Die Kirschenernte in den süddeutschen Anbaugebieten Oberkirch und Freiburg fing in diesem Jahr mit leichter Verspätung an, während die Ernte der norddeutschen Dachkirschen um zehn Tage früher gestartet sei. "Ich schließe daher nicht aus, dass die diesjährige Saison etwas früher beendet wird. Im vergangenen Jahr haben wir am 20. August die letzten deutschen Kirschen offeriert, wobei die Nachfrage in der Regel ab dem 10. August bereits stark nachlässt", schildert Hinrich Eckhoff, Standverkäufer beim Fruchtgroßhandel Erwin Dehmel mit Sitz am Hamburger Großmarkt.
Noch werden die sogenannten Dachkirschen aus dem Alten Land in begrenztem Umfang produziert und vermarktet. Dies dürfte sich Eckhoff zufolge jedoch künftig ändern. "In einem Jahr wie diesem wird dem Handel der Mehrwert des geschützten Anbaus bewusst. Denn die Anforderungen hinsichtlich Qualität und Stabilität der Ware nehmen in allen Bereichen, ob LEH oder Großhandel, tendenziell zu. Geplatzte Kirschen werden einfach nirgends mehr akzeptiert." Letzteres sei jedoch im Freilandanbau tendenziell schwieriger darzustellen, was wiederum den Wetterextremen geschuldet sei.
Dachkirschen aus dem Alten Land.
Die Dachkirschen seien in der Regel etwas größer (Kaliber 28-30-32) im Vergleich zum Pendant aus Freilandanbau (Kaliber 26-28) und im Verkauf entsprechend teurer. Eckhoff: "Preislich liegt die Dachware in diesem Jahr über Vorjahresniveau, während die Freilandware aufgrund der durchweg schwächeren Qualitäten eher preisgünstiger gehandelt wird." Zu den Hauptsorten im deutschen Anbau zählen Henriette, Kordia und Regina. "Wir haben bereits erste Kirschen der Spätsorte Regina bekommen, die allerdings meines Erachtens noch zu rot sind."
Freilandkirschen aus heimischem Anbau. Das Unternehmen Erwin Dehmel zählt zu den alteingesessenen Marktfirmen am Hamburger Großmarkt und feierte im vergangenen Jahr sein 75-jähriges Bestehen.
Neben einheimischen Süßkirschen führt die Firma Erwin Dehmel ein breites Steinobstsortiment aus Spanien sowie Frankreich, wobei Aprikosen, Nektarinen und Pfirschiche französischen Ursprungs in der Regel um 30-35 Prozent teurer als das spanische Pendent seien. "Aufgrund von Inflation und erhöhtem Preisbewusstsein wird generell weniger auf französische Ware zugegriffen. Dies führt eben dazu, dass französisches Steinobst vor allem im gehobeneren Fachhandel guten Anklang findet." Insgesamt reichen die Angebotsmengen aus beiden Ursprungsländern aus, um den allgemein geringeren Bedarf zu decken, führt Eckhoff aus.
Französische Steinfrüchte der Qualitätsmarke 'Le Canard des Clairettes: Es wird momentan 'mit angezogener Handbremse' eingekauft, bilanziert Eckhoff.
Orangered verliert an Bedeutung
Bei den einzelnen Steinfrüchten beobachtet Eckhoff einige interessanten Trends. "Die einst beliebte Aprikosensorte Orangered verliert an Bedeutung, da sie für den Export eigentlich zu empfindlich ist. Die Ware hält nicht so lange, weshalb sie für den LEH ohnehin ungeeignet ist. Wir beziehen die Sorte meist aus Frankreich, wobei wir in diesem Jahr auch mal einige Paletten aus Spanien beschaffen haben. Auch hier gab es jedoch Probleme mit der Haltbarkeit."
Spanische Steinfrüchte
Ergänzend zum 'Standardsortiment' bietet Eckhoff zurzeit ebenfalls platte Nektarinen sowie Pfirsiche an. "Wir stellen fest, dass die Nachfrage nach letzterer Frucht stetig zunimmt, während sich die platten Nektarinen interessanterweise nicht so durchgesetzt haben. Dies mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dass die Pfirsiche nicht nur preisgünstiger sind, sondern auch sowohl in der Größe AA sowie AAA erhältlich sind", heißt es abschließend.
Bilder: Erwin Dehmel Fruchtgroßhandel
Weitere Informationen:
Hinrich Eckhoff
Erwin Dehmel Fruchtgroßhandel
Großmarkt Hamburg
+49 175 288 3618
[email protected]
www.dehmel-frucht.de