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Business Scout Christoph Janensch über Kambodscha als Beschaffungsmarkt:

"Die Lebensmittelverarbeitung hat noch recht viel Wachstumspotenzial"

Im Rahmen einer Gemeinschaftsveranstaltung mehrerer Industrie- und Handelskammern und dem ostasiatischen Verein sprachen drei deutsche Business Scouts for Development über ihre Arbeit in Bezug auf neue Beschaffungsmärkte für die Agrar- und Ernährungswirtschaft.

"Bei der Wirtschaft Kambodschas spielt Landwirtschaft eine ganz wichtige Rolle", begann Christoph Janensch, Business Scout in Kambodscha. "Neben den Hauptprodukten (Reis, Industriepflanzen und Kautschuk) gibt es eine ganz große Vielzahl von anderen, für den Export nach Europa relevanten Produkten: Dauerkulturen wie z. B. Bananen, Cashews, Kokosnüsse, Durian, Mangos und anderes Frischobst. Bio-Anbau ist auch zunehmend ein Thema. Hier gibt es also durchaus recht viel bio-zertifizierte Produkte wie Cashew und Mango."

"Das Land zeichnet sich zwar aus durch eine Vielzahl von schönen, auch hochqualitativen Produkten, aber die werden eigentlich im Land selbst kaum verarbeitet. Die Verarbeitung findet oft in den Nachbarländern statt. Zum Beispiel verarbeitet Vietnam ungefähr 85 Prozent der kambodschanischen Cashewnüsse. Die Meisten von ihnen haben sicherlich schon Cashewnüsse aus Kambodscha gegessen, ohne es zu wissen, weil die über Vietnam auf den europäischen Markt kamen", bemerkte er.

Lebensmittelverarbeitung hat Wachstumspotenzial
Er fuhr fort: "Die Lebensmittelverarbeitung hat, wie gesagt, noch recht viel Wachstumspotenzial. Für die Unternehmen, die Lebensmittel verarbeiten und exportieren möchten, ist das Haupthindernis der Zugang zu Finanzierung, um zu wachsen. Wir haben hohe Elektrizitäts- und Logistikkosten und auch die Zollabfertigung in Kambodscha ist noch relativ langsam und natürlich sind die Anforderungen der EU sehr hoch." Außerdem gebe es hohe Nachernteverluste in Kambodscha durch Mangel an Kühlung und korrekter Lagerung, fügte er hinzu.

In Hinblick auf den Export habe sich einiges getan in den vergangenen Jahren. "Es gibt einige Produkte, die regelrecht explodiert sind beim Export. Den Export von Bananen gab es bis 2018 nicht. Das hat sich seitdem mehr als verzehnfacht. Hauptgrund ist China. Nach Europa werden noch keine frischen Früchte exportiert, auch weil es hier keine Kühlketten gibt, keine Lagerung, die dem gerecht würde. Das heißt, frische Früchte gehen vor allem nach China." Günstige Anbaubedingungen gebe es für u. a. Mangos und Cashews oder auch Trockenfrüchte wie Mango und Ananas.

Bedarf an unterstützenden Dienstleistungen
"Kambodscha ist abhängig von Importen in fast allen landwirtschaftlichen Betriebsmitteln. China produziert günstiger im Maschinenbau, d. h. die meisten Landmaschinen hier sind aus China. Wobei europäische und deutsche Maschinen total hoch angesehen sind, aber die Kaufkraft gibt das nicht her."

Pflanzenschutzmittel seien ein heikles Thema im Land, so Janensch. "Viele dubiose Händler sind hier unterwegs." Diese verkaufen laut ihm in Kambodscha teilweise Mittel, die in der EU nicht erlaubt sind. "Wenn die Bauern das dann sprühen, kommt das nicht durch den Zoll. Das ist ein Problem. Dass die Bauern nicht genau wissen, wie man Pestizide mischt und anwendet, kommt da noch oben drauf", gab er zu bedenken.

Beim Klima spiele vor allem der Wassermangel eine Rolle. "Wir haben hier eine Trockensaison von ein paar Monaten, die im April ihren Höhepunkt erreicht, wo eine derartige Hitze herrscht, dass selbst Bäume zum Teil eingehen, wenn sie nicht bewässert werden wie Cashewnussbäume. Die sind in bestimmten Regionen auf Bewässerung angewiesen. Das wird auch nicht besser. In den letzten Jahren merkt man, hier wird es auch deutlich heißer."

Gerade bei unterstützenden Dienstleistungen wie Kühlkettenlogistik, aber auch Gesundheits- und Pflanzenschutzprüfungen und Zertifizierung sehe er durchaus Bedarf. "Wir haben einen deutschen Zertifizierungsanbieter im Land, aber es gibt keine Labore. Die Proben werden ins Ausland geschickt, oft werden auch die Auditoren eingeflogen." Die Zertifizierung sei außerdem teurer als in anderen Ländern der Region.

Weitgehend unerschlossener Markt
Für Investitionen biete Kambodscha einen weitgehend unerschlossenen Markt. "Es gibt teilweise überhaupt keine Konkurrenz bei der Verarbeitung. Nur zehn Prozent dieser landwirtschaftlichen Erzeugnisse werden im Land verarbeitet, d. h. bei der Lebensmittelverarbeitung gibt es hier große Potenziale. Zum Vergleich: Thailand verarbeitet 80 Prozent seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse."

"Wir haben hier auch eine Menge großer Supermarktketten, die zumindest in der Hauptstadt sehr präsent sind, wo die Lebensmittel sehr teuer sind. Wir haben viele Importe aus Europa, aus Deutschland. Die Lebensmittel, die man hier verpackt im Supermarkt kauft, sind deutlich teurer als in Deutschland, d. h. es drängen immer mehr Produkte auch in die Regale, die lokal hergestellt wurden, von teilweise KMU, die deutlich billiger sind als das, was man importieren muss. Da geht es einfach darum, den lokalen Markt mit etwas kostengünstigeren Produkten beliefern zu können."

Auch bei den ökologischen Erzeugnissen gebe es Potenzial. "Kambodscha hat eine geringe Pestizidlast im Boden und traditionell eher eine extensive Nutzung mit wenig Dünger. Dadurch ist das Land für ökologische Erzeugnisse sehr geeignet. Die Böden sind hier kaum belastet. Auch beim Thema Verpackung kommt bisher fast alles aus China." Die Regierung habe hier aber relativ großzügige Investitionsanreize für entsprechende Projekte geschaffen.

"Kambodscha ist unabhängig vom Sektor sehr unternehmensfreundlich", betonte Janensch zum Schluss. "Wir haben hier eine sehr hohe Dollarisierungsrate und als eines der am wenigsten entwickelten Länder hat Kambodscha einen referenziellen Marktzugang zur EU, d. h. die Exporte in die EU sind zollfrei bis voraussichtlich 2029."

Hier gelangen Sie zu den Informationsmaterialien über Kambodscha.

Fotos: Dreamstime

Weitere Informationen:
Christoph Janensch
+855 (0)85 641 723
[email protected]

Agentur für Wirtschaft und Entwicklung
www.wirtschaft-entwicklung.de

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH
www.giz.de

German Business Cambodia
www.adw-cambodia.org