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Rijk Zwaan feiert 100. Geburtstag - Teil 2:

"Salat aus Hydroproduktion ist ein sehr nachhaltiges Modell"

Rijk Zwaan's Zaadteelt en Zaadhandel wurde 1924 im Rotterdamer Zwaanshals gegründet. Die spannende 100-jährige Geschichte des weltweit viertgrößten Gemüsezüchters wird auf unterhaltsame Weise in dem Buch Samen doorgaan (dt: Gemeinsam vorankommen) erzählt, das kostenlos von der Unternehmenswebsite heruntergeladen werden kann. Die chronologisch geschilderte Firmenhistorie ist gespickt mit interessanten Fakten, lustigen Anekdoten und Dutzenden Fotos aus der Mottenkiste. Wir haben uns mit Jan Doldersum, Manager Chain & Retail, unterhalten. Nachfolgend lesen Sie den zweiten Teil des Interviews.

Wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken: Welches ist ihr erfolgreichstes Produkt?

Was die Sorten angeht, so ist das bereits seit zehn Jahren unsere Melone Caribbean Gold, eine orange-fleischige, lang haltbare Cantaloupe-Melone mit gleichmäßigem Geschmack, deren Samen wir hauptsächlich in Mittelamerika verkaufen. Bei den Nutzpflanzen haben unsere Gurken, von der langen bis zur Snackgurke, einen großen Marktanteil. Auch im Mittleren Osten verkaufen wir viel Saatgut dafür. Unsere süße Spitzpaprika Sweet Palermo, von der wir bereits mehrere Sorten auf dem Markt haben, wird in Spanien auf einer Fläche von circa 1.000 Hektar angebaut. Auch das ist ein Produkt, das seit Jahren gut läuft. Es ist immer besser, langfristig erfolgreich zu sein. Hoffentlich kann unsere rote Blockpaprika Alzamora, die von den niederländischen Züchtern dankbar angenommen wird, weil sie so gut in kühleren Treibhäusern gedeiht, diesen Trend noch einige Jahre fortsetzen. Mit unseren Cocktail- und Strauchtomaten sind wir auch schon sehr lange erfolgreich. Doch diese Spitzenreiter machen nicht einmal die Hälfte unseres Umsatzes aus. Wir führen immerhin über 1.500 verschiedene Sorten, davon 500 allein beim Salat.

Wie kam es zum Einstieg ins Beerenobst?

Ein Unternehmen, das zukunftssicher sein will, muss wachsen. Das erreicht man, indem man das bestehende Produktportfolio in mehreren Ländern ausbaut – was wir mit unseren 35 Tochterunternehmen tun –, aber auch, indem man neue Produkte auf den Markt bringt. Kürbisse, Wassermelonen und Spargel, aber auch Beeren haben in unseren Augen großes Marktpotenzial. Diese Kategorie ist in den vergangenen zehn Jahren enorm gewachsen. Allerdings muss man sich die Frage stellen, ob man in dem betreffenden Segment auch als Züchter einen Mehrwert schaffen kann. Beim Beerenobst sind noch nicht so viele Akteure aktiv und wir denken schon, dass wir hier einiges beitragen können.

Wir haben jetzt Züchtungsprogramme sowohl für das vegetativ als auch für das generativ vermehrte Produkt bei Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren. Der Anbau von Erdbeeren aus Saatgut ist bereits möglich, bei Brombeeren und Himbeeren ist dies noch nicht der Fall. Wir hoffen dort Fortschritte zu erzielen, denn aus phytosanitärer Sicht ist der Vertrieb von Saatgut viel ansprechender als von Pflanzenmaterial. Unser Fokus auf Erdbeeren lässt sich außerdem darauf zurückführen, dass gerade eine Verschiebung vom Freilandanbau zum geschützten Anbau stattfindet. Früher kamen alle Erdbeeren aus Spanien, heute kommen sie fast das ganze Jahr über aus den Niederlanden. Auf vielen Märkten wächst der Indoor-Anbau, und das ist auch für den niederländischen Gartenbau eine gesunde Entwicklung. Es geht also darum, Sorten für den lokalen Markt zu entwickeln.

Salat ist auch eine Ihrer Spezialitäten und wird seit zehn Jahren immer häufiger in Hydrokultur angebaut. Was treibt diese Entwicklung voran?

