, die Betriebe zu unterstützen, wo wir können, sodass sie in der Menge der Dokumentationsverpflichtungen nicht untergehen. Insofern agieren wir als Schnittstelle, um etwa passende Softwarelösungen oder erforderliche Daten anzubieten. Aber auch in Bereichen wie QS-Zertifizierung, Ackerschlagkartei, Personalverwaltung, Betriebsführung und Packprogramm, etc. können wir unseren Erzeugerbetrieben mit Rat oder Tat unter die Arme greifen."

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das Pfalzmarkt eG bereits seit Jahrzehnten antreibt. Und das zunehmen auch bei Partnern oder Dienstleistern im wichtiger werde. "Wir werden u. a. auch von den Banken dazu angehalten, unsere Nachhaltigkeitsstandards anzugeben. Schritt für Schritt werden Nachhaltigkeitszertifizierungen durchgeführt, zumal der Genossenschaftsverband bereits angekündigt hat, dass wir bis 2025 einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen müssen. Das ist ebenfalls mit einem großen Aufwand, aber auch mit vielfältigen Chancen verbunden."

Ehrliche Investitionen statt Greenwashing
Bei einer im Frühjahr angesetzten Wesentlichkeitsanalyse werden die für die Nachhaltigkeit wesentlichen Elemente des Unternehmens nach sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten hin untersucht. "Auch der LEH kam auf uns zu und fragte nach klimaneutralen Produkten. In den letzten Monaten haben wir die Arbeit in diesem Bereich daher intensiviert. Was wir auf jeden Fall vermeiden wollen, ist, uns mit irgendwelchen Projekten freizukaufen. Das müssen ehrliche Investitionen in die Nachhaltigkeit sein, sonst bringt das nichts."

Ausbau von Unterglasproduktion vorerst nicht geplant
Angesichts nun häufiger auftauchender Wetterkapriolen stellt sich die Frage, ob eine Unterglasproduktion auf Dauer nicht eine gute Lösung sei. "Unsere Landwirte sind Freilanderzeuger. Es wird nicht einfach sein, sie davon zu überzeugen, künftig öfter im Glashaus zu arbeiten. Wir beschäftigen uns natürlich dennoch mit dem Thema. Entscheidend dabei ist es, Standorte zu finden, in denen man günstig Energie beziehen kann", sagt Friedrich. "Gewächshäuser mit Gasheizungen sind nicht mehr rentabel, wie sich in diesem Jahr etwa bei den Kollegen im Knoblauchsland gezeigt hat." Als Beispiel benannte er einen Pflanzen- und Blumenbetrieb, der hauptsächlich Baumärkte belieferte und insolvent ging. "Seinen Betrieb hat er mit sibirischer Kohle geheizt, aufgrund des hohen Brennwerts. Die Baumärkte haben seine Preise daraufhin so sehr gedrückt, dass er nicht mehr mithalten konnte und sie ihn ausgelistet haben."

Die Tochtergesellschaften Pfalz Fresh GmbH, Pfalzmarkt Logistik und Dienstleistungs sowie die PVG Pfalz Verpackungs auf wurden in die Gemüsegarten RheinPfalz GmbH verschmolzen. Pfalz Fresh und die Pfalzmarkt Logistik und Dienstleistungen bleiben jedoch weiterhin als Marken erhalten. Damit sollen einerseits die internen Prozesse verschlankt und weiter digitalisiert werden, andererseits auch den Vertrieb vereinfachen.

Den zweiten Teil des Interviews unter anderem mit Blick auf das Exportgeschäft der Pfalzmarkt eG finden Sie in der nächsten Primeur-Sonderausgabe zur Fruit Logistica 2024.

Weitere Informationen:
Reinhard Oerther und Hans-Jörg Friedrich
Pfalzmarkt für Obst und Gemüse eG
Neustadter Str. 100
67112 Mutterstadt
E-Mail: [email protected]
Internet: www.pfalzmarkt.de