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Rijk Zwaan feiert 100. Geburtstag - Teil 1:

"Anno 2024 ist Europa nach wie vor unser größter Markt"

Rijk Zwaan's Zaadteelt en Zaadhandel wurde 1924 im Rotterdamer Zwaanshals gegründet. Die spannende 100-jährige Geschichte des weltweit viertgrößten Gemüsezüchters wird auf unterhaltsame Weise in dem Buch Samen doorgaan ("Gemeinsam vorankommen") erzählt, das kostenlos von der Unternehmenswebsite heruntergeladen werden kann. Die chronologisch geschilderte Firmenhistorie ist gespickt mit interessanten Fakten, lustigen Anekdoten und Dutzenden Fotos aus der Mottenkiste. Wir haben uns mit Jan Doldersum, Manager Chain & Retail, unterhalten. Nachfolgend lesen Sie den ersten Teil des Interviews.

Können Sie uns einige wichtige Meilensteine des vergangenen Jahrhunderts nennen?

Die Geschichte von Rijk Zwaan nimmt ihren Anfang im Rotterdam der Wilden Zwanziger, mit einem Laden namens Rijk Zwaan's Zaadteelt en Zaadhandel. Knapp zehn Jahre später, genauer gesagt 1932, begann man bei Rijk Zwaan auch mit dem Züchten, zunächst in Bergschenhoek und später hier im Westland, wo sich nach wie vor die Hauptniederlassung des Unternehmens befindet. Wir züchteten Gemüse sowohl für den Freilandanbau wie Blumenkohl, Porree und Möhren als auch für den geschützten Anbau; allerdings gab es damals selbstverständlich noch keine großen Treibhäuser. Auf dem Gebiet waren wir in den Niederlanden jahrelang Marktführer, auch nach dem Krieg.

Ein zweiter Meilenstein war die Internationalisierung unseres Züchtungsbetriebs ab Mitte der 1960er-Jahre. Zuvor hatte sich das Sortiment ausschließlich an Gärtner in den Niederlanden gerichtet. Unsere erste ausländische Niederlassung wurde in Welver bei Dortmund eröffnet. In den 80er-Jahren ließen wir uns auch in Spanien und Frankreich nieder und ab den 90ern errichteten wir auch Standorte außerhalb Europas in Amerika, Indien und Australien, um Saatgut für Nutzpflanzen in der entgegengesetzten Jahreszeit zu entwickeln und produzieren. Anno 2024 ist Europa nach wie vor unser größter Markt. Doch der amerikanische Markt wächst schnell, insbesondere Mexiko spielt für uns wegen seiner Gemüseströme in die USA eine sehr wichtige Rolle. Auch Brasiliens Anteil an den Umsatzzahlen nimmt stetig zu.

Als Global Player im Bereich Obst- und Gemüsezüchtung sind Sie als Familienunternehmen eher eine Seltenheit. Ist Rijk Zwaan immer ein Familienbetrieb gewesen?

Die Unabhängigkeit des Unternehmens ist eine Konstante in unserer hundertjährigen Geschichte und wird auch in den nächsten hundert Jahren die Grundlage bilden. Allerdings gab es ein kurzes Intermezzo, und zwar 1986, als die Biotechnologie aufkeimte und es keine Familiennachfolge gab. Zu dieser Zeit investierten mehrere multinationale Konzerne wie Shell und Unilever in große Züchtungsbetriebe. Der damalige Eigentümer Jaap Zwaan verkaufte Rijk Zwaan an BP Nutrition. Doch da die Züchtungstätigkeit einen sehr langen Return on Investment hatte, entschied sich BP, seine Anteile nach drei Jahren wieder anzubieten. 1989 erwarben die drei Geschäftsführer Anton van Doormalen, Ben Tax und Maarten Zwaan mithilfe des Cebeco Handelsraad die Anteile im Rahmen eines Management-Buy-outs zurück.

Dies hat die Geschichte von Rijk Zwaan maßgeblich geprägt, da das Unternehmen seine Unabhängigkeit wiedererlangen konnte. Die Cebeco-Gruppe hielt 70 Prozent der Anteile, die drei Geschäftsführer je zehn Prozent. 2001 kauften die drei Familien schließlich die Cebeco-Anteile mit Finanzierung durch die Rabobank zurück und somit war Rijk Zwaan wieder komplett unabhängig. Im Jahr darauf wurden zudem Zertifikate an Mitarbeiter ausgegeben. Auch heute können unsere Mitarbeiter alle drei Jahre Anteile erwerben.

Welchen Mehrwert hat ein Familienunternehmen in der Gemüse- und Obstzüchtung?