Ganz einfach: Salat aus Hydroproduktion ist ein sehr nachhaltiges Modell. Man kann seine Arbeitskraft effizienter und besser einsetzen und hat das ganze Jahr über eine stabile Produktion, was wiederum die Ernährungssicherheit erhöht. Letzten Endes geht es darum, wie stabil, sauber und sicher etwas angebaut werden kann. Allerdings ist auch der Preis entscheidend und daher bin ich derzeit noch skeptisch, was Vertical Farming anbelangt. In den vergangenen zwei Jahren sind viele Hightech-Projekte gescheitert. Auch Eisbergsalat ist im Indoor-Anbau momentan noch zu teuer. Doch könnte die Belastung durch Bodenkrankheiten, Wasserknappheit oder andere klimabedingte Probleme innerhalb der nächsten zehn Jahre dafür sorgen, dass Eisbergsalat in Hydrokultur angebaut wird. Das könnte durchaus passieren.

Rijk Zwaan war eines der ersten Unternehmen in der Branche, das mit Salanova ein Salatkonzept mittels einer Verbrauchermarke promotet hat. Lässt der Markt Werbung für bestimmte Gemüsesorten zu, so wie man das auch bei Obst wie Äpfeln, Birnen und Mandarinen beobachten kann?

Es ist eine komplizierte Geschichte, weil Gemüse zumindest in Westeuropa, aber auch in Nordamerika zu einer Kategorie gehört, die die Supermärkte mit ihrer Eigenmarke verbinden möchten. Das verstehe ich auch, denn damit können sich die Supermarktketten voneinander abheben. Daher gibt es für Marken kaum Platz im Gemüseregal. Wir sind allerdings der Meinung, dass die einzigartigen Geschmackseigenschaften einer bestimmten Sorte oder eines Konzepts vermittelt werden sollten. Aber wir sind kein Unternehmen mit der Finanzkraft von beispielsweise Coca-Cola. Unser Businessmodell ist auch nicht so angelegt, dass wir eine echte Verbrauchermarke kreieren könnten. Also müssen wir Einfallsreichtum beweisen. So etwas funktioniert auch nur bei einem Produkt mit Alleinstellungsmerkmal, das sich an den Verbraucher richtet, und in Zusammenarbeit mit Partnern. Wir glauben fest an unser sogenanntes "Goldenes Dreieck" aus Züchter, Erzeuger und Einzelhändler. Solche Produkte müssen gemeinsam mit dem Erzeuger und dem (Einzel-)Händler vermarktet werden. Sweet Palermo ist ein gutes Beispiel dafür. Fruchtgemüse, aber auch Melonen und Convenience-Produkte wie Salat in der Tüte sind Kategorien, mittels derer Sie und Ihre Lieferketten-Partner neue Konzepte auf den Markt bringen können. Bei einem Erzeugnis wie Porree gestaltet sich dies dann wieder schwieriger.

Eine der Herausforderungen für den modernen Gartenbau ist der Klimawandel. Wie tragen Sie zur Ernährungssicherheit bei?

In der Züchtung sind Nachhaltigkeit und Klimawandel sehr wichtige Themen. Für den Anbau im Freiland müssen Arten entwickelt werden, die widerstandsfähiger gegen beispielsweise Hitze, Kälte oder salzige Bedingungen sind. Allerdings verlagert sich der Anbau immer mehr von außen nach innen, um ein Ganzjahresprodukt gewährleisten zu können. Salat ist dafür ein gutes Beispiel. In den USA, wo immer noch ein Großteil des Salats im Salinas Valley angebaut wird, sind in den vergangenen fünf Jahren viele Hightech-Treibhäuser gebaut worden, insbesondere für den Anbau von etwas speziellerem Blattgemüse. Der Klimawandel zwingt uns nicht nur, resiliente Arten für den Freilandanbau zu züchten, sondern auch Arten, die für die neuen Anbautechniken in Hightech-Treibhäusern geeignet sind.

In diesem Zusammenhang engagieren wir uns bei CropXR, einem zehnjährigen Forschungsprogramm, das vom Nationalen Wachstumsfonds finanziert wird und untersuchen soll, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Sortenentwicklung hat, und wie Resilienz definiert werden kann. Wir arbeiten hier mit den Partnern von KeyGene und von Genetwister, einer anderen Kooperation von Züchtern, zusammen.

Überprüfen Sie auch, wie Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern definiert werden kann?

