"Der Zwiebelmarkt ist von knappen Beständen gezeichnet. Diese leiden wiederum deutschland-, wenn nicht sogar europaweit von massiven Qualitätsproblemen. Die Menge an vermarktungsfähiger Ware könnte noch knapper werden als im letzten Jahr. Allerdings liegt der Preis im Vergleich zum letzten Jahr etwas höher", sagt Torben Salz von der Saatbau Stoetze Raiffeisen-Warengenossenschaft eG. "Der Preisverlauf wird allerdings anders ablaufen als 2022, da sich der weltweite Zwiebelmarkt im letzten Jahr in einer Preisspirale befand. Es bleibt abzuwarten, welche Ware wir von Übersee erhalten. Die erwähnte Preisspirale fing im Februar an. Zu der Zeit hieß es, dass nur wenig Ware aus Neuseeland zu erwarten sei. Im Moment sieht es aber gut aus."
Torben Salz. Foto: Saatbau Stoetze
Weniger Übergrößen, ausgeglichener Markt
Hinzu käme, dass in diesem Jahr weniger Übergrößen geerntet wurden, wobei sich der Absatz für die größeren Kaliber schwieriger gestalte. "2022 sind uns die Übergrößen regelrecht aus der Hand gerissen worden. Außerdem wurden sie zu höheren Preisen als die Normalsortierungen vermarktet. Der Markt ist jedoch relativ ausgeglichen. Angebot und Nachfrage stimmen überein. Ein ausgeglichener Markt führt aber nicht zwingend zu Preissteigerungen", so Salz. "Dennoch gibt es hin und wieder mal eine Ladung, die überschüssig ist. Ich vermute, dass das an der größeren Menge an Feldware liegt, die geerntet wurde. Diese Mengen werden direkt an die Niederlande, Polen und Tschechien exportiert. Dazu zählen Bestände, die in der Verarbeitung noch übrig geblieben sind", stellt Salz fest. "In der letzten Preissteigerung sind auch nur die normalen Sortierungen und nicht die Übergrößen inbegriffen." Die Genossenschaft Saatbau Stoetze arbeitet mit insgesamt 30 Erzeugern zusammen.
Tendenziell bessere Qualität der späten Bestände
Zwar hätte es Partien mit optischen Mängeln in diesem Jahr gegeben, die in der Bewertung der Bonituren kaum Erwähnung fanden. Weitaus größer falle Salz zufolge wiederum das Problem durch Fäulnisse aus. "Aufgrund der schwierigen Witterungsverhältnisse ist in diesem Jahr einfach alles zusammengekommen, sodass sowohl Physarium als auch Kopffäule vermehrt auftraten. Die Zwiebeln sind auf dem Feld bis zu zwei Monate gar nicht mehr trocken geworden. Das relative warme Wetter war zudem sehr pilzfördernd", resümiert Salz.
"Man weiß selten, was am Ende zu einer erfolgreichen Ernte geführt hat und was nicht. Daher kann man nur Vermutungen anstellen. Das Einzige, was man einigermaßen festhalten kann, ist, dass die späten Bestände tendenziell besser sind. Das hängt wohl damit zusammen, dass zu dem Zeitpunkt, als die Starkregenereignisse stattfanden, sich die späten Sorten von der Vegetation her in einem Stadium befanden, in der sie nicht viel abbekommen haben. Hierbei ist wiederum zu betonen, dass es natürlich regionale Unterschiede gibt, zumal es auch innerhalb von bestimmten Landkreisen unterschiedliche Entwicklungen geben kann", sagt er. Die Erntemenge sei in etwa vergleichbar mit dem Vorjahresergebnis. "Tendenziell wurde sogar mehr geerntet, wobei die Sortierverluste deutlich höher sind. Von daher wird die Verkaufsmenge vermutlich geringer sein."
Gestiegene Zwiebelproduktion
Aufgrund der positiven Lage im Zwiebelmarkt hätten viele Landwirte angefangen, Zwiebeln anzubauen. "Viele Landwirte haben aber Zwiebeln in die Erde gesteckt, ohne ein Lager, geschweige denn einen Vermarktungspartner zu haben. Diese Ware hat massiv auf den Markt gedrückt, weil die Landwirte Absatz gesucht und diesen hauptsächlich in den Niederlanden, Polen und in geringen Mengen auch in Tschechien gefunden haben. Das heißt, es hat Angebot gegeben, das die Preisschraube nach unten gedreht hat. Dennoch waren die Preise deutschlandweit relativ gleich, abgesehen von den Frachtpreisen." Beim Absatz der letzten Jahre betont er hierbei den durch Zugewanderte geförderten, höheren Konsum von Zwiebeln.
Angesichts verschiedener Herausforderungen und Ansprüche sei auch das Thema "optische Sortieranlagen" bei der Saatbau Stoetze ein brandaktuelles Thema. "Einerseits geht es um die Sicherstellung der Qualität, andererseits um die Verfügbarkeit der Mitarbeiter. Während jedoch viele darüber klagen, dass sie keine Mitarbeiter mehr finden würden, können wir stets auf unsere guten und zuverlässigen Mitarbeiter aus Rumänien zählen. Allerdings sind wir auch kein klassischer, landwirtschaftlicher Betrieb, sondern eine Genossenschaft. Das heißt, dass die Mitarbeiter ihren Mindestlohn, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, etc. erhalten. Bei uns arbeiten sie das ganze Jahr über in einer klimatisierten Halle. Das ist natürlich angenehmer, als wenn sie auf dem Feld arbeiten müssten. Deshalb kommen sie auch gerne wieder."
Gutes Geschäftsjahr
Das Geschäftsjahr 2023 sei von einem deutlich höheren Umsatz geprägt gewesen, was nicht zuletzt den hohen Zwiebelpreisen zu verdanken sei. "Wir sind immer glücklich, wenn wir ein gutes Jahr haben und das Geld auf die Höfe transferieren können. Das ist in diesem Jahr gut gelungen. Die Förderung der Mitglieder steht bei uns an vorderster Stelle. Unsere Devise lautet: Absatz sichern, neue Märkte erschließen und stets mit einem Ohr am Markt sein. Die auf uns zukommenden Herausforderungen müssen wir jederzeit versuchen zu meistern. Dabei helfen unsere verschiedenen Standbeine, dadurch können wir alles am 'Laufen' halten. Von Vorteil ist auch, dass wir sehr gut im Bereich erneuerbare Energien aufgestellt sind. So haben wir in mehrere Fotovoltaik-Anlagen investiert und sind auch mit Biogas aktiv. Damit haben wir uns eine Säule errichtet, die einiges auffangen kann. Es ist wichtig, immer am Ball zu bleiben, um für unsere Landwirte den Handel mit uns weiter attraktiv zu gestalten."
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Torben Salz
Saatbau Stoetze
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