Das Ergebnis der diesjährigen Kernobsternte ist in großen Teilen Deutschlands eher ernüchternd. Dies gelte auch für die Bio-Apfelernte im Alten Land, wie uns Hinrich Quast, Geschäftsführer bei der Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG in Jork, mitteilt. "Die gesamten Erntemengen liegen rund 30 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, in dem das Ergebnis bereits leicht unter dem Durchschnitt lag. Aufgrund der frühen Blüte und nasskalten Witterung gestaltete sich die Befruchtung unserer Anlagen leider eher schwierig."
Dies habe sich jedoch unterschiedlich auf die einzelnen Sorten ausgewirkt, betont Quast. "Bei der gesamten Jonagold-Gruppe mussten wir starke Ernteeinbußen um bis zu 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Diese Mengen werden uns vor allem in der späten Vermarktung fehlen. Die Sorte Wellant wurde hingegen am meisten geschadet, mit Ausfällen um bis zu 80 Prozent. Dies hat leider auch dazu geführt, dass die Bestände bereits ausverkauft sind, rund zwei Monate früher als sonst." Gleiches gelte für die Sorte Boskoop mit einem Ernteminus um 60 Prozent. Moderate bis leicht rückgängige Erträge gab es hingegen bei Elstar, Topaz sowie Braeburn.
Hinrich Quast beim Firmenbesuch im Frühjahr 2023. Seit nunmehr zwei Jahren verfügt das Familienunternehmen über ein nagelneues Sortier- und Verpackungszentrum im Jorker Gewerbepark.
Die frühe Vegetation führte zu einem entsprechend frühen Ernteauftakt. Nachdem die letzten Bestände aus alter Ernte geräumt waren, gab es ein kurzes Vermarktungsloch um rund drei Wochen. Anfang August konnten dann bereits erste Frühäpfel der Sorte Delbarestivale und Deljonca geerntet werden, um zwei Wochen früher als sonst. In der zweiten Oktoberwoche wurde die diesjährige Ernte bereits beendet. Die bisherigen Qualitäten seien Quast zufolge recht ansprechend gewesen. "Wir haben dieses Jahr überwiegend großfallende Ware geerntet. Kleinkalibrierte Äpfel, die zum Beispiel als Schulobst genommen werden, sind hingegen rar gesät. Vorerst gehen wir auch von einer guten Lagerqualität und geringen Ausfällen in der Lagerung aus, was wiederum bedauerlich für die Industrie ist."
Hinrich Quast und Catharina Augustin auf der diesjährigen BioFach in Nürnberg.
Erfreuliche Vermarktungssituation
Die Vermarktung der Bio-Äpfel sei in diesem Jahr recht gut angelaufen. Quast: "Die Nachfrage war bis zuletzt relativ hoch und stabil, in Richtung Weihnachten findet das Kernobst jedoch traditionell etwas weniger Beachtung, was sich auch in einem geringeren Bedarf widerspiegelt. Die bisherige Preisgestaltung würde ich derweil als gut und auskömmlich bewerten. Wir starteten mit Notierungen um 15 Prozent über Vorjahresniveau und haben diese Preise auch mehr oder weniger halten können." Ausschlaggebend wird vor allem die letzte Phase der diesjährigen Saison. "Aufgrund der bereits erwähnten Ernteeinbußen innerhalb der Jonagold-Gruppe rechne ich mit einem frühen Ende der Vermarktungssaison bis Mitte Mai, um zwei Monate früher verglichen mit einem durchschnittlichen Jahr. Durch die ebenfalls beträchtlichen Ausfälle im Westen und Osten Deutschlands erwarte ich auch dort ab Frühjahr einen erhöhten Bedarf und einen insgesamt aufnahmefähigen Markt."
Natyra stagniert, Freya und Deichperle legen zu
Die Firma Augustin widmet sich seit nunmehr 30 Jahren dem Anbau und Vertrieb regional erzeugter Bio-Äpfel und vermarktet die Erzeugnisse von neun eigenständig wirtschaftenden Obstbaubetrieben im Alten Land. Die Sortenvielfalt und Anbaukapazitäten wurden stets den sich ändernden Verbraucherwünschen angepasst. "Aufgrund der Anfälligkeit von Regenflecken ist die Sorte Natyra in der Produktion zusätzlich zu ihrem geringen Ertragspotential sehr risikobehaftet, was wiederum dem späten Erntezeitpunkt tief im Oktober geschuldet ist. Dementsprechend werden wir die Anbaufläche nicht weiter ausdehnen. Die Sorte Topaz hat sich hingegen gut etabliert, weshalb wir die Anbaukapazitäten weiterhin ausdehnen. Der Elstar ist durch die Sommerhitze der vergangenen Jahre leicht rückläufig. Generell stellen wir fest, dass der hiesige Anbau zu Sorten aus der südlichen Hemisphäre tendiert und ich schließe daher auch nicht aus, dass es künftig auch vermehrt Gala oder Braeburn im Alten Land geben wird."
Die neue Apfelschorle wird nun gemeinsam mit frischen Demeter-Äpfeln sowie -Apfelmark als Gesamtkonzept am PoS angeboten.
In den zurückliegenden Jahren hat die Firma Augustin den Anbau und Vertrieb der beiden Sorteninnovationen Freya und Deichperle verstärkt forciert. Und nicht ohne Erfolg, so Quast. "Bei beiden Sorten konnten wir ein starkes Mengenwachstum verzeichnen, das wiederum dem Zuwachs der Junganlagen zu verdanken ist. Beide Sorten erfreuen sich steigender Beliebtheit im Naturkostfachhandel und haben sich besonders in der ersten Saisonhälfte bis Februar bereits stark etabliert. Eine weitere Neuheit in unserem Portfolio ist seit Mai dieses Jahres die naturtrübe Apfelschorle, die aus einer Mischung mehrerer Sorten hergestellt wird, und als Gesamtkonzept gemeinsam mit den frischen Äpfeln und dem Apfelmark im Handel vorzufinden ist. Dieses Konzept wird auch vom Verbraucher sehr gut angenommen und ist somit eine tolle Bereicherung unseres Grundsortiments."
Weitere Informationen:
Hinrich Quast
Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG
Ostfeld 25
21635 Jork
Tel: +49 (0)4162-90018-21
[email protected]
www.augustin.de