Wir untersuchen, sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch aus unserer sozialen Verantwortung heraus, welche Sorten in Ländern gedeihen, die uns in Bezug auf Infrastruktur und politischen Hintergrund vor große Herausforderungen stellen. Wir haben zum Beispiel eine Züchtungsstation in Tansania, das heißt: Züchtung IN Afrika FÜR Afrika. Aber wir haben auch einen eigenen Ausschuss für Entwicklungszusammenarbeit, der Trainings für kleinere Anbaubetriebe, unter anderem in Guatemala, Peru und einigen afrikanischen Ländern organisiert. Oft geht es nur um grundlegende Techniken: Wie baut man eine Pflanze an, wie düngt man auf einfache Weise, wie werden Pflanzenschutzmittel angewendet? Solche Initiativen, wie auch das Errichten kleiner Schulen für Dorfgemeinschaften, sind allesamt langfristige Projekte.

Wie wichtig ist der Gaspreis noch für Sie?

Energiesparend anzubauen ist sicher ein Thema, aber nicht mehr so akut wie vor zwei Jahren. Der Erfolg unserer Blockpaprika Alzamora, dank welcher wir jetzt Marktführer sind, liegt zum Teil daran, dass man die Anbautemperatur um ein oder zwei Grad drosseln kann, ohne dass die Kilozahl darunter leidet. Das ist eigentlich ein Zufall gewesen, denn wir hatten nicht speziell daraufhin gezüchtet. Es führte uns aber vor Augen, dass auch die Energieeffizienz bezüglich Wärme und Licht verbessert werden muss.

Welche Herausforderungen werden in Zukunft noch auf Sie zukommen?

Das Thema Arbeitskräfte darf keinesfalls außer Acht gelassen werden, sowohl, was die Verfügbarkeit als auch die Erschwinglichkeit angeht. Wie kann man Arten produzieren, die weniger arbeitsaufwendig sind? Einlegegurken und Salat werden beispielsweise schon mechanisch geerntet. Darüber hinaus gibt es bereits diverse Projekte zum Einsatz von Robotern bei Anbau und Ernte von Tomaten, Paprikas und Erdbeeren im Gewächshaus. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann. Das bedeutet natürlich, dass man Arten züchten muss, die sich für maschinelle Verfahren eignen.

Die Kosteneffizienz von Nutzpflanzen ist generell ein sehr wichtiges Züchtungsziel. Das kann man auch bei den Resistenzen sehen: Wenn ich beispielsweise eine ToBRFV-resistente Tomate auf den Markt bringe, die zu 20 Prozent Einbußen bei der Produktion führt, dann habe ich immer noch ein großes Problem. Wir vermarkten jedenfalls hochresistente Tomatensorten, deren Durchschnittsertrag pro Hektar nahezu derselbe ist wie vor dem Ausbruch von ToBRFV.

Der Markt war in den letzten drei bis fünf Jahren nicht nur wegen des Virusdrucks und der Herausforderungen durch den Klimawandel sehr komplex, auch Corona und die Inflation infolge der weltweiten politischen Instabilität haben Auswirkungen auf die Sortimentsgestaltung gehabt. Es war kaum Platz für Innovation. So war es nicht leicht, unsere Tatayoyo, eine Paprikasorte, mit der wir vor zwei Jahren den Fruit Logistica Innovation Award gewonnen haben, auf den Markt zu bringen. Der Einzelhandel bevorzugte ein einfaches Sortiment. Verfügbarkeit und Preis waren die entscheidenden Faktoren. Sogar Nachhaltigkeit, eigentlich ein wichtiges Thema, spielte vorübergehend nur noch eine Nebenrolle. Glücklicherweise ist diese Talfahrt jetzt vorbei.

Zum guten Schluss stehen wir auch als Branche vor einer riesigen Herausforderung: Wie überzeugen wir die Verbraucher davon, mehr Gemüse und Obst zu essen? Wir leisten unseren Beitrag unter anderem durch die sehr aktive Nutzung unseres Social-Media-Kanals LoveMySalad und indem wir verschiedene Kampagnen mit unseren Lieferketten-Partnern organisieren. "Gemeinsam vorankommen" ist auch hier Grundvoraussetzung, aber wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern Anbaubetriebe auf der ganzen Welt mit qualitativ hochwertigem Saatgut für Gemüse und Obst versorgen werden können. (PB/PDC)

Der erste Teil dieses Interviews erschien vor wenigen Tagen.

Bilder: Rijk Zwaan

Weitere Informationen:
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https://www.lovemysalad.com/about
https://www.rijkzwaan.com/en/page/100years