Mitte-Juni - rund acht Tage früher als sonst - konnten in Rheinhessen bereits die ersten Zwetschgen der Sorte Ruth Gerstetter geerntet werden. "Vermarktungstechnisch war der Saisonauftakt sehr schwierig, da dem Verbraucher noch reichlich Sommerobst - etwa Beeren- und Steinfrüchte - zur Verfügung stand. Dementsprechend war die Nachfrage zu Saisonbeginn eher verhalten", so Jürgen Hattemer, Vertriebsleiter der Vereinigte Großmärkte für Obst + Gemüse Rheinhessen eG in Ingelheim.
Darüber hinaus sei die deutsche Ware in diesem Jahr nahezu zeitgleich geballt auf den Markt gestoßen. Hattemer: "Den gewohnten Versatz zwischen den einzelnen Anbaugebieten, etwa der Bodenseeregion, Rheinhessen und dem Alten Land, gibt es in diesem Jahr nicht. Die Erträge waren je nach Gebiet unterschiedlich: Wir hatten teilweise frostbedingte Ausfälle, während man in Südbaden und der Bodenseeregion weitestgehend von Wetterschäden verschont geblieben ist. Generell kann man aber sagen, dass es qualitativ ein herausforderndes Zwetschgenjahr ist. Die Früchte sind zwar ziemlich dick, die Konsistenz bzw. die Druckfestigkeit ist jedoch zum Teil nicht gegeben. Auch jetzt gibt es immer noch Starkregenphasen: Demnach werden wir in gewissen Gebieten auch bereits bis Monatsende aufhören müssen. Wir werden die früher zu Ende gehende Saison deutscher Zwetschen mit Auslandsware aus Osteuropa ergänzen."
Jürgen Hattemer auf der Fruit Logistica 2023.
Fehlende Kontinuität im Absatz
Seit Beginn der Vermarktungssaison wurden im LEH zwar wöchentlich Aktionen mit Zwetschgen gefahren, trotzdem fehlte bisher eine gewisse Kontinuität im Absatz, so Hattemer. "Die Läden werden am Wochenende zu Beginn der Aktionswoche entsprechend bestückt, es wird jedoch unter der Woche keine Ware nachgeordert. Dies deutet auf einen schwächeren Absatz hin. Wir sehen aber einen höheren Bedarf an Zwetschgen in Richtung Herbst, verglichen mit dem Hochsommer. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass die Nachfrage bis Saisonende hin noch etwas anziehen wird." Das Preisniveau liegt das bisherige Preisniveau rund 10-15 Prozent unter dem Vorjahresniveau bei erneut gestiegenen Produktionskosten.
Neben Zwetschgen steht der Spätsommer bei der VOG eG ebenfalls im Zeichen der Mirabellen. "Die Ernte neigt sich nun dem Ende entgegen und wir sind insgesamt mit den diesjährigen Erträgen recht zufrieden. Das gesamte Erntevolumen ist um rund 20 Prozent größer als im Vorjahr. Was uns in diesem Jahr jedoch zu schaffen macht, ist die fehlende Nachfrage in der Industrie, die wiederum den vorhandenen Altbeständen aus letztjähriger Ernte geschuldet ist. Auch der Frischmarkt gestaltet sich jedoch mühsam, denn die gleiche Qualitätsproblematik wie bei den Zwetschgen gibt es genauso bei den Mirabellen." Die Preise bewegen sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres, führt Hattemer weiter aus. Die Mirabelle habe sich im Laufe der Jahre zu einem stabilen Saisonartikel etabliert. Zuletzt sei sowohl das Anbauvolumen als auch der Konsum recht konstant geblieben. "Es handelt sich zwar um einen kleineren Artikel mit einem kurzen Vermarktungsfenster. Dennoch bringen wir jedes Jahr insgesamt zwischen 1.200 bis 1.500 Tonnen auf den Markt."
Regional erzeugte Pflaumen gibt es aktuell bei ausgewählten Aldi-Filialen.
Pilotprojekt mit regionalen Pflaumen
Die VOG eG agiert bereits seit vielen Jahren als zentrale Vermarktungseinrichtung ihrer Mitglieder und vermarktet die genossenschaftlich erzeugten Obstkulturen, vorrangig Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen und Äpfel. Seit Neuestem widmen sich drei Mitgliedsbetriebe dem Anbau der Pflaume Sweet Violet, verrät Hattemer. "Es handelt sich um ein Pilotprojekt mit kleineren Mengen, die aktuell rund drei Wochen in ausgewählten Aldi-Filialen gelistet werden. Im Gegensatz zu den Zwetschgen sind im deutschen LEH bislang vorwiegend Pflaumen aus südeuropäischem Anbau vorzufinden. Unser Anliegen ist es, dem Verbraucher mit der Sweet Violet eine tolle Alternative aus regionalem Anbau zu bieten."
Weitere Informationen:
Jürgen Hattemer
Vereinigte Großmärkte für Obst + Gemüse Rheinhessen eG
Am Großmarkt 1
55218 Ingelheim
Tel. +49 (0) 61 32 7 84-0
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