Auch wenn noch immer nicht alle wichtigen Anbauländer ihre amtlichen Daten zur Kartoffelernte 2024 vorgelegt haben, scheint längst klar, dass es für die kommenden Monaten reichlich Kartoffeln gibt. Diese kommen aber laut AMI nicht jedem Marktsegment zugute, wie die Analyse von Anbautrends zeigt. Etwas überfordert könnte weiterhin das Segment der tiefgekühlten Pommes frites sein. Dafür wurden Produktionskapazitäten ausgeweitet, für die es zumindest aktuell keinen Bedarf gibt. Allerdings kam die Erzeugung von Rohstoff dem nach, was nun für unsichere Zeiten sorgt.
Niedersachsen:
"Auf einer Stelle nach dem Komma will ich mich nicht festlegen, aber in jedem Fall ist das Jahr 2024 ein Rekordjahr für Niedersachsens Kartoffel-Erzeuger", sagt Pflanzenbauexperte Thorsten Riggert (oben im Bild) im Gespräch mit dem Landvolk-Pressedienst. Damit bestätigt der Landwirt aus dem Landkreis Uelzen die Prognosen, wonach trotz Nässe und damit einhergehend hohem Druck durch Kraut- und Knollenfäule ein Mehrertrag im zweistelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahr bei der jetzt zu Ende gehenden Kartoffelernte erzielt werden konnte. Grund ist unter anderem die signifikante Flächenausweitung. "Die Qualität wird besser sein als zunächst befürchtet. Für einige Bauern könnte eine begrenzte Lagerfähigkeit der Kartoffeln jedoch zur Herausforderung werden. Das zeigt sich aber erst noch", sagt Riggert. Die ersten Kartoffeln wurden derweil aus dem Lager entnommen und für diese erste Lagerware wurde ein höherer Preis gezahlt.
Insgesamt wird in Niedersachsen eine Ernte von voraussichtlich 6,3 Millionen Tonnen erwartet, was einem Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erstmals knapp mehr als der Hälfte der gesamtdeutschen Ernte entspricht.
Rheinland-Pfalz:
Am Kartoffelmarkt ist Lage zur Vorwoche nur wenig verändert. Die Nachfrage ist weiter saisongemäß, aber stetig. Aus den Zwischenlägern wird das Angebot drängender als zuletzt. Im Berichtsgebiet ist die Ernte abgeschlossen, eingelagerte Partien überwiegend noch im Schwitzprozess. Bei diesen Lagerpartien handelt es sich im Regelfall um sehr gute Qualitäten, für die Marktteilnehmer schon bald Lageraufschläge erwarten.
NRW:
Bei den Speisekartoffeln konnte die Einlagerung vielfach abgeschlossen werden. Zur direkten Vermarktung versorgen sich die Packbetriebe auch in dieser Woche frisch ab Feld. Am Industriemarkt ergeben sich wenig Änderungen - bis auf einen Zuschlag für trockene Ware aus dem Lager.
Schleswig-Holstein:
Die Kartoffelernte ist hierzulande weitestgehend abgeschlossen und dementsprechend auch die Einlagerungsaktivitäten der Erzeuger. Preislich ist momentan kaum Bewegung im Markt, auch die relativ große Preisspanne hat aufgrund der stark unterschiedlichen Qualitäten weiterhin Bestand. Auch auf der Nachfrageseite ist momentan wenig Bewegung zu verzeichnen. Vereinzelt bringen Sonderaktionen des Lebensmitteleinzelhandels gewisse Kaufanreize, hier kann man aber eher von Strohfeuern sprechen. Große Hoffnung setzen alle Marktbeteiligten auf die bevorstehende Weihnachtszeit mit den entsprechenden Weihnachtsfeiern. Hier wird von einer deutlichen Nachfragesteigerung ausgegangen. Im Großen und Ganzen überwiegen somit trotz der mengenmäßig guten Ernte eher festere Tendenzen.
Hessen:
Im Land Hessen hat es im Vergleich zur Vorwoche keine signifikante Preisänderung gegeben.
Sachsen:
Im Land Sachsen hat es im Vergleich zur Vorwoche keine signifikante Preisänderung gegeben. Die letzte, minimale Preisanhebung wurde in der KW 41/42 durchgeführt.
Bayern:
Unterfranken ist eine ausgezeichnete Kartoffel-Region, in der etwa ein Fünftel der bayerischen Ökokartoffeln angebaut wird. Die Region profitiert von geringeren Regenmengen, wodurch die Gefahr des Befalls mit der gefürchteten Kraut- und Knollenfäulekrankheit vermindert ist. Der Sortenversuch, der in diesem Jahr erneut bei Werneck stattfand, ist für die unterfränkischen Bio-Bauern von großer Bedeutung.
Ostbelgien:
Im Sommer häuften sich die Meldungen zu steigenden Preisen im Kartoffelsektor: "Kartoffelpreis erreicht neuen Höchststand", titelte das GrenzEcho im Juni. Nun sei aber Licht am Ende des Tunnels, wie Nancy Bonni, die Geschäftsführerin des ostbelgischen Handelsbetriebs Kartoffel Bonni mit Sitz in Kelmis, berichtet. "Auch wir mussten im Sommer die Preise anheben", berichtet Nancy Bonni, die seit einigen Jahren die Geschicke des Familienunternehmens leitet. Die Gründe für die Preissteigerung seien vielfältig gewesen.