Börsenorientierte Unternehmen müssen quartalsweise ihre Zahlen veröffentlichen, weshalb sie sich auf kurzfristige Geschäftsergebnisse konzentrieren. Als Familienbetrieb haben wir die Möglichkeit, Gewinnmaximierung nicht an die erste Stelle setzen zu müssen. Nach dem Management-Buy-out wurden unsere Kernwerte und Unternehmenskultur in einem Dokument festgehalten – dem Triptychon. Rijk Zwaans wichtigstes Ziel ist es, ein gesundes Betriebsklima und gute Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter zu schaffen. Selbstverständlich muss ein Unternehmen auch profitabel sein, aber es ist nicht das primäre Ziel. Neben dem Bestreben, unseren Leuten einen guten Arbeitsplatz zu bieten, gehören Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, nachhaltige Beziehungen zu Lieferanten und Kunden sowie der Umweltschutz zu den Kernwerten von Rijk Zwaan.

Als Familienunternehmen können wir auch langfristig in neue Züchtungen von Nutzpflanzen investieren, so haben wir beispielsweise mit der Züchtung von Beeren angefangen. Das ist eine Investition für die nächsten zehn, zwanzig, dreißig Jahre. Diese Investition muss sich nicht binnen zwei Jahren amortisieren. Wir werden noch länger hier sein, daher bezeichnen wir dies als unser erstes Jahrhundert.

Haben Sie selbst noch nie einen Betrieb übernommen?

Rijk Zwaan hat ein einziges Mal einen Betrieb übernommen, und zwar TS Seeds in der Salatsparte. Das war eine Ausnahme, denn es ist nicht leicht, zwei verschiedene Unternehmenskulturen zusammenzubringen. Wir glauben eher an unabhängiges Wachstum. Bei unserem neuen Beeren-Programm hätten wir auch einen Kauf ins Auge fassen können, da es viele kleine Züchterbetriebe gibt. Doch so etwas selbst aufzubauen, passt besser zu uns. Der Prozess an sich dauert länger, aber wir sind der festen Überzeugung, dass dies für die Zukunft beständiger ist.

Wo steht Rijk Zwaan im Jahr 2024?

Als ich 1996 bei Rijk Zwaan anfing, hatte das Unternehmen einen Umsatz von 50 Millionen Gulden und letztes Jahr waren es gut 600 Millionen Euro. Nach dem französischen Unternehmen Vilmorin, Bayer und Syngenta, das sich derzeit in chinesischer Hand befindet, sind wir weltweit der viertgrößte Saatguthersteller. Vervollständigt werden die Top Ten durch BASF, die zwei ursprünglich niederländischen Familienbetriebe Bejo und Enza, die japanischen Saatgutproduzenten Sakata und Takii sowie schließlich East-West Seeds. Diese zehn Unternehmen kontrollieren rund 80 Prozent des Saatgut-Weltmarktes. Rijk Zwaan hat gegenwärtig 35 unabhängige Tochtergesellschaften in 31 Ländern und Vertragshändler in über 100 Ländern. Wir beschäftigen 3.900 Mitarbeiter, davon 1.650 in den Niederlanden. Rijk Zwaan vermarktet Saatgut für mehr als 25 Nutzpflanzen, die insgesamt circa 1.500 Handelssorten umfassen.

Welche Faktoren sind für die Gründung einer eigenständigen Tochtergesellschaft entscheidend?

Wichtigster Faktor ist das Gesamtmarktpotenzial der jeweiligen Region: Wie viel Saatgut könnte man hier verkaufen? Neben einer Mindestgröße des Zielmarktes ist die politische Stabilität von grundlegender Bedeutung. Die Pflanzen müssen auch zum Portfolio von Rijk Zwaan passen. Südafrika könnte durchaus auf einen Umsatz von mehreren Millionen anwachsen, während Thailand, immerhin auch ein sehr großes Gartenbauland, sich mit unserem doch sehr westlichen Sortiment eher schwertut. Gurke, Salat, Paprika, Spinat und Melone sind unsere wichtigsten Pflanzen. Es sind westlich orientierte Produkte und dann macht es keinen Sinn, damit in Thailand eine eigene Filiale aufzumachen. Daher arbeiten wir dort noch mit einem Vertragshändler.

Wie viele Züchtungsstandorte haben Sie? Gibt es für jedes Klima einen eigenen Standort?

Wir haben zehn F&E-Zentren. In De Lier züchten wir das Gemüse für die sogenannten "warmen nordwesteuropäischen Bedingungen": Tomate, Gurke, Paprika und Aubergine für den Unterglasanbau. In Fijnaart (Noord-Brabant) züchten wir für das Freiland. Außerhalb der Niederlande haben wir Züchtungszentren unter anderem in Spanien, Frankreich, Türkei, USA, Brasilien, Australien, Indien, Vietnam und Tansania. Die weltweiten Standorte sind erforderlich, um die Arten entsprechend der örtlichen Anbaubedingungen zu selektieren.

Ich nehme an, dass das Saatgut vor Ort produziert werden kann, auch wenn Forschung und Entwicklung woanders stattgefunden haben?

Rijk Zwaans Businessmodel besteht aus drei Phasen: F&E, Saatgutproduktion und Saatgutvertrieb. Die Züchtung findet an den oben genannten Standorten statt. Die Saatgutproduktion führen wir teils selbst durch, teils nehmen wir Vertragsanbau in Anspruch. Aber das gesamte Saatgut, das wir weltweit produzieren, kommt zur Qualitätskontrolle, Aufbereitung und Veredelung sowie zum endgültigen Vertrieb nach De Lier. Um die Qualität des Saatguts gewährleisten zu können, wird die Kontrolle zentralisiert. In diesem Zusammenhang werden wir nächstes Jahr in De Lier unser Seed Connect Centre eröffnen, Rijk Zwaans bisher größte Investition. Der Neubau stellt eine erhebliche Kapazitätserweiterung für die Verarbeitung und Lagerung von Gemüsesaatgut dar. Aufgrund protektionistischer Maßnahmen gestaltet sich übrigens die Frage, wo und für welchen Zielmarkt Saatgut produziert werden kann, immer komplexer.

Sind Sie Vorreiter in puncto Technologie und Innovation?

Züchtung kann man ein wenig mit der Formel 1 vergleichen. Jeden Tag kümmert sich ein riesiges Team mit sehr viel Technik um die schnellstmögliche Entwicklung neuer Sorten. Die Time-to-Market ist enorm wichtig. Um den Züchtungsprozess zu beschleunigen, werden alle möglichen molekularen Techniken und jede Menge Data Science eingesetzt. Wer Biotechnologie betreiben will, braucht große Finanzkraft. Daher haben wir 1988 gemeinsam mit vier anderen Züchtungsunternehmen KeyGene gegründet. Wir betreiben allerdings auch Grundlagenforschung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten und Forschungsinstituten auf der ganzen Welt. So etwas schafft man nicht allein. Jedes Jahr investieren wir bis zu 30 Prozent unseres Umsatzes, rund 150 Millionen Euro, in Forschung und Entwicklung.

Was bedeuten die europäischen Vorschriften über neue Züchtungstechniken für Ihr Geschäft?

Genom-Editierung ist in Europa, im Gegensatz zu den USA und einigen anderen Ländern, noch nicht erlaubt. Das Verfahren ist viel präziser und schneller als das, was wir in Europa tun. Die bekannteste Genom-Editierungstechnik ist CRISPR-Cas. Die Methode macht es viel einfacher, die Funktion eines Gens gezielt zu analysieren oder verändern.

Eine der größten Sorgen der europäischen Branche ist, dass es keinen fairen Wettbewerb gibt, denn vorläufig ist der Zugang zur genetischen Markertechnologie in der EU verboten. Diese Sorge äußerte unser Geschäftsführer Marco van Leeuwen kürzlich auch auf dem ISF World Seed Congress in Rotterdam, dessen Präsident er zu dem Zeitpunkt war. Es liegen mittlerweile Vorschläge auf dem Tisch, einige Techniken in der EU zuzulassen. Doch die Sorten, die mit den neuen genomischen Techniken in den USA entwickelt wurden, sind von den Standard-Hybridsorten, die hier verkauft werden, nicht mehr zu unterscheiden. Es lässt sich ja nicht ermitteln, wie eine Sorte gezüchtet wurde. Also gibt es tatsächlich keinen fairen Wettbewerb.

Zum Glück führen viele Wege nach Rom, nicht nur einer. Es gibt mehrere verfügbare Technologien, außerdem ist CRISPR-Cas nicht der Heilige Gral. Damit kann die Züchtung beschleunigt werden, aber auch mit der markergestützten Züchtung, einer Technik, die in der EU gestattet ist, kann man schon viel erreichen. Hierzu werden Gene kartiert und im Anschluss wird überprüft, ob ein bestimmtes Gen mit einer interessanten Eigenschaft auf die nächste Generation übertragen wurde. Auch diese Technik beschleunigt den Züchtungsprozess. Gleichzeitig bleibt die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse über Pflanzen, das Genom und seine Beziehung zum Phänotyp sowie das Verhalten der Pflanze in unterschiedlichen Anbauarten und Klimazonen wichtiger Bestandteil. Ebenso ist eine genaue Kenntnis des Marktes erforderlich.

Der zweite Teil dieses Artikels wird demnächst erscheinen.

Bilder: Rijk Zwaan

Weitere Informationen:
[email protected]
www.lovemysalad.com
www.rijkzwaan.com