Während die ägyptische Erdbeersaison in der vergangenen Woche mit begrenzten Mengen und entsprechend hohen Preisen begann, scheint der Druck seit Beginn dieser Woche etwas vom Markt gewichen zu sein. Das sagt Alain Tulpin vom Logistikdienstleister Tulpin Group. "In diesem Jahr ist es etwas später geworden, aber ein späterer Start ist natürlich keine Katastrophe. Bei Obst und Gemüse gibt es nie zwei gleiche Jahre. Jetzt kommen die Mengen auf den Markt und auch die Preise werden sich wieder etwas normalisieren."
"Es ist keine höhere Mathematik", fährt Alain fort. "Ich war Ende September in Ägypten und da waren es noch 40 Grad im Schatten. Dann kann man einfach keine Erdbeeren pflanzen, weil der Boden schnell 60 Grad heiß wird. Wenn man da eine Erdbeerpflanze pflanzt, kann man noch so viel Wasser draufschütten, am nächsten Tag ist sie tot. Man musste also abwarten, und wenn man 14 Tage mit der Aussaat wartet, ist es auch logisch, dass man 14 Tage später Erdbeeren hat. Die Conference-Birne pflückt man manchmal am 15. August und in anderen Jahren wieder Anfang September. Das gehört dazu. Sicherlich gibt es dann immer Leute, die nervös werden, aber was noch nicht vorhanden ist, kann es auch nicht geben. Wir haben das auch bei den kanarischen Tomaten gesehen, welche ebenfalls 14 Tage Verspätung hatten."
"Die Preise sind dann eine Zeit lang sehr hoch, aber so läuft das im Handel", erklärt er. Alain geht übrigens nicht davon aus, dass sich dieser Trend für den Rest der Saison fortsetzen wird. "Wir haben die erste Lieferung am 25. November erhalten, aber erst seit Anfang dieser Woche geht es so richtig los, wobei täglich mindestens 200 bis 250 Tonnen eintreffen. Die Qualität ist gut, und was die Mengen angeht, sehe ich auch nicht viel weniger als in anderen Jahren. Das bekommen wir in Ägypten oft zu hören, aber dieser Ruf kommt hauptsächlich von unabhängigen Erzeugern, die an Exporteure verkaufen und damit den Markt beeinflussen. Diejenigen, die selbst anbauen, sagen, dass sie genug haben."
Wir kommen nun in die Hochphase für ägyptische Erdbeeren, bis Spanien auf den Markt kommt. Die Tulpin Group liefert die Früchte normalerweise vor allem nach England, in die Niederlande und nach Irland. "Man sieht, dass die Nachfrage in der ersten Dezemberwoche noch etwas zurückliegt. Es ist schwer abzuschätzen, aber es wird relativ schnell losgehen. In Huelva hat es viel geregnet, allerdings hat es sich im Allgemeinen nicht auf die Ernte ausgewirkt, da viele noch nicht gepflanzt hatten. Das bedeutet zugleich, dass Spanien nicht sehr früh dran sein wird. Außerdem hat Marokko kaum gepflanzt, weil es seit Jahren nicht mehr genug verdient. Es kommt zwar etwas aus dem Süden, aber auch das wird die Welt nicht verändern. Marokko hat sich in den letzten Jahren mehr auf Himbeeren und Heidelbeeren konzentriert. Es wird also noch viel Platz für eine schöne ägyptische Erdbeersaison sein. Dass sie etwas später dran sind, ist ärgerlich. Was in Valencia passiert ist, das ist eine Katastrophe."
Foto Nik Deblauwe
E-Commerce bringt den Luftfrachtmarkt durcheinander
Große Herausforderungen für die Zukunft sieht der erfahrene Logistikdienstleister übrigens in der Luftfracht. "Die Preise sind wirklich in die Höhe geschossen, und das wird so bleiben. In der Tat halten alle den Atem an, was nach dem Sieg von Trump passieren wird. In Europa muss jede Sendung ab 22 EUR verzollt werden und Importzölle sind ab 150 EUR zu entrichten, aber in den USA muss man immer noch 800 EUR für die Verzollung bezahlen. Trump wird dies wahrscheinlich abbauen, und dann bleibt nur noch abzuwarten, was die Chinesen machen. Ob sie nicht auch Europa ins Visier nehmen werden."
"Der chinesische E-Commerce verändert in der Tat die gesamte Handelslandschaft. Jeden Tag starten fünfzig 747-Flugzeuge mit E-Commerce aus China. Die Auswirkungen sind in Ägypten bereits ein wenig zu spüren, aber in Kenia ist es mittlerweile wirklich ein Problem. Das hat große Auswirkungen auf die Luftfrachtraten, weil die Nachfrage so groß ist. Jeden Tag kommen 500 Millionen Pakete auf diesem Weg an, was den Markt enorm verformt. Ich gehe davon aus, dass Europa irgendwann eine Obergrenze einführen wird, aber bis dahin müssen wir damit zurechtkommen", so Alain abschließend.
Weitere Informationen:
Alain Tulpin
Tulpin Group
Kapellestraat 2A, Bus 6
8460 Oudenburg, Belgien
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