Der Heidelbeermarkt befindet sich nun in dem alljährlichen Saisonwechsel. "Das Saisonende in Marokko und auch in Spanien rückt näher, während die Ernte in Serbien und Rumänien sukzessive Fahrt aufnimmt. Insofern beobachten wir in diesem Jahr einen recht nahtlosen Saisonübergang", berichtet Christiaan Koellreuter von der Nordgemüse Krogmann GmbH & Co KG., dem größten Heidelbeersortier- und abpackbetrieb Norddeutschlands. Kleinformate bis 300 Gramm prägen derzeit das Geschehen, 500 Gramm-Einheiten seien den Verfügbarkeiten entsprechend weniger vorzufinden. Eine flächendeckende Versorgung mit großen Mengen aus Osteuropa sowie deutschen Freilandanbau wird es Koellreuter zufolge voraussichtlich ab Anfang Juli geben.
Die Nachfrage nach Heidelbeeren sei in den vergangenen Monaten ungebrochen hoch gewesen. Koellreuter: "Es hat in Spanien und Marokko phasenweise eine Unterversorgung gegeben, allerdings in wesentlich geringerem Umfang als 2023, sodass auch Aktionen mit 500 Gramm-Schalen zum Teil möglich waren. Insofern war die Marktlage zuletzt ausgeglichen. Jetzt kurz vor Saisonende laufen die Angebotsmengen etwas zurück, was sich in entsprechend höheren Preisen widerspiegelt. Ansonsten war das Preisniveau bei marokkanischen und spanischen Heidelbeeren annähernd auf Vorjahresniveau." Auch erste Kleinstmengen aus deutschen Tunnelanbau stoßen nun auf den Markt. Ab August wird die deutsche Ware zunehmend von Importen aus der Ukraine sowie Polen abgelöst.
Christiaan Koellreuter (l) mit einigen Kollegen des Kooperationspartners Widmann auf der diesjährigen Fruit Logistica.
Kirschessigfliege gefährdet Heidelbeeranbau
In Serbien sowie Rumänien startet die Saison derweil mit ausgezeichneten Qualitäten. "Die Kalibrierung, Brixwerte und Haltbarkeit der frühen Ware sind herausragend. Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem es zu Beginn der Saison sehr viel Niederschlag gab, sind wir in diesem Jahr in beiden Ländern von nennenswerten Wetterkapriolen, sei es Frost, Hagel oder Starkregen, verschont geblieben", erläutert Koellreuter und warnt: "Bedingt durch den feuchten Winter in Europa kann es in diesem Jahr zu vermehrten Problemen mit Kirschessigfliegen kommen. Auch wenn man dieses Phänomen leider nicht ganz verhindern kann, spielt die Kulturpflege hier eine sehr wichtige Rolle."
Auch im deutschen Heidelbeeranbau seien die bisherigen Vorzeichen allesamt vielversprechend. "Es gab überwiegend warme Tage und kühle Nächte. Warme Nächte sind zwar für das Wachstum grundsätzlich besser, allerdings ist das Wachstum dann teils fast zu schnell. Daher sind zum bisherigen Zeitpunkt leicht kühle Nächte von Vorteil gewesen – ein zu schnelles Reifen wurde somit verhindert. Insofern zeichnet sich speziell in Norddeutschland ein leicht überdurchschnittliches Heidelbeerjahr ab." In der ersten Julihälfte wird vorrangig die mittelfrühe Sorte Duke auf den Markt treffen. Draper sei mittlerweile die wichtigste Sorte im späteren Bereich, Valor und Cargo ergänzenden das Angebot. "In der letzten Juliwoche gibt es die Woche der deutschen Heidelbeere, was wahrscheinlich die letzte Spitzenwoche in der Vermarktung sein wird. Es werden allerdings noch bis tief in den September hinein kleinere Mengen an späten Heidelbeeren, wie die Sorte Aurora, geerntet. Diese eignen sich, aufgrund der hohen Produktionskosten und der Überschneidung mit Ukraine und Polen, vor allem für die Direktvermarktung."
Ausbau der Beschaffung und Vermarktung
Um die steigende Nachfrage nach Heidelbeeren auf den europäischen Märkten bedienen zu können, haben die Kooperationspartner Nordgemüse und Widmann ihr Beschaffungs- und Produktionsnetzwerk in den vergangenen Jahren schrittweise ausgebaut. "Wir stärken unsere Position durch den Ausbau der eigenen Plantagen in Rumänien sowie Namibia und haben zudem starke Partner in Polen und der Ukraine, mit denen wir zusammenarbeiten. Es gibt aber auch neue Bezugsländer wie Georgien: Bis dato beziehen wir zwar nur kleinere Mengen aus diesem Land, ich sehe darin allerdings perspektivisch einen kommenden Player auf dem europäischen Markt."
Der Schwerpunkt in der Vermarktung liegt nach wie vor auf der Belieferung des deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Ergänzend widmet sich Nordgemüse jedoch ebenfalls dem Export ins europäische Ausland. Zu den Exportmärkten zählen unter anderem Osteuropa, die Schweiz, Österreich sowie Skandinavien. Produktion und Vermarktung gehen hier großteils Hand in Hand, bestätigt Koellreuter. "In Rumänien bedienen wir den LEH beispielsweise saisonal mit Heidelbeeren aus unserem dortigen Anbau und den Rest des Jahres mit Importen."
Weitere Informationen:
Christiaan Koellreuter
Nordgemüse Krogmann GmbH & Co KG.
An der Autobahn 50
29690 Buchholz/ Aller
Tel.: +49 (0) 5071 / 96 80 00
E-Mail: [email protected]
www.nordgemuese.de