Die Vermarktung des Dithmarscher Weiß- und Rotkohls zeigt zurzeit ein differenziertes Bild. "Das Geschäft mit den Großmärkten ist verhältnismäßig ruhig, während der LEH rege Steigenware bezieht. Derweil soll aktuellsten Angaben zufolge auch die Nachfrage im Exportgeschehen, insbesondere in Skandinavien, stark anziehen. Sowohl am Inlandsmarkt als auch im Export werden zudem gute Preise erzielt", berichtet Ralf Gerths, Geschäftsführer des gleichnamigen Gemüsegroßhandels mit Sitz in Oesterwurth.
Trotz der Nässe und verspäteten Erntetermine sei die Warenverfügbarkeit im Sektor des Kohlgemüses weiterhin gegeben. "Beim regionalen Wirsing rückt das Saisonende jedoch näher (ca. 6 Wochen). Die Qualitäten lassen bereits etwas nach, was wiederum der Tatsache geschuldet ist, dass die Pflanzen sehr stark unter dem Frost gelitten haben. Hier steigt der LEH bereits sukzessive auf Ware aus Italien um." Die Kaltfront und Minustemperaturen haben sich ebenfalls negativ auf die Qualität des Porrees ausgewirkt, beobachtet Gerths des Weiteren. "Kältebedingt gibt es momentan überwiegend weiße Stangen ohne grünes Blatt. Bei den aktuellen, milderen Temperaturen werden sich die Pflanzen etwas erholen, was aber wiederum einige Wochen dauern wird."
Knollensellerie aus regionalem, deutschem Anbau sei reichlich vorhanden und erfreut sich einer guten, stetigen Nachfrage. Deutsche Steckrüben werden sich voraussichtlich in zwei/drei Wochen dem Ende zuneigen.
Ein weiteres Hauptstandbein des Familienunternehmens sind die Speisemöhren. "Die Preise sind tendenziell steigend. Was die Warenverfügbarkeit angeht, so konnten wetterbedingt die eine oder andere Anlage nicht geerntet werden. Bis vor einigen Wochen hatten auch wir jedoch Kisten mit mehr Erde als Karotten. Zum Glück haben wir momentan recht gute Qualitäten. Die Absatzsituation würde ich als zufriedenstellend einstufen: Da wir auch im Frühjahr noch lieferfähig sein wollen, halten wir auch Ware zurück, sprich, wir verkaufen nicht mit Gewalt. Derzeit gehe ich davon aus, dass wir die Saison wie gewohnt bis Mitte/Ende April beenden werden. Das wollen wir auch, denn danach wird es kompliziert mit der Lagerfähigkeit und Qualität der Ware, während die deutschen Lagermöhren dann auch in direktem Wettbewerb mit neuerntigen Importen stehen."
Bio-Kohl und Kaufzurückhaltung
Trotz zahlreicher Herausforderungen blickt der Gemüsegroßhändler insgesamt auf ein 'zufriedenstellendes Jahr' 2023 zurück. Exklusiv für einen LEH-Partner konnten in der Saison 22/23 etwa 100 Hektar Bio-Weiß- und Rotkohl angepflanzt werden. Gerths: "Kohl bleibt aus Sicht des Erzeugers weiterhin ein Produkt, mit dem man Geld verdienen kann. Dies betrifft nicht nur Weiß- und Rotkohl, sondern auch den Rosenkohl, dessen Anbaufläche in Norddeutschland mittlerweile stark gewachsen ist." Absatzseitig macht sich die Kaufzurückhaltung weiterhin bemerkbar. "Dies sieht man vor allem an dem bereits erwähnten Nachfragerückgang auf den Großmärkten. Die Mehrwertsteuer wurde nach der Pandemie wieder auf 19 Prozent gesteigert. Dies sorgt gepaart mit der ohnehin geringeren Kaufkraft dafür, dass einige überhaupt nicht mehr essen gehen können, was sich wiederum auf die Bedarfsmenge niederschlägt. Auch die Wochenmärkte sind tendenziell rückläufig."
Riskante Preisspekulationen beim Lagerkohl
Erfahrungsgemäß wird in den letzten Verkaufsmonaten der Kohlsaison rege auf Preiserhöhungen spekuliert. "Es kommt immer wieder mal vor, dass die Bauern auf gute Preise kurz vor Saisonende hoffen und entsprechend Ware zurückhalten. Es besteht dabei aber die Gefahr, dass bereits im März/April auf einmal so viel Frühgemüse aus Süddeutschland verfügbar ist, wonach sich die Verbraucher in der Regel eher auf diese Ware statt Lagerkohl stürzen, sodass der Bedarf fällt und die Preise sinken. Es gab schon mal Jahre, in denen man zu gierig war und sich verspekuliert hat", warnt Gerths abschließend.
Bilder: D. Gerths Gemüsegroßhandel GmbH
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