Die diesjährige Walnussernte in der nordamerikanischen Nusshochburg Kalifornien neigt sich nun dem Ende zu. Es gibt jedoch große Verunsicherung hinsichtlich der tatsächlichen Erntemenge, wie uns Jens Borchert vom spezialisierten Importpartner PALM Nuts & More Nuss und Trockenfrucht GmbH & Co.KG mitteilt. "Die ursprüngliche Schätzung belief sich auf circa 670.000 Tonnen, inzwischen kursieren aber auch Zahlen unter 600.000 und sogar 550.000 Tonnen. Dies wären 10 Prozent weniger als Anfang September laut offizieller USDA Schätzung und 27 Prozent weniger als 2023. Es handelt sich aber immer noch um unbestätigte Prognosen. Nach Angaben der Exporteure sollen die Qualitäten in diesem Jahr zum Teil schlechter als im Vorjahr sein."
Mehrere Ursachen tragen zu diesem prognostizierten Ernterückgang bei, fährt Borchert fort. "Erstens brauchen die Bäume im Winter eine gewisse Ruhezeit, dafür war es aber in diesem Jahr nicht kalt genug. Zudem fand die Blüte in diesem Jahr sehr spät statt. Ein weiterer Faktor ist das niedrige Preisniveau der vergangenen Saison, was viele Erzeuger dazu bewogen hat, weniger zu düngen oder zu bewässern. Des Weiteren werden viele ältere Anlagen inzwischen nicht mehr bewirtschaftet oder entfernt, was sich ebenfalls negativ auf die Produktivität ausgewirkt hat. Im Norden, dem bedeutendsten Anbaugebiet Kaliforniens, dürften die Erträge noch einigermaßen in Ordnung sein, im Süden hingegen ist mit großen Verlusten zu rechnen. Auch die Wunschkaliber (30mm+) zum Knacken werden in diesem Jahr voraussichtlich nur beschränkt vorhanden sein." Letzte alterntige Ware wurde Anfang November vermarktet, mit ersten Ankünften neuerntiger Ware sei erst bis Januar zu rechnen.
Alternativen zur kalifornischen Ware seien Borchert zufolge auch kaum vorhanden. "In Frankreich werden gravierende Einbußen um bis zu 30 Prozent im Raum Grenoble und mitunter Totalausfälle in der Perigord prognostiziert. Neuerntige Walnüsse chilenischen Ursprungs werden normalerweise zwischen April und Juni vermarktet, sodass man mit dieser Menge den Anfang des europäischen Weihnachtsgeschäfts abdecken kann. Doch auch hier war man offenbar in diesem Jahr relativ früh ausverkauft. In Osteuropa sowie Italien hat man stark unter der Hitze und Trockenheit gelitten. Ähnliches gilt für Spanien, wo es zum Erntezeitpunkt starke Niederschläge gab. In Portugal gab es während der gesamten Wachstumsphase gute Bedingungen, woraufhin es zum Ernteauftakt auch hier stark geregnet hat und nur wenig Ware von dort auf den Markt kommt. In China soll es aktuellen Angaben zufolge üppige Erträge geben, die oftmals in die Türkei und unter Umständen auch nach Europa exportiert werden. Man muss aber dazu sagen, dass China auf den hiesigen Märkten immer noch ein Image-Problem hat."
Steigender Wettbewerb prägt globalen Walnussmarkt
Die Sorte Chandler (Walnusskerne) sei mit einem geschätzten Marktanteil von circa 50 Prozent immer noch weit vorn im kalifornischen Walnussanbau, gefolgt von der Sorte Howard, die überwiegend als inshell Nuss vermarktet wird. Die ältere Sorte Hartley sei hingegen im Laufe der Jahre fast verschwunden. Borchert: "Hinsichtlich der Menge war die Saison 23/24 ein sehr üppiges Jahr, insbesondere für die Walnusskerne. Dies hat nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern Europas zu relativ günstigen Preisen und entsprechenden Aktionen geführt. Insbesondere in der letzten Phase der Vermarktungssaison hat der Wettbewerb mit Ursprungsländern wie Chile, Australien und Ungarn, die mit steigenden Anbaumengen auf den Markt drängen, zugenommen. Dies führt wiederum dazu, dass der LEH in diesem Zeitraum mehrere Optionen hat, wobei es in diesem Jahr in fast jedem einzelnen Anbauland Probleme und Einbußen gibt."
Auf Sicht gesehen verlieren die Übersee-Walnüsse tendenziell an Bedeutung, während die europäische Produktion allmählich ausgedehnt wird, resümiert Borchert. "Es gibt auch in Deutschland immer mehr Erzeuger, die sich dem Walnussanbau widmen wollen. Global betrachtet, sehe ich in Chile nur noch wenig Wachstumspotenzial, da die Walnuss gegenüber Haselnüssen sowie dem Obstbau an Attraktivität eingebüßt hat. In Kalifornien sehe ich einen ähnlichen Trend, indem einjährige Kulturen wie Tomaten und dergleichen an Bedeutung gewinnen, da diese keine großen Vorinvestitionen erfordern. Wir hatten aber in dieser Hinsicht auch eine Überproduktion, und das wird nun gewissermaßen korrigiert. Die letztjährigen Marktpreise waren auf alle Fälle alles andere als nachhaltig oder kostendeckend, während es in bevorstehender Saison attraktive Erzeugerpreise geben wird. Die Schlüsselfrage ist nun, inwieweit diese höheren Preise ein hemmender Faktor für den Absatz sein werden."
Jens Borchert erkundigte sich beim diesjährigen DOGK in Düsseldorf über die neuesten Markttrends in der Branche.
Bilder: Mariani of California
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Jens Borchert
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