In der KW 44 konnten die ersten Chicorée-Sprossen aus neuerntigen Bio-Wurzeln ausgeliefert werden. "Obwohl die generelle Rohwarensituation angeblich eher knapp sein soll, erfreuen wir uns einer guten Wurzelernte", berichtet Fabian Borgwald vom niedersächsischen Bio-Unternehmen Engemann Bio eG. "Wir produzieren an unserem Hauptstandort auf rund zehn Hektar Chicorée-Wurzeln und konnten die Ernte am 13.11. zwar etwas später, dennoch mit guten Ergebnissen hinsichtlich der Mengen und Qualitäten beenden. Auch in der Treiberei sind die ersten Sprossen ziemlich homogen gewesen und sie entsprachen großteils dem erwünschten Stückgewicht zwischen 170 und 250 Gramm. Insofern ist die neue Saison auf Produktionsebene recht erfreulich angelaufen."
Die Marktlage sei hingegen in letzter Zeit eher verhalten gewesen, fährt Borgwald fort. "Aufgrund der bescheidenen Nachfrage vonseiten des Naturkostfachhandels, unseres primären Absatmarktes, haben wir aktuell in der Treiberei nur eine 60-prozentige Auslastung." Dies dürfte nach Angaben des Unternehmens auch zum Teil mit der anhaltenden Inflation und Preissensibilität zusammenhängen. Denn der Bio-Chicorée sei gegenüber dem konventionellen Pendant vergleichsweise recht hochpreisig. "Die aktuellen Preise liegen rund 20 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Das sind Preise, mit denen wir als Erzeuger recht gut wirtschaften können. Man darf schließlich auch nicht vergessen, dass wir durch den hohen Energie- und Arbeitsaufwand, den wir in der Produktion betreiben müssen, eine gewisse Mindestkalkulation erfordern müssen." Aufgrund der aktuellen Marktbedingungen seien Investitionen in puncto Kapazitäten und (Maschinen)Ausstattung erstmal auf Eis gelegt worden.
Einblick in die Treiberei der Engemann Bio eG
Winterartikel schlechthin
Ab der KW 48-49 erwartet Borgwald erste Aktionen mit Bio-Chicorée im Naturkostfachhandel. Daraufhin wird die gewohnte Kurve normalerweise ihren Lauf nehmen. "Bei den meisten unserer Kunden wird der Chicorée zwar das ganze Jahr über gelistet, er gilt jedoch weiterhin als Winterartikel schlechthin. Ab Ende November bis Weihnachten zieht der Absatz sukzessive an, im Laufe des Januars flacht der Bedarf dann in der Regel zusehends ab. Bei normalen Wurzelerträgen können wir normalerweise bis April-Mai des Folgejahres auf Rohware aus eigenem Anbau zurückgreifen. Den geringen Bedarf im Sommer decken wir dann mit zugekauften Wurzeln, hauptsächlich aus den Niederlanden. Letzteres könnte jedoch aufgrund der prognostizierten Verluste in diesem Jahr herausfordernd werden."
Die Firma Engemann widmet sich seit 2005 primär der Produktion des marktüblichen, weißen Chicorées. Im Jahr 2022 hat man ergänzend auch roten Chicorée angeboten, der aber mangels Nachfrage wieder aus dem Sortiment herausgenommen wurde.
Zukunft des deutschen Chicorées
Trotz der nassen Feldbedingungen in diesem Jahr blickt das Management der Engemann Bio eG der Zukunft recht zuversichtlich entgegen. "Aus produktionstechnischer Sicht sehe ich in den kommenden fünf bis zehn Jahren keine großen Probleme auf uns zukommen. Wir haben den Vorteil der eigenen Wurzelproduktion, weshalb wir die Qualität der Rohware ein Stück weit selbst in der Hand haben. Kritischer sehe ich hingegen die Vermarktung des Produktes. Denn wir empfinden den Konsum bereits seit einigen Jahren als leicht rückläufig. Die Schlüsselfrage wird daher auch sein, wie sich der Chicorée-Konsum in den kommenden Jahren entwickeln wird", schlussfolgert Borgwald.
Bilder: Engemann Bio eG
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Fabian Borgwald
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