"Zurzeit liefern wir TK-Beerenfrüchte, Pflaumenmus in Fässern aus Serbien sowie Fruchtdestillate aus Bosnien in die EU. Die Preise für die TK-Früchte sind sehr stark gefallen, vor allem für Himbeeren. In den letzten zwei Jahren waren die Himbeerpreise so hoch, dass sie teilweise aus den Märkten aussortiert worden sind. Momentan sind die Preise wiederum zu niedrig. In der Hochphase lagen die Preise bei 6,50 bis 7,00 EUR/kg, mittlerweile ist Preis bei 2,40 EUR/kg", sagt Anneliese Vollweiler, Geschäftsführerin der Anevo Trading GmbH. Die Beerenexpertin kooperiert seit 40 Jahren mit Betrieben am Balkan, vor allem in Serbien und neuerdings auch in der Republik Moldau, Nordmazedonien, Bosnien und weiteren Ländern.
Fotos: Anevo Trading GmbH
"Wir haben bislang primär Waren aus Serbien angeboten und haben nun neue Aufträge aus Bosnien, Mazedonien und Rumänien erhalten. In Rumänien gibt es Anlagen mit mehreren 100 Hektar an frischen Früchten, allen voran Zwetschgen. Dort werden wir mit unserem Vertreter, mit dem wir seit 18 Jahren zusammenarbeiten, in den Frischobstbereich einsteigen. Zuvor haben wir mit ihm vor allem Geschäfte im Bereich Pflanzenöle gemacht. Im März werden wir mit ihm eine Tour durch Rumänien veranstalten, um uns die Lage vor Ort anzuschauen, sprich: Plantagen, Kühlhäuser, Packbetriebe, Zertifizierungen etc. Auch die Republik Moldau werden wir im April begutachten. Dabei ist es uns wichtig, in den jeweiligen Ursprüngen mit entsprechenden Locals zu arbeiten", so Vollweiler.
Waldfrüchte aus der Ukraine
"Die Niedrigpreissituation wird vermutlich dazu führen, dass einige Betriebe ihr Geschäft aufgeben müssen. Hinzu kommt, dass die Ukraine einst 35.000 bis 40.000 Tonnen Himbeeren exportiert hatte, die angesichts des leider anhaltenden Krieges fehlen. Weitere Produkte sind Erdbeeren, Brombeeren und vor allem Waldbeeren. Die Ukraine wird zwar weiterhin lieferfähig sein, jedoch sind die Menschen vor Ort darauf angewiesen, Waldfrüchte zu sammeln, um überleben zu können", weiß Vollweiler. Die von Anevo Trading derzeit angebotene TK-Ware wird ausschließlich aus Serbien bezogen. "Wir wollen gute Ware anbieten, die möglichst wenig gespritzt ist. Dabei arbeiten wir mit einem Labor namens SP Laboratorija zusammen, die der Hamilton Group angehört. Die SP-Lab ist eines der besten Labore am Balkan. Dort arbeiten 170 hochgebildete Menschen auf 2500 qm, die sehr gute Arbeit leisten." Zu den Hauptabnahmeländern des Unternehmens Anevo zählen vor allem Österreich, Deutschland, die Schweiz, Ungarn, Tschechien sowie die Frankreich. Zudem ist ein Ausbau der Präsenz von Anevo am französischen Markt geplant.
Anbau von neuen Sorten in Serbien
Die Qualität der TK-Himbeeren sei zufriedenstellend, jedoch bemängelt sie, dass noch zu viele Pestizide eingesetzt werden würden. "Die Früchte werden mit Cocktails, teils sieben bis zehn verschiedenen Pestiziden, bespritzt, die sie eigentlich nicht brauchen. Um dem entgegenzuwirken, werden wir künftig auch mit dem Institut Cacak zusammenarbeiten, das unter anderem für die Entwicklung aller Cacaks Sorten wie z.B. Cacaks Schöne, Cacaks Frühe etc. bekannt ist. Mit Prof. Dr. Aleksandar Leposavić haben wir bereits auf dem Sektor Himbeeren Kontakt aufgenommen und planen in Serbien neue Sorten wie etwa Haroma, President und Presenta zu etablieren. Insbesondere die Sorte Haroma scheint gut anzukommen. So wollen wir mit einem Pilotprojekt von etwa 100 Bäumen starten, um zu beobachten, wie sich der Ertrag entwickelt und der Boden kompatibel der Sorte ist. Die dortigen Obstbauern versuchen wir im Zuge einer GlobalG.A.P.-Zertifizierung zu unterstützen und somit eine langjährige Partnerschaft aufzubauen. Mit einigen Produzenten und Kühlhäusern arbeiten wir bereits seit 1983 zusammen", sagt die Geschäftsführerin.
Der Markt kommt wieder in Schwung
Die gegenwärtigen Transportkosten bewegen sich ihr zufolge noch in einem angemessenen Rahmen. Bald ist jedoch ein Meeting mit sämtlichen Transporteuren geplant, um entsprechende Preise und Mengen zu verhandeln und damit ihre Transportkapazitäten sichern zu können. "Das Gute ist, dass der Markt zurzeit etwas besser in Schwung kommt und die Supermärkte darauf verzichten, ihre Macht zu sehr auszuspielen. Die LEH-Ketten setzen zudem auf sehr viele Aktionen, die bei den Verbrauchern wirken, was wiederum den Markt ankurbelt. Die gute Wetterlage mit dem Schnee führt außerdem dazu, dass auch die Hotellerie und Gastronomie wieder auf Trab gebracht wird, was sich an den vielen Bestellungen in den Skifahrgebieten Österreichs und in der Schweiz erkennen lässt. Die "Top Five" der beliebtesten Produkte sind Himbeeren, Brombeeren, Kirschen, Aprikosen sowie Pflaumen."
Neue Herausforderungen
Trotz der Erfolge müsse man stets auf der Hut sein. "Es gibt sehr viele Anbieter und Mitbewerber auf dem Markt, die zwar gut aufgestellte Webseiten haben, aber zum Beispiel nicht den Unterschied zwischen CP (Critical Point) und CCP (Critical Control Point) kennen. Anhand dieser Punkte lässt sich bereits erkennen, ob ein Anbieter zertifiziert ist oder nicht. Weitere Begriffe wie Food Fraud und Food Defense sollten genauestens überprüfen und im Ursprung kontrolliert werden. Man darf nicht einfach alles glauben, was auf irgendwelchen Webseiten steht. Gerade mithilfe von KI ist es einfacher geworden, sein eigenes Unternehmen besser darzustellen. In Wirklichkeit steht da aber oftmals nicht viel dahinter. Das stellt eine Herausforderung dar, bei der man gezwungen ist, noch genauer auf die jeweiligen Unternehmen zu schauen."
Für weitere Unruhe bei den serbischen und weiteren osteuropäischen Erzeugern sorgen die aktuellen Proteste in Deutschland. "Dass in Deutschland, eines der führenden Wirtschaftsländer in der EU, so viele und breit aufgestellte Streiks stattfinden, gibt Anlass zu großer Betroffenheit und Sorge. Mich rufen einige Lieferanten an, denen der Rückgang der Produktionsmengen von etwa 10 bis 20 Prozent in der Lebensmittelindustrie in der EU beschäftigt, was zuletzt auch mit der Stimmung in Deutschland zusammenhängt. Viele Erzeuger aus dem Balkan werden daher auch auf Messen wie Fruit Logistica und Biofach unterwegs sein, um die Stimmung zu beobachten", weiß Vollweiler.
Viele Investitionen in Heidelbeeranlagen
Trotz dieser Umstände zeigt sich die langjährige Händlerin voller Tatendrang. "Wir gehen unseren Weg unbeirrt weiter und arbeiten an neuen Projekten in Serbien, in denen wir frische Zwetschgen und Heidelbeeren kultivieren wollen. Bei Heidelbeeren konzentrieren wir uns auf frühe Sorten, die Ende Mai/Anfang Juni auf den Markt kommen sollen und auf späte Sorten Ende August/September. Sowohl in Serbien als auch in Rumänien ist sehr viel in Heidelbeeranlagen investiert worden - eine neue Club-Sorte SEQUOIA wird nun in Serbien kultiviert."
Weitere Informationen:
Anneliese Vollweiler
ANEVO Trading GmbH
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Web: www.anevo-trading.com