Wiederum in südländischer Atmosphäre wurde die diesjährige 18. Internationale Konferenz für Erzeugerorganisationen (EOs) für Obst und Gemüse (ICOP) abgewickelt. Nach Almería (ES) im Jahr 2023 ging es dieses Mal an die Algarve in Portugal. Vom 20. – 22. November 2024 kamen hier rund 150 Vertreter aus 17 Ländern aus der Branche und von Förderstellen sowie der Europäischen Kommission zusammen.
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Die ersten beiden Tage waren klassische Konferenztage. An Tag drei folgten Fachexkursionen in die Region rund um den Veranstaltungsort Vilamoura. Organisiert wurde die diesjährige Veranstaltung wiederum vom österreichischen Beratungsunternehmen gfa-consulting GmbH, in Kooperation mit dem portugiesischen Partner vor Ort – Portugal Fresh. "Die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten massiv verändert! Die Frage ist: wie können und beabsichtigen wir uns daran anzupassen?" So könnte man den roten Faden, der sich durch die gesamte Tagung gezogen hat, zusammenfassen. Bereits in den Eröffnungsreden von gfa-Geschäftsführer Wolfgang Braunstein, Joao Moura, Staatssekretär für Landwirtschaft (PT) und Goncalo Andrade von Portugal Fresh wurde dies mehrfach betont.
Insgesamt kamen an den beiden Konferenztagen 16 Vortragende zu Wort. Wie bewährt stand der erste Konferenztag im Zeichen Internationaler Trends und Entwicklungen am Markt: Mit "Die glorreichen Sieben" war im Falle von Cindy van Rijswick von RaboResearch Food & Agribusiness nicht der gleichnamige Westernfilm gemeint. Sie definierte in ihrem Vortrag sieben Faktoren, die die Landwirtschaft von heute am wesentlichsten beeinflussen: das Ende des Überflusses, der Mangel an Arbeitskräften, die Bedeutung neuer Technologien (speziell KI), die mit dem Klima verbundenen Risiken, die durch die neue politische Weltordnung entstandene Unsicherheit, das Konsumverhalten neuer Generationen und die Macht, die der Erzeuger innerhalb der Kette erlangt, wenn ein Mangel an Lebensmitteln entsteht. Aus Sicht von van Rijswick ist es unerlässlich, sich an diese Faktoren anzupassen und einen Wandel zu vollziehen, um dauerhaft bestehen zu können. Kein "Mehr" an Produktion, sondern eine profitablere Version davon, gelte es zu forcieren.
Im nachfolgenden Vortrag von Maarten de Moor von der Vereinigung von Erzeugerorganisationen LAVA aus Belgien wurde als ein weiterer wichtiger Einflussfaktor die zunehmende Belastung der Landwirte durch Bürokratie genannt. Diese mache für jüngere Landwirte eine Nachfolge am Betrieb unattraktiv und führe zu weiteren Herausforderungen. Dennoch zeichnet De Moor ein positives Bild des O&G-Sektors in Belgien. Rund 90 Prozent der Produktion sind dort in EOs gebündelt und stellen einen starken Partner für den Handel dar. Diesem wurde am ICOP auch eine Plattform geboten. Zwei relevante Supermarktketten in Portugal sind Auchan und der spanische Einzelhändler Mercadona. Nuno Passadinhas von Auchan und Pedro Barraco von Mercadona Portugal stellten die Strategien ihrer jeweiligen Unternehmen dar und standen im Anschluss bei einem Runden Tisch Rede und Antwort.
Den Abschluss des ersten Konferenztages machte Teresa Carvalho mit einem umfassenden Einblick in Konsumtrends der Gegenwart. Alternative Zutaten und geänderte Ansprüche an Lebensmittel standen hierbei im Fokus. Nach dem öffentlichen Teil ging es zu einem Networking Dinner im entspannten Rahmen. Die geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen im Konnex mit der Neuen Gemeinsamen Agrarpolitik standen am 2. Konferenztag im Fokus der meisten Vorträge. Zu Wort kamen hierzu Kristine Bori von der Europäischen Kommission, ebenso wie Pompei Pais Dias von der portugiesischen Beratungsorganisation Consulai. Während Bori generell relevante Themen und Fragestellungen hinsichtlich Fördermöglichkeiten über das sogenannte Operationelle Programm Revue passieren ließ, stellte Dias die praktische Umsetzung derselben Richtlinien in Portugal dar. In dieselbe Kerbe schlug Joel Vasconcelos von der Beeren-EO Lusomorange (PT), der am Beispiel von Forschungsprojekten im Operationellen Programm der EO Chancen für Weiterentwicklungen aufzeigte. Auch der Ministeriumsvertreter aus Kroatien, Sasa Paprika, beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der aktuellen Situation von EOs in seinem Heimatland.
Philippe Appeltans von der belgischen Vereinigung von Erzeugerorganisationen BelOrta konnte aufgrund der Witterung in Belgien nicht rechtzeitig anreisen, was ihn jedoch nicht davon abhielt, am abschließenden Networking Dinner im Mercado of Loulé bei einem variantenreichen Auszug aus der portugiesischen Kulinarik spontan eine Zusammenfassung seiner Präsentation zum Besten zu geben.
Die weiteren Sprecher Daniel Ribeiro von Hidrosoph und Goncalo Escudeiro von Torriba setzten sich in einer hochemotionalen Rede mit dem zunehmend relevanten Thema Wassermanagement auseinander. Innovationen für die Branche wurden mit der Präsentation aus Schweden - gehalten von Olle Olofsson und Jeanette Lindstrand - abgedeckt. Das Unternehmen Saveggy hat in Zusammenarbeit der Gemüse-Erzeugerorganisation Sydgrönt eine plastikfreie Alternative für die Umhüllung von Gurken entwickelt. Allein in Schweden werden pro Jahr 130 Tonnen Plastik für die Haltbarmachung von Gurken verwendet. Ein Gemisch aus Weizen und Rapsöl soll hier eine natürliche Abhilfe schaffen.
Als "Game Changer" bezeichnet Nadja Klein (DE) von kleineberatung "Human Ressources" und hat in der Folge aufgezeigt, welch immense Relevanz künftig der Akquirierung geeigneter Arbeitskräfte und vor allem auch deren Bindung ans Unternehmen zukommt. Die diesjährigen Exkursionen führten am dritten Tag einerseits zu Frusoal, einer EO, die neben Zitrusfrüchten auch Avocados und weitere Produkte herstellt. Andererseits ging es zum Unternehmen Global Avocados, das – nomen est omen – Avocados in großem Stil produziert. Des Weiteren wurde Maravilha Farms besucht, ein Mitglied der EO Lusomorango, das vorrangig Himbeeren und Heidelbeeren vermarktet. Die EO Madrefruta machte das Quartett voll und erzeugt wiederum auf 277 Hektar Himbeeren, Heidelbeeren und exotische Früchte.
"Die Ansprüche an die Landwirtschaft von heute sind einem ständigen Wandel unterworfen. Die Produzenten von Obst und Gemüse müssen einen vielfältigen Werkzeugkasten in die Hand bekommen, um diesen Ansprüchen auf Dauer gerecht werden zu können!" fasste Organisator Wolfgang Braunstein zusammen und hob hierbei die Relevanz von Kooperationen innerhalb des Sektors hervor. ICOP 2025 wird wiederum im November stattfinden. Den Austragungsort ließ sich der Veranstalter noch offen.
Weitere Informationen:
http://www.icop.